Die Krypto-Expertin Ophelia Snyder ist noch keine Dreissig und lenkt mit 21Shares eines der weltweit bekanntesten Startups im Zuger Crypto Valley. Mit finews.ch hat sie über Co-Investorin Cathie Wood und frühe Dokumentarfilme für den Discovery-Channel gesprochen.


Frau Snyder, Sie sind 29 Jahre alt und haben mit 21Shares bereits eine Firma gegründet, die das erste Krypto-ETP weltweit lancierte und letztes Jahr das best-performende Indexprodukt überhaupt verwaltete. Was können Sie sich da für die nächsten zehn Jahre überhaupt noch vornehmen?

Wir stehen erst am Anfang. 21Shares existiert zum Zweck, Krypto für jede und jeden zugänglich zu machen. Digitale Assets haben sich über die letzten zehn Jahren besehen als die Anlageklasse mit der besten Performance erwiesen. Wir glauben nun, dass Krypto auch in den nächsten zehn Jahren eine überdurchschnittliche Performance erzielen wird. Das Innovations-Tempo im Sektor ist unglaublich, und es gibt keine Anzeichen einer Verlangsamung. Unsere Produktpalette wird weiter ausgebaut, um mit diesem Tempo Schritt zu halten.

Allerdings hat sich der Wert digitaler Vermögenswerte seit November letzten Jahres fast halbiert. Hatten Sie in der Folge mit Abflüssen aus Ihren ETP zu kämpfen?

Wir hatten einen guten Start ins neue Jahr. Trotz der Volatilität am Markt verzeichnen wir durchs Band Zuflüsse in unsere Produktepalette. Nennenswerte Abflüsse erlitten wir keine. Wir werten dies auch als Leistungsausweis für unser Research: Unsere Kunden haben ein klares Verständnis für die Grundlagen von Krypto und für die unglaublich positiven Wachstumsanzeichen in diesem Segment. Die Anwendungen und die Akzeptanz nehmen zu, sei es im dezentralen Finanzwesen, bei NFTs oder den neuen Layer-1-Anwendungen, die eine grössere Skalierbarkeit versprechen.

Apropos Research: Die Analysten der Grossbank UBS warnten unlängst vor dem nächsten Krypto-Winter. Zu Recht?

Wir sehen vor allem positive Trends auf fundamentaler Ebene im Krypto-Bereich. Die Aktivitäten auf der Blockchain-Technologie nimmt weiter zu.

Worauf richten Sie Ihr Augenmerk?

Sei es die grosse Kündigungswelle in den USA, wo wir beobachten, wie talentierte Entwickler das Bankwesen und Big Tech verlassen, um in der Krypto- und der Web-3-Branche zu arbeiten, seien es die neuen und milliardenschwerer Risikokapital-Fonds wie jener von FTX und Andreesen Horowitz: Das Krypto-Ökosystem wächst mit unglaublicher Geschwindigkeit.

«Die Regulierung kann eine Kraft des Guten sein»

Darüber hinaus sehen wir die ersten Schritte in Richtung einer breiten Kommerzialisierung mit Partnerschaften wie jene zwischen der Krypto-Börse Coinbase und dem Kredikarten-Anbieter Mastercard sowie zur Lösung von Skalierungs-Problemen in der Blockchain, etwa vermittels Rollups und Sharding.

In den USA hat die Börsenaufsicht die Regeln für Krypto-Indexprodukte nochmals verschärft. Ist das gut oder schlecht für Anbieter wie 21Shares?

Wir glauben, dass Regulierung eine Kraft des Guten sein kann. Neue Vorschriften bringen dringend benötigte Klarheit und kommen letztlich den Nutzern zugute, indem sie eine breitere Akzeptanz für Krypto fördern. Für 21Shares ist das sowieso positiv, da wir versuchen, bei den Indizes, die wir auf den Markt bringen, die höchsten Standards einzuhalten.

In den USA arbeiten Sie mit der bekannten Fondsmanagerin Cathie Wood zusammen. Wie sind Sie mit ihr in Kontakt gekommen?

Ich habe Cathie Wood vor einigen Jahren auf einer Konferenz kennengelernt. Wir haben auf der Grundlage unseres gemeinsamen Interesses an Innovation und Forschung eine grossartige Beziehung aufgebaut. Letztes Jahr trat sie in den Verwaltungsrat unseres Unternehmens ein. Wir freuen uns sehr über die Zusammenarbeit mit ihr und dem Team ihrer Gesellschaft Ark Invest, da wir auf dem US-Markt expandieren wollen.

Wie stark ist Wood bei 21Shares präsent?

Cathie Wood ist nicht nur eine unglaublich intelligente Fondsverwalterin, sondern auch eine herausragende Persönlichkeit. Mein Mitgründer Hany Rashwan und ich sehen sie als strategische Partnerin in unserer Mission, weithin zugängliche Brücken in die Krypto-Welt und eine erstklassige Forschungs-Organisation zu bauen.

Sie und Frau Wood sind Beispiele für weibliche Karrieren in der Finanz- und Fintech-Welt. Wie haben Sie Ihren Weg in der Branche gefunden?

Es war eine ganz besondere Reise, denn ich habe an der Stanford University Erdsysteme studiert und den Anfang meiner Karriere damit verbracht, in Labors zu arbeiten und meeresbiologische Dokumentarfilme für den Discovery-Channel zu drehen.

«Wir haben unser Unternehmen ganz bewusst in der Schweiz gegründet»

Meine Finanzkarriere begann ich dann bei Risikokapital-Gesellschaften und grossen Investmentbanken, weil ich mich für Zahlen interessiere.

Sie leben in New York und Rom. Wann finden Sie Zeit, den Hauptsitz von 21Shares in Zug zu besuchen?

Ich bin in New York und Rom aufgewachsen, da meine Familie zwischen diesen beiden Städten aufgeteilt ist. Jetzt lebe ich aber hauptsächlich zwischen Zürich und New York. Das gibt mir die Möglichkeit, viel Zeit an unserem Schweizer Hauptsitz zu verbringen und mit unserem lokalen Team zu arbeiten.

Wie nehmen Sie das Zuger Crypto Valley wahr?

Weder mein Mitgründer noch ich sind Schweizer, noch hatten wir vor der Gründung des Unternehmens irgendeine materielle Beziehung zur Schweiz. Wir haben unser Unternehmen aber ganz bewusst in der Schweiz gegründet. Wir haben dies getan, weil die Schweiz sehr klare Richtlinien für Krypto-Regulierungen und Finanzprodukte bietet. Diese Kombination hat es dem Land ermöglicht, eine führende Rolle im Kryptobereich einzunehmen. Wir sind dankbar, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein und die Schweiz unser Zuhause zu nennen.

21Shares respektive die Vorgängerfirma Amun soll aus der Idee heraus geboren worden sein, älteren Generationen den Umgang mit digitalen Anlagen zu erleichtern. Handeln Ihre Eltern eigentlich mit Krypto?

Ja, meine Mutter investiert in Krypto. Sowohl sie als auch die Mutter meines Mitbegründers haben schon früh damit begonnen, hatten aber mit der komplexen Infrastruktur zu kämpfen, die mit Investitionen in diesem Sektor verbunden ist. Wir wollten einfache Produkte, mit denen sie sich sicher fühlen würden. So wurde 21Shares ins Leben gerufen.

Was ist der beste Rat, den Sie von Ihren Eltern erhalten haben?

Meine Mutter ging immer mit gutem Beispiel voran. Das ist etwas, das ich wirklich bewundere und das ich während meiner gesamten Laufbahn versucht habe, nachzuahmen.


Ophelia Snyder ist Präsidentin des Krypto-Startups 21Shares, das sie 2018 noch als Amun in Zug mitgründete. Mittlerweile verwaltet das Fintech nach eigenen Angaben 2,5 Milliarden Dollar an Vermögen in börsengehandelten Indexprodukten (ETP), die sich an Krypto-Anlagen orientieren, und ist mit 700 Millionen Dollar bewertet. Die New Yorkerin studierte ursprünglich Erdwissenschaften; das US-Magazin «Forbes» zählt Snyder zu den «30 Under 30»-Unternehmern des Jahres 2022.