Das Urteil gegen den früheren Archegos-Chef Bill Hwang war bereits im vergangenen Sommer gefallen. Am Mittwoch steht nun die Verkündung des Strafmasses an.
Wenn es nach der Staatsanwaltschaft geht, soll Sung Kook «Bill» Hwang, der Gründer von Archegos Capital Management, für 21 Jahre ins Gefängnis gehen. Das ist der Antrag, den die amerikanische Bundesanwaltschaft bei Gericht eingereicht hat, wie die Nachrichtenagentur «Reuters» berichtet.
Hwang habe ein System der Marktmanipulation aufgebaut, sein Unternehmen in den Ruin getrieben und bei seinen Kreditgeber für einen Verlust in Höhe von mehr als 10 Milliarden Dollar gesorgt. Zudem fordert die Staatsanwaltschaft die Einziehung von 12,35 Milliarden Dollar, die zur Entschädigung der Opfer eingesetzt werden soll.
Wiederholungstäter
Begründet wird die für Wirtschaftsverbrechen vergleichsweise hohe Strafe unter anderem damit, dass es sich bei Hwang um einen Wiederholungstäter handelt. Bereits 2012 hatte sich der Investor in einem Verfahren des «Wire-Fraud» schuldig bekannt. Er habe keine Reue gezeigt und fühle sich unschuldig, heisst es weiter.
«Bill Hwang hat seinen persönlichen Hedgefonds benutzt, um Betrug zu begehen, der den amerikanischen Aktienmarkt erschüttert hat und seinen Handelspartnern Verluste in Milliardenhöhe zufügte», so die Staatsanwaltschaft. «Er hat diesen Betrug auch dann noch fortgeführt, nachdem er bereits zuvor wegen Wertpapierbetrug verurteilt wurde. Und selbst jetzt zeigt er keine Reue.»
Wetten auf Aktienkurse
Hwang war im Juli wegen 10 Straftaten verurteilt worden, darunter Wertpapierbetrug, «Wire-Fraud» und «erpresserischer Verschwörung» (racketeering conspiracy). Er habe Banken über das Portfolio von Archegos in die Irre geführt zu haben, um aggressiv Geld zu leihen und konzentrierte mit Swaps Wetten auf Medien- und Technologiewerte einzugehen. Dabei hatte er ein Engagement im Volumen von 160 Milliarden Dollar in Aktien aufgebaut und konnte die Margen nicht mehr bedienen, als die Kurse begannen zu sinken. Der Archegos Zusammenbruch belastete insbesondere die Credit Suisse und die japanische Nomura stark.
Berufung wahrscheinlich
Bereits zuvor hatten die Anwälte von Hwang darauf plädiert, dass Hwang keine Gefängnisstrafe verbüssen muss. Die Staatsanwaltschaft habe nicht belegen können, dass die Aktionen von Hwang ursächlich für die Verluste gewesen seien. Zudem wurden sein Alter, sein Gesundheitszustand, seine wohltätigen Spenden und das geringe Rückfallrisiko als Argumente für ein mildes Urteil angeführt. Es wird erwartet, dass Hwang gegen das Urteil in Berufung gehen wird.
Auch der ehemalige Finanzchef des Hedge Fund, Patrick Halligan, war im Sommer ebenfalls in verschiedenen Punkten schuldig gesprochen worden. Das Strafmass gegen ihn soll im Januar verkündet werden.