Viele Privatbanken haben sich in den vergangenen zehn Jahren von der trügerischen Börsensonne blenden lassen und ihre «Hausaufgaben» vernachlässigt. Jetzt erhalten sie die Rechnung serviert. Wie konnte das geschehen?

Für viele Schweizer Privatbanken verliefen die vergangenen Wochen nicht so schlecht. Im Gegenteil: Es ging hoch zu und her. Denn die aussergewöhnliche Volatilität an den Finanzmärkten zwang die wohlhabende Klientel, ihre Portefeuilles neu auszurichten; verlustreiche Positionen abzustossen und andere Vermögenswerte auf den historischen Tiefstständen zu erwerben. Das führte zu einem Schwall an Transaktionen, die das Geschäft der Banken florieren liessen.

Insofern konnten sich die Private Banker die Hände reiben, während es in anderen Geschäftsfeldern extrem schwierig wurde. Doch diese Euphorie dürfte nicht nachhaltig sein. Denn wie sich nun zeigt, haben zahlreiche Privatkunden nicht nur Geld verloren – man spricht im Durchschnitt von 20 Prozent –, manche benötigen ihr Kapital nun, um es in ihre eigene Firma einzuschiessen. Beides wird dazu führen, dass sich die Höhe der verwalteten Vermögen (Assets under Management, AuM) der Privatbanken 2020 markant verringern wird.

Hausaufgaben nicht erledigt

Für die Privatbanken, deren Ertragsbasis mehrheitlich auf den Gebühren- und Kommissionseinnahmen aus den verwalteten Vermögen beruht, sind schwierige Zeiten angesagt. Hinzu gesellt sich, dass manche Vermögensverwalter in der erstaunlich langen Börsenhausse der vergangenen Jahre ihre Hausaufgaben nicht oder nur teilweise erledigt haben.

Diese Versäumnisse manifestieren sich im Grad der Digitalisierung, in der Personalplanung, in den Kosten generell und haben auch mit der strategischen Ausrichtung zu tun – also mit der Unique Selling Proposition (USP), letztlich mit der Frage, wie sich eine Bank differenziert und somit noch eine «raison d’être» hat. Diese letzte Frage ist bei Häusern, die zum Teil mehr als 200 Jahre alt sind, umso drängender, da Tradition und Geschichte in einer immer komplexeren Welt nicht mehr ausreichen – um Erfolg zu haben.

«Es ist sehr wahrscheinlich, dass ein Teil dieser Privatbanken in den nächsten zwei Jahren nicht mehr da sein wird. Spätestens 2022 wird man diese Veränderungen sehen», sagte Anna Zakrzewski, Bankenexpertin bei der Beratungsfirma Boston Consulting Group, gegenüber finews.ch.

Epochale Veränderungen

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Nicht alle Privatbanken haben diese Dringlichkeit in Sachen Strategie und Differenzierung erkannt. Im Gegensatz dazu führt die seit einigen Jahren anhaltende Entwicklung Philipp Rickert, Bankenexperte beim Beratungsunternehmen KPMG Schweiz, zu einem radikalen Schluss: «Ökonomisch braucht die Schweiz nicht mehr als 20 Privatbanken.»