Eine hochrangige Finanzdelegation hat ihre geplante Auslandsreise nach Dubai abgesagt, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Dies auch vor dem Hintergrund der Krise, welche der Quarantäne-Verstoss des Präsidenten der Credit Suisse mittlerweile nach sich zieht. 

Am 5. Januar 2022 hätte eine hochrangige und von Bundesrat Ueli Maurer angeführte Finanz-Delegation zur Weltausstellung nach Dubai fliegen sollen. Es bleibt beim Konjunktiv, wie Recherchen von finews.ch zeigen. Am (gestrigen) Donnerstag wurde die vom Staatsekratriat für Internationale Finanzfragen (SIF) koordinierte Reise abgesagt.

Aus dem Swiss Banking mit dabei gewesen wäre unter anderem Thomas Gottstein, der CEO der Credit Suisse (CS).

Keine lächelnden Banker unter der Sonne Dubais

Offiziell kam man überein, dass die gesundheitlichen Risiken angesichts der Ausbreitung der Omikron-Variante zu hoch sind. Inoffiziell wollte man nicht eine Flanke für mögliche Imageschäden öffnen, berichten Quellen. Dies wäre dann der Fall gewesen, wenn während der verschärften Corona-Massnahmen in der Schweiz Selfies von strahlenden Chefbankern unter der Sonne von Dubai nach aussen gedrungen wären.

Diese Einschätzung und das Grounding der Delegation – sie ist nun offenbar auf den März verschoben – hat auch mit dem Image-Debakel zu tun, dass António Horta-Osório zu gewärtigen hat. Um den Verstoss des CS-Präsidenten gegen die Quarantäne-Pflicht nach einer Rückreise aus London tobt derzeit ein Mediensturm.

Im Vorfeld abgeklärt

Seit dem Verstoss selber hat sich Horta-Osório in Widersprüchlichkeiten verstrickt, wie auch finews berichtete. So hatte er sich für die Verletzung der Schweizer Quarantäne-Regeln in einem öffentlichen Statement entschuldigt. Er habe dies unwissentlich getan.

Medienrecherchen förderten dann aber zu Tage, dass der CS-Präsident zuvor hatte abklären lassen, ob für ihn eine Quarantänebefreiung oder -verkürzung möglich sei. Nein, sei es nicht, beschied man ihm. Diese Berichte werden von der Grossbank nicht bestritten.

In der Folge droht «AHO», wie manche den obersten Aufseher der CS nennen, sein eigenes Grounding – bei der Glaubwürdigkeit. Wie es in Finanzkreisen heisst, geht das mittlerweile so weit, dass man sich auf höchster Stufe der CS überlegt, ob der Präsident noch tragbar sei. Derzeit tagt der Verwaltungsrat der Bank in New York.

Die Absage der Delegation nach Dubai zeigt zudem die Krise, welche der Quarantäne-Verstoss mittlerweile auch in Branche und Politik nach sich zieht.

Das Haus auskehren

Dabei war der gebürtige Portugiese im vergangenen April vor dem Hintergrund des Doppel-Debakels um die geschlossenen CS-Greensill-Fonds und die Milliardenverluste mit der New Yorker Firma Archegos angetreten, um das Haus am Zürcher Paradeplatz auszukehren.

Seither hat er das Risikomanagement der CS mit neuen Top-Leuten besetzt und zahlreiche interne Vorgaben gemacht; vergangenen November präsentierte Horta-Osório dann seine neue Strategie für die Nummer zwei des Swiss Banking: Das (zu) risikoreiche Investmentbanking wird weiter zurückgebunden zugunsten der Vermögensverwaltung, wo die Grossbank künftig Umsatz bolzen will.

Auch zu diesem Anlass wiederholte der Präsident sein Mantra, dass jeder CS-Banker auch ein Risikomanager sein müsse. Doch jetzt bröckelt seine eigene Vorbildfunktion.


Mitarbeit: Katharina Bart und Samuel Gerber