Die kombinierte Grossbank präsentiert kommenden Dienstag ihren Jahresabschluss. In der gleichen Woche werden die Zahlen von zwei weiteren prominenten Banken publik. Alle stehen unter besonderer Beobachtung. 

Am Montag Julius Bär, am Dienstag die UBS und zum Abschluss am Freitag Vontobel: Es steht die Woche der grossen Bankabschlüsse an. 

So unterschiedlich die drei Institute und ihre Geschäftsmodelle sind, eines haben sie gemein: Ihre Zahlen für 2024 werden besonders genau unter die Lupe genommen.

1. Julius Bär: Kommt nun definitiv die Wende?

(Bild: finews.ch)

Das steht im Fokus: Bank Julius Bär präsentiert am Montag ihre Jahreszahlen. Es wird der erste öffentliche Auftritt von Stefan Bollinger, dem neuen CEO. Das Geschäftsergebnis 2024 hat er noch nicht zu verantworten; Bollinger gab erst am 9. Januar 2025 seinen Einstand bei der Zürcher Traditionsbank. 

Julius Bär hat turbulente Zeiten hinter sich: Die Pleite von René Benkos Signa setzte der Bank zu. Sie musste 600 Millionen Franken abschreiben und, fast noch schlimmer, die Reputation ist angeschlagen. Zuletzt gelang der Privatbank die Rückkehr auf die Wachstums-Strasse. 

«Mit dem neuen CEO und dem Weggang von Verwaltungsratspräsident Romeo Lacher ist die alte Garde weg, die die strategischen Fehlentscheidungen zu verantworten haben, welche letztlich zum Fiasko rund um den österreichischen Pleitegeier Benko geführt haben», sagt Daniel Bosshard, Finanzanalyst der Luzerner Kantonalbank (LUKB). 

Julius Bär kann nun also ein neues Kapitel aufschlagen. Das scheint die Börse gleich zu sehen. Der Aktienkurs hat sich von seinem Tief von 43 Franken im November 2023, als das Debakel sichtbar wurde, erholt und handelt heute über 60 Franken – und damit wieder auf Vorkrisenniveau.

Das ist zu erwarten: Julius Bär hat im vergangenen Jahr tüchtig investiert: Mit der Einstellung von über 100 neuen Kundenberatern wurde die Basis für künftige Neugelder und Erträge geschaffen. Damit ist nach dem Riesenabschreiber in 2024 heuer aufgrund der tiefen Vergleichsbasis ein deutlicher Gewinnanstieg zu erwarten.

Es ist zu erwarten, dass es dem Team um den inzwischen abgelösten Interims-CEO Nic Dreckmann gelungen ist, den Schwung aus dem Vorquartal mitzunehmen. «Wir schauen auf die Nettoneugelder, die auch im November und Dezember positiv gewesen sein dürften; die Zahlen bis Oktober sind bekannt und erfreulich. Die Bruttomarge ist wichtig, denn diese hatte bisher leicht enttäuscht», sagt Bosshard. Genauso tat dies die Cost/Income-Ratio, die zu hoch war. Hier könnten News zu einem Stellenabbau kommen, eventuell gar zur Verkleinerung der Geschäftsleitung unter dem neuen CEO.

«Wir gehen davon aus, dass Julius Bär in den letzten beiden Monaten des Jahres eine weitere Beschleunigung des Neugeldzuflusses verzeichnete und erneut Kundenberater einstellen konnte», heisst es bei der ZKB. Die Frage, ob und in welcher Höhe ein Aktienrückkaufprogramm angekündigt wird, dürfte ebenfalls im Fokus stehen.

2. UBS: Kann die Grossbank die hohen Erwartungen erfüllen?

(Bild: finews.ch)

Das steht im Fokus:  Die Grossbank hat mit der Integration der Credit Suisse (CS) eine grosse Aufgabe. Dies bindet finanzielle Mittel und Ressourcen. Doch die UBS kommt bei diesem Prozess gut voran, besser als prognostiziert: Sie hat derzeit bei der Integration und der Kostensenkung laut eigenen Angaben einen Vorsprung von sechs Monaten auf den Terminplan.

Auch die Migration der Daten verlief bislang ohne grössere Probleme. Angesichts der Ausgangslage waren auch die bisherigen Quartalsergebnisse vielversprechend. 

Das ist zu erwarten:  Die UBS dürfte auch für das 4. Quartal ein starkes Resultat präsentieren. Allerdings hat die Grossbank mit ihren bisherigen Abschlüssen auch die Erwartungen hoch getrieben. 

Es zeichnet sich ab: Das Jahresziel von Neugeldern im Umfang von 100 Milliarden Dollar dürfte erreicht werden. «Die höhere Volatilität an den Finanzmärkten im Zusammenhang mit den US-Wahlen führte im letzten Quartal zu einem Gewinnanstieg im Handelsgeschäft der US-Banken, insbesondere im Bereich FICC Sales&Trading (Fixed Income, Currencies, and Commodities). Das sind gute Vorboten, dass es auch bei der UBS im Handelsgeschäft rund gelaufen ist», sagt LUKB-Analyst Bosshard.

Auch beim Investment Banking steckt wieder mehr Musik drin. «Die Grossbank profitierte sicher auch von einem besseren Umfeld bei Fusionen und Übernahmen (M&A); das M&A-Volumen hat im letzten Jahr weltweit um 14 Prozent  auf 4,2 Billionen Dollar zugenommen», wendet Bosshard ein. 

Ein besonderes Interesse dürfte beim Jahresabschluss auch auf dem Integrationsprozess liegen. Schreiten die Arbeiten immer noch so gut voran? Bei der Datenmigration läuft es gut; doch wie sieht es bei der Kostenreduktion aus?

Der Personalabbau dürfte sich im 4. Quartal fortgesetzt haben und mit Beginn des neuen Jahres nochmal Fahrt aufnehmen. Für die Aktionäre und den Aktienkurs dürften auch Aussagen zur Dividende und dem künftigen Kurs bei Aktienrückkäufen im Fokus stehen.

3. Vontobel: Wird der Mittelabfluss bei den Institutionellen gestoppt?

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(Bild: finews.ch)

Das steht im Fokus: Das grosse Problem bei der Bank Vontobel sind trotz solider Finanzergebnisse die Abflüsse bei den institutionellen Kunden, mit denen das Investmenthaus schon seit einer Weile zu kämpfen hat? 

Weil dies auf den Gewinn drückt, hat Vontobel bis 2026 ein Kostensenkungsprogramm in der Höhe von 100 Millionen Franken lanciert. 

Dies hinderte das Haus nicht, auf Shoppingtour zu gehen: Im September übernahm Vontobel das Kundenbuch der Zürcher IHAG Privatbank, der einstigen Bührle Bank, und läutete damit eine neue Konsolidierungsrunde im Swiss Banking ein. 

Der Deal ist seit Anfang dieses Jahres abgeschlossen. 

Das ist zu erwarten:  Bei der Präsentation des Jahresergebnis wird eine zentrale Frage sein: Hat es Vontobel endlich geschafft, den Abfluss bei den institutionellen Kunden zu stoppen? 

Daneben interessiert: Wie sieht es mit dem Neugeldzuwachs bei den vermögenden Privatkunden aus? Wie läuft es beim Kostensenkungsprogramm? Konnte das Cost/Income-Ratio weiter gesenkt werden?  

«Im Wealth Management ist Neugeldzuwachs wichtig, denn allein mit Kostensenkungen werden die Ziele kaum erreicht werden können. Vontobel ist durch das Geschäft mit strukturierten Produkten deutlich marktabhängiger als reine Privatbanken. Hier dürfte das 4. Quartal auch nicht einfach gewesen sein», ist LUKB-Analyst Bosshard überzeugt.

Neben den Abflüssen bei Institutionellen könnten bei den Private Clients auch Währungseffekte und Performance einen Einfluss auf die verwalteten Vermögen haben, schreibt die ZKB in ihrem Ausblick.