Schweizer Banken machen Millionen von Franken locker, um in den Sozialen Medien zu punkten. Damit suchen sie den Abstand zur digitalen Konkurrenz zu verringern, wie eine neue Studie zeigt.
Die Budgets der Banken für digitale Medien wachsen immer schneller: Dies stellt der diesjährige Report zur Digitalisierung des Retail-Bankensektors fest, welchen die auf Finanzdienstleistungen spezialisierte Beratungsfirma Colombus Consulting am Mittwoch veröffentlichte.
Colombus untersuchte dazu im zweiten Quartal diesen Jahres die digital-Aktivitäten von 30 wichtigen Akteuren im Swiss Banking, darunter die Grossbanken UBS, Credit Suisse (CS), Raiffeisen und Postfinance sowie die grösseren Kantonal- und Online-Banken. Im Vergleich berücksichtigt sind zudem Banking-Apps wie Revolut, Yapeal, N26, Neon, Fea Bank, Yuh und Zak.
UBS dominiert einmal mehr
Gemessen wurden die Leistungen dieser Anbieter in den Disziplinen Web, Mobil, Marketing und Soziale Medien, wobei die UBS als Marktführerin heuer den Spitzenplatz des «Digitalen Indexes» belegt, wie die Berater festhalten. Die Bank, so der Eindruck, festigt ihren Vorsprung im digitalen Marketing und in den sozialen Netzwerken, bleibt aber bei den mobilen Apps zurück.
Auf dem zweiten und dritten Gesamtrang landen Postfinance und Raiffeisen, die beide mit Yuh (Postfinance) und Rio (Raiffeisen) eine Investment-App am Start haben. Die CS landet auf Platz vier, noch vor der britischen Neobank Revolut.
Revolut kann niemand das Wasser reichen
Weiterhin führend ist Revolut hingegen bei den mobilen Applikationen, wo auch der Fokus des rasant wachsenden Fintechs liegt. Kein Schweizer Anbieter kann hier Revolut in Sachen Updates, Bewertungen und Weiterempfehlungen das Wasser reichen. Nach eigenen Angaben zählt die Neobank in der Schweiz mehr als 350’000 Nutzerinnen und Nutzer. Im Mobile-Ranking folgen Postfinance und UBS; die heimische Bankig-App Neon schafft es immerhin auf Rang sechs, die deutsche Neobank N26 gerade noch in die Top-Ten.
Besonders hohe Bewegung macht Colombus Consulting im Bereich der Sozialen Medien aus. So sind die Budgets für digitales Marketing insgesamt im Vergleich zum Vorjahr um 37 Prozent auf 42 Millionen Franken geklettert. Die Ausgaben für den Kanal Soziale Medien haben dabei um 16 Prozentpunkte zugelegt. Fast 2 von 3 Franken in der Online-Werbung der Banken entfallen nun auf Social Media.
Wer die meisten «Follower» vereint
In der Folge vermochten die Institute einiges an Gefolgschaft um sich zu scharen: Die Anzahl der «Followers» – die noch nicht mit zahlenden Bankkunden gleich zu setzen sind – kletterte auf den sozialen Medien insgesamt um mehr als 24 Prozent auf 910’000. Die meisten Abonnenten scharen die UBS, die CS und Swissquote hinter sich (siehe Grafik unten).
Wie der Report feststellt, wird dabei Bild-Dienst Instagram immer mehr zum bevorzugten Kanal für populäre Themen. Bodenständige Staatsinstitute wie die Luzerner, St.Galler und Schwyzer Kantonalbanken zögern nicht, Wettbewerbe vorzuschlagen, die von ihren Anhängern weit verbreitet werden. Auf Facebook stellen die Kantonalbanken ihre Teams vor und kommunizieren auf breiter Ebene über die Zukunfts-Perspektiven, die junge Menschen verlangen. Der Kurznachrichten-Dienst Twitter erweist sich dagegen als die bevorzugte Spielwiese für Online-Banken.
Postfinance ragt heraus
Das Netzerk TikTok, ein digitaler Tummelplatz der jungen Menschen, ist hierzulande inzwischen die am häufigsten heruntergeladene App auf mobilen Plattformen, noch vor Facebook. Entsprechend versuchen die Banken, auch diesen Kanal zu besetzten: Sieben von 13 von Colombus untersuchten Banken führen ein Tiktok-Konto. Unter diesen ragt die Postbank Postfinance mit 204’000 Followern heraus.
Insgesamt stellt der Report fest, dass auch etablierte Banken mittlerweile massiv in die Digitalisierung investieren, um den Vorstoss der Neobanken und Fintechs zu parieren. Damit sind sie zunehmend erfolgreich. Laut Colombus sind gerade die grossen Universalbanken aufgrund der Ressourcen, die sie einsetzen können, und ihres Images, das ein gewisses Mass an Vertrauen garantiert, im Vorteil. Die Neobanken bieten hingegen neben den tiefen Preisen auch Vereinfachung und Innovation für die Kundschaft.