Das britische Neobanken-Einhorn Revolut hat dank einer litauischen Banklizenz Zugang zu ganz Europa. Doch nun droht gerade diese strategisch wichtige Säule einzustürzen.
Es waren grosse Neuigkeiten im Dezember des vergangenen Jahres: Die britische Neobank Revolut erhielt eine litauische Vollbankenlizenz und damit Zugang zum gesamten europäischen Markt.
Doch nun scheint es, als könnte dieser Zugang fast so schnell weg sein, wie ihn die Bank erhalten hat. Denn laut dem baltischen Onlineportal «Baltic News Network» kommt die litauische Bankenlizenz von Revolut bald auf den Prüfstand.
Es bestehen Risiken
So behauptete der Stasys Janeliūnas, Vorsitzender der parlamentarischen Budget- und Finanzkommission von Litauen und seit je erbitterter Gegner von Revolut, der Chef der litauischen Zentralbank habe die zuständigen Stellen genötigt, Revolut grünes Licht für die Lizenz im Land zu geben.
Schnell verkündete der litauische Premierminister Saulius Skvernelis zwar, er habe vollstes Vertrauen in seine Zentralbank. Doch hinter den Kulissen, so heisst es in dem Bericht, werde über einen möglichen Bankenlizenzentzug diskutiert. Das Problem Litauens mit Revolut: Intransparenz und das unheimliche Wachstum der Smartphone-Bank in Europa.
Ein weiteres Problem der Neobank ist ihr CEO Nikolay Storonsky, beziehungsweise sein Vater. Denn laut litauischen Medienberichten soll eben jener Nikolay Mironowitsch Storonsky für den russischen Staatskonzern Gazprom arbeiten. Verbindungen zwischen Russland und Banken sind im ehemaligen Sovjetstaat Litauen nicht gern gesehen.
London untersucht bereits
Litauen ist nicht die erste Jurisdiktion, mit der Revolut das Heu nicht mehr auf der gleichen Bühne hat. Wie auch finews.ch berichtete, wurden zum Beispiel in London schon Untersuchungen wegen des allzu laxen Compliance-Modells der Neobank eröffnet.
Neben rechtlichen Problemen setzt sich Revolut auch werbetechnisch des öfteren in die Nesseln. So zum Beispiel als die unschönen Anstellungsbedingungen des Unternehmens bekannt wurden, oder die Werbekampagne, für die sich die Neobank beim Streamingdienst Spotify bediente.