Die Grossbank hat im Zürcher Westquartier eine neue Digitalfabrik eröffnet. Die UBS richtet dabei nicht nur mit der grossen Kelle an, sondern versucht sich auch in einer neuen Arbeitsweise, wie Schweiz-Chef Axel Lehmann erklärte.
Als Mitglied der UBS-Staffel «Mission Possible» lief Axel Lehmann (Bild unten) letzten April am Zürich Marathon eine Strecke von 12,7 Kilometern. Doch am (heutigen) Dienstag favorisiert der Schweiz-Chef der den Sprint: Damit meint er die Arbeitsweise, die in der neuen «Digital Factory» der UBS im Zürcher Westquartier praktiziert wird.
Zusammen mit der operationellen Leiterin (COO) der Grossbank, Sabine Keller-Busse, Schweiz-COO Karin Oertli und dem globalen IT-Chef Mike Dargan war Lehmann an der feierlichen Eröffnung UBS-Digitalfabrik zugegen.
«focus rooms» und «coffee points»
Im Vergleich zum Piloten am Paradeplatz, über den auch finews.ch berichtet hatte, ist die neue Digitalfabrik an der Hardturmstrasse 161 von einem ganz anderen Kaliber. Auf drei Stockwerken verteilt bietet sie bis zu 600 UBS-Angestellten Platz; vor Ort treffen sich laut Lehmann Spezialisten aus über 20 Disziplinen, um die Digitalisierung der Grossbank voranzutreiben. Der Fokus liegt auf dem Schweizer Markt von Lehmann, das Szepter schwingt jedoch eigentlich die Gruppe mit COO Keller-Busse.
Beim Pressetermin vom Dienstag wurde schnell ersichtlich, dass sich die UBS diesen «Meilenstein auf dem Weg zur Umsetzung der Digitalstrategie» einiges hat kosten lassen. Die topmodernen Grossraumbüros sind im Startup-Chic eingerichtet (Bild unten), «focus rooms» für die konzentrierte Arbeit fehlen ebenso wenig wie «coffee points» fürs leibliche Wohl.
Gespart wird anderswo
Die UBS hat beschlossen, in der Schweiz zwischen 2018 und 2021 rund 500 Millionen Franken in die Innovation zu investieren; dem Vernehmen nach ist die Digital Factory von den jüngsten Sparanstrengungen des Konzerns weitgehend ausgenommen.
Der Fokus der Innovatoren an der Hardturmstrasse liegt dabei sowohl auf internen wie externen Anwendungen. So entwickeln und testen sie Apps fürs Smartphone, digitalisieren aber auch die internen Abläufe für Kreditprozesse: Zwei Projekte widmen sich je Firmenkrediten und der Vergabe von Hypotheken. Ebenfalls wird an Robotern gebaut, die etwa den Papierkrieg in der Grossbank reduzieren oder die Guthaben der Kunden im Treueprogramm «Key Club» zusammenrechnen sollen.
Die Schnittstelle verteidigen
Wie Lehmann ausführte, geht es am Ende darum, die Beziehung zum Kunden – in der Sprache der Digitalisierer die «Schnittstelle» – zu verteidigen. Denn genau dort drängen auch Fintechs und IT-Riesen wie Apple oder Google hinein. Die UBS-Entwickler sind deshalb stets gehalten, die Kundenbedürfnisse im Auge zu behalten: Wenn nötig, werden sogar Kunden zu Tests in die Fabrik gebeten.
Mindestens so wichtig für die Bank, hielt der Schweiz-Chef fest, sei eine weitere Funktion der Digitalschmiede. Im Zürcher Westquartier sollen nämlich UBS-Banker (Bild unten) aus dem ganzen Land lernen, wie man nach Prinzipien der «Agilität» arbeitet. Als Teil von auf Zeit aufgestellten Expertenteams tüfteln sie in «Sprints» von wenigen Tagen an einem Projekt, testen und evaluieren es, um auf diese Weise möglichst rasch ein funktionsfähiges Produkt an den Markt zu bringen.
Dies im Gegensatz zum früheren Prinzip des Marathon, bei dem über Jahre im Labor an Lösungen geschraubt wurde – nur um dann festzustellen, das die Realität bereits wieder weiter war. Gegenüber diesen neuen Arbeitsmethode machte der Bankmanager und «Marathon-Mann» Lehmann am Dienstag bereits ein Zugeständnis. Er erschien – wie alle UBS-Fabrikarbeiter – ohne Krawatte in der Factory.