Nach der Grossbank Raiffeisen Schweiz will nun auch eine Regionalbank dem Branchenverband den Rücken kehren. Wie das Institut den Austritt aus der Bankiervereinigung begründet.
Für die WIR Bank geht die Kosten-Nutzen-Rechnung ihrer Mitgliedschaft bei der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) nicht mehr auf. Dies erklärte das Schweizer Finanzinstitut, das mit dem WIR eine eigene Parallelwährung zum Franken herausgibt, gegenüber der Börsenzeitung «Finanz und Wirtschaft» (Artikel bezahlpflichtig).
In der Folge tritt die in Basel ansässige Bank aus dem Branchen-Dachverband aus.
Graben zwischen Gross- und Inlandbanken
Dem Entscheid seien «partnerschaftliche Gespräche» vorangegangen, erklärte die WIR Bank weiter. Für die SBVg ist der Austritt dennoch schmerzlich. Vergangenen November hatte mit der Raffeisen-Gruppe die drittgrösste Bank des Landes ihren Abschied angekündigt. Der effektive Austritt erfolgt diesen März.
Die Raiffeisen-Genossenschafter begründeten den Schritt damit, dass sich die Bankenbranche und die Interessen der verschiedenen Akteure auf dem Schweizer Finanzplatz in den vergangenen Jahren stark verändert hätten. Damit spielten sie auf den Graben zwischen Inland-orientierten Retailbanken und international tätigen Gross- und Privatbanken an, der sich seit der Finanzkrise geöffnet hat.
Communiqué an die Mitglieder
Die UBS und die Credit Suisse sind die grössten Nettozahler der Bankiervereinigung. Präsident der SBVg ist Herbert Scheidt, Präsident des Zürcher Investmenthauses Vontobel. Ein neues Organisationsreglement, dass der Dachverband im vergangenen Herbst verabschiedet hat, vermag offensichtlich die Fliehkräfte unter den Mitgliedern nicht zu bändigen.
Wie zu erfahren war, wird die WIR Bank über den Verband Schweizer Regionalbanken (VSRB) weiter mit der Bankiervereinigung verbunden bleiben. «Das Tuch ist keineswegs zerrissen», schätzt ein Beobachter die Stimmung ein. Die SBVg wiederum verschickte am (heutigen) Dienstag umgehend ein Communiqué an die Mitlieder, das sie auch finews.ch zugänglich machte.
Keine Anzeichen für weitere Abgänge
Die Austrittspläne der WIR Bank seien seit längerem bekannt gewesen, hält der Dachverband im Schreiben fest. Und weiter: «in der über 100-jährigen Geschichte der SBVg kam es und kommt es immer wieder zu Ein- und Austritten. So wie wir uns über die Neueintritte freuen, bedauern wir natürlich auch vereinzelte Austritte.»
Einer Sprecherin der Bankiervereinigung zufolge gibt es derzeit keine Anzeichen für weitere Austritte.