Nach zwei Spitzenjahren fallen die Erwartungen der Mitglieder der Bankiervereinigung für 2025 gedämpft aus. Immerhin sollen die geopolitischen Turbulenzen mehr ausländisches Geld in die Schweiz locken.
Nachdem die meisten Banken ihren Jahresabschluss 2024 samt dem darin oft integrierten Ausblick für das laufende Jahr publiziert haben, hat nun auch die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) am Dienstag ihren neuen «Swiss Banking Outlook» veröffentlicht.
Für 2025 erwarten die 20 schriftlich befragten Finanzmarktexperten (Chefökonomen, Chief Investment Officer oder leitende Anlageexperten) von SBVg-Mitgliedinstituten eine moderat positive Konjunkturentwicklung, eine niedrige Inflation sowie ein weiter sinkendes Zinsniveau. Gemäss der Konsensprognose wird der aggregierte Geschäftserfolg der Banken aufgrund eines Rückgangs im Zinsgeschäft insgesamt leicht rückläufig sein.
Stellenabbau auch in der Bankbranche
Im laufenden Jahr wird mit einem Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent gerechnet, das 2026 auf 1,5 Prozent ansteigen und sich damit allmählich dem Potenzialwachstum (das sich nur schätzen lässt) von 1,75 Prozent annähern soll. Die Inflationsrate soll von 0,6 auf 0,8 Prozent steigen. Ebenfalls von tiefem Niveau aus nach oben bewegt sich gemäss der Prognose die Arbeitslosenquote (von 2,4 Prozent 2025 auf 2,6 Prozent 2026).
Und was für die Angestellten in der Finanzbranche wohl noch wichtiger ist: «Auch in der Bankenbranche zeichnet sich ein Beschäftigungsrückgang ab: Mehrere Institute haben bereits angekündigt, Arbeitsplätze im Rahmen von Umstrukturierungen abzubauen», hält die SBVg in der Medienmitteilung fest.
Rückgang im Zinsgeschäft lässt nicht voll kompensieren
Martin Hess, Leiter Wirtschaftspolitik des Branchenverbands, kommentiert: «Das Kommissionsgeschäft wird den Rückgang im Zinsgeschäft voraussichtlich nicht kompensieren können, damit stehen viele Institute unter Druck, ihre Kostenstrukturen zu optimieren.»
Es verwundert denn auch nicht, dass 85 Prozent der befragten Experten von einem Rückgang des Erfolgs im Zinsgeschäft ausgehen, da die weiter sinkenden Zinsen auf die Margen drücken. 2025 wird aufgrund der steigenden Immobilienpreise und der anhaltenden Nachfrage ein weiterhin positives, wenn auch unterdurchschnittliches Kreditwachstum erwartet.
Zurück in die Welt der Negativzinsen?
Im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft sowie im Handelsgeschäft werden stabile oder leicht steigende Erträge prognostiziert – damit bleiben die Erwartungen für den Geschäftserfolg der Banken nach den Spitzenjahren 2023 und 2024 insgesamt gedämpft. Immerhin sollen die verwalteten Vermögen aus dem Ausland – getrieben von einer starken Börsen und der Attraktivität des Schweizer Finanzplatzes in einem geopolitisch turbulenten Umfeld – um 2,5 bis 5 Prozent steigen.
Die Mehrheit der Befragten rechnet damit, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihren Leitzins (der heute 0,5 Prozent beträgt) bis Mitte 2025 auf 0,25 Prozent senken wird. «Bis Ende Jahr könnte sich die Schweiz bereits wieder in einem Null- oder sogar Negativzinsumfeld befinden.» Die Experten gehen nicht davon aus, dass sich der Franken bis Ende 2025 massiv aufwerten wird, auch deshalb, weil sie nicht ausschliessen, dass die SNB am Devisenmarkt intervenieren wird.