Nach dem schlimmstem Hedgefonds-Debakel seit der LTCM-Krise meldet sich Archegos zu Wort. Wegen der Zahlungsunfähigkeit der Finanzinvestorin droht der Grossbank Credit Suisse ein Milliardenverlust.
Nachdem sich am (gestrigen) Montag die Ereignisse überschlugen, meldet sich nun die kollabierte New Yorker Finanzfirma Archegos Capital Management zu Wort. Laut der Agentur «Bloomberg» (Artikel bezahlpflichtig) diskutiert das vom umstrittenen Hedgefonds-Manager Bill Hwang gegründete Unternehmen «sämtliche Optionen».
Weiter beklagt die Firma, dass dies eine schwere Zeit fürs Unternehmen, die Mitarbeitenden und die Partner sei.
Panikartige Verkäufe
Und für die Banken, welche das verschwiegene Konstrukt von Hwang über ihr Prime-Brokerage-Dienst für Hedgefonds mit Milliarden alimentierten: Archego war vergangene Woche in Schieflage geraten, nachdem die Aktie des Medienkonzerns Viacom CBS deutliche Kursverluste erlitten hatte. Weil Archegos Capital den «Margin Calls», also der Nachschusspflicht gegenüber den Banken, nicht nachkommen konnte, musste der Fonds seine Positionen auflösen.
Gemäss Medienberichten wurden am vergangenen Freitag panikartige Aktienverkäufe in der Höhe von rund 30 Milliarden Dollar durchgeführt. Die Aktienkurse von Viacom CBS und Disney, aber auch von chinesischen Firmen wie Tencent und Baidu, rasselten in den Keller.
Mehr Ordnung
Die Aktie der Schweizer Grossbank Credit Suisse (CS) gab am Montag zeitweilig um mehr als 15 Prozent nach, nachdem das Institut vor einem «sehr bedeutendem und materiellen» Verlust im Zusammenhang mit einem US-Hedgefonds gewarnt hatte. Die CS hatte wie die US-Banken Morgan Stanley und Goldman Sachs, die japanische Bank Nomura, die Deutsche Bank und die Schweizer Konkurrentin UBS Archegos mit ihrer Investmentbank unterstützt.
Dabei dürften sich bei der CS nach Schätzungen gegen 4 Milliarden Dollar an Krediten in Luft aufgelöst haben. Nomura schätzte den eigenen Schaden bereits auf 2 Milliarden Dollar. Die UBS schweigt bisher eisern zu den Folgen des Debakels fürs eigene Geschäft.
Laut der britischen Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) arbeiten die Banken nun mit Archegos zusammen, um weitere Marktverwerfungen zu vermeiden. Die noch verbleibenden Aktien, die von der Finanzfirma als Pfand für die Kredite hinterlegt wurden, sollen nun geordnet verkauft werden.