Der Wert von Digitalanlagen hat sich seit vergangenem November nahezu halbiert. Für die US-Investmentbank Goldman Sachs ist dies Anlass zu einem Seitenhieb gegen den Boom-Markt.
Rund 3’000 Milliarden Dollar: Auf diesen Gegenwert schätzte man auf der Höhe der Krypto-Hausse vom vergangenen November die weltweit gehandelten Token und Coins.
Davon sind nun noch 1’700 Milliarden Dollar übrig, wie Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs in einem aktuellen Report vorrechneten – ein Wertverlust um 40 Prozent.
Im Gleichtakt abwärts
Experten der UBS haben diesbezüglich schon von einem neuen «Winter» für digitale Assets gesprochen. Die Schweizer Grossbank gilt als ausgesprochen Krypto-kritisch. Letzteres lässt sich Goldman Sachs kaum vorwerfen. Das Institut handelt längst selber mit Krypto-Derivaten und hat eigens Kader ernannt, die das Thema innerhalb der Bank vorantreiben.
Mit Blick auf die Börsenlage entzaubern die Goldmänner nun dennoch eines der liebsten Argumente der Krypto-Aficionados: Die Korrelation von Token und Coins mit traditionellen Wertschriften habe deutlich zugenommen, stellen sie fest. Oder, anders gesagt: Angesichts einer sich anzeichnenden Zinswende seien Kryptowährungen und Aktien fast im Gleichtakt gefallen.
Vergleich mit dem Netflix-Effekt
Hier ist insbesondere der Vergleich mit den ebenfalls stark gehypten Tech-Werten aufschlussreich: Nach einem unter Erwartung ausgefallenen Ausblick fiel etwa der Kurs des Streaming-Dienstes Netflix vergangene Woche um 40 Prozent.
Die Goldman-Sachs-Analysten stellten in der Folge fest, dass digitale Anlagen nicht mehr als gesondertes «Ökosystem» funktionierten. Stattdessen seien sie seit Beginn der Coronakrise vor zwei Jahren immer mehr denselben Makro-Trends unterworfen, die auch traditionelle Wertschriften bewegen.
Das, finden die Experten, sei eine Folge der mittlerweile viel breiteren Adaption der Digitalwerte. Diese seien nun im Anleger-«Mainstream» angekommen. Besonders stark korrelieren Krypto-Anlagen derzeit mit Rohstoffen und Technologie-Aktien (siehe Grafik unten).
Ein ganz normaler Vorgang
Entsprechend hätten die Investoren letztens begonnen, aus dem Krypto-Sektor hinaus zu «rotieren» und ihre Vermögen anderweitig anzulegen. Ein ganz normaler Vorgang eigentlich, der aber die Fans der digitalen Assets schmerzen dürfte. Sie hatten zuvor oftmals damit geworben, dass sich Krypto-Investments weitgehend unabhängig von den Finanzmärkten entwickelten.
Indessen lud der führende Schweizer Krypto-Broker Bitcoin Suisse am (heutigen) Freitag zum Ausblick ins Jahr 2022. Das überaus erfolgreiche Schweizer Fintech blickt auf die letzten Monaten als eine «Achterbahn» zurück.
Bemerkenswerterweise bezeichneten die Spezialisten der Brokerin den Bitcoin aber weiterhin als «Hedge» gegen die um sich greifende Inflation.
Eigene Makro-Trends
Dies, weil sich die wichtigste Digitalwährung bisher bemerkenswert gut gehalten hätte im sich verändernden Umfeld. Allerdings dürften sich vor allem die nächsten Monate hierzu als entscheidend erweisen.
Bitcoin Suisse gab zudem zu bedenken, dass das Krypto-Universum seinen eigenen Marko-Trends unterliege. Genannt wird hier einerseits die Abwanderung von Mining-Infrastruktur aus China, wo weitgehende Verbote gegen Digitalwährungen gelten.
Zum anderen liegen nun erste Lösungen vor, um dem teils exorbitant hohen Energieverbrauch beim Schürfen von gewissen Digital-Anlagen zu begegnen.