Die Grossaktionärin Harris Associates hat lange Jahre der Kursverluste hingenommen. Doch das Archegos-Debakel bei der Credit Suisse geht ihr nun über die Hutschnur.
«Wenn wir zu der Einsicht gelangen, dass das Management-Team nicht in der Lage ist, in der Zukunft Wert zu schaffen, dann verkaufen wir den Titel»: Dies sagte David Herro, der Investmentchef der Fondsfirma Harris Associates, zu «Bloomberg TV».
Die Drohung ist klar auf die Credit Suisse (CS) und deren Führungsteam um CEO Thomas Gottstein und Präsident Urs Rohner gemünzt. Wegen des Debakels um die US-Finanzfirma Archegos Capital Management hat die Aktie Grossbank seit Wochenbeginn 20 Prozent an Wert verloren. Die Marktkapitalisierung der CS sank dadurch um rund 5 Milliarden Franken.
Scharfe Worte gegen Urs Rohner
Harris Associates, eine Tochter der französische Asset Managerin Natixis, ist mit einem Anteil von 5,17 Prozent derzeit nach dem Staatsfonds des Emirats Katar der zweitgrösste Aktionär der Grossbank. Diese meldepflichtige Position hält die Investorin seit 2013; seit damals hat der Anteil zwei Drittel seines Werts verloren.
Schon in den vergangenen Tagen hatte sich Investmentchef Herro mit scharfen Worten gegen Bankpräsident Rohner gewandt und diesen aufgefordert, auf zusätzliches Salär zu verzichten.
Letzte Chance
Herro hatte sich im «Spygate»-Skandal um die Bespitzelung von Mitarbeitenden bei der CS gegen Rohner und auf die Seite des damaligen CEO Tidjane Thiam gestellt. Thiam half das aber wenig – auf Geheiss des CS-Verwaltungsrats musste er im Februar 2020 seinen Posten räumen.
Wie der CS-Grossaktionär gegenüber «Bloomberg-TV» weiter erklärte, sei es mit dem Verkauf der CS-Position nun noch nicht soweit. «Ich hoffe aber, dass dies ein Weckruf an die Bank gewesen ist, damit sie den kulturellen Wandel nun vorantreibt», erklärte der Angelsachse. Zudem stärkte er Bankchef Gottstein fürs Erste den Rücken. Solange nicht das Gegenteil bewiesen sei, sei dieser der richtige Mann, um das Unternehmen zu führen.