Das britische Fintech Revolut hat sich mit einer Werbekampagne in die Nesseln gesetzt. Nun drohen dem auch hierzulande aktiven Unternehmen sogar rechtliche Konsequenzen.
Eigentlich ist sie nicht unlustig, die Werbekampagne, die das britische Fintech-Unicorn Revolut in den letzten paar Wochen in London gefahren hat (Bild unten).
Doch gibt es mehrere grössere oder kleinere Probleme damit, wie in den britischen Medien und auch auf dem Kurznachrichten-Diensr Twitter dieser Tage zu lesen ist.
Alles frei erfunden
Erstens stellt sich dem Betrachter dieser Plakate – vor allem falls er oder sie auch noch die Dienste von Revolut in Anspruch nehmen sollte – unweigerlich die Frage, woher Revolut genau wissen will, wer wann und wo was kauft. Denn besonders Fintechs und andere Startups werben ja eigentlich mit ihrem moderneren und einfühlsameren Verständnis von Datenschutz.
In diesem Punkt gab Revolut gegenüber der «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) eine Entwarnung, die das Unternehmen nicht wirklich besser dastehen lässt: Alles war frei erfunden. Revolut könne aus den Daten nur herauslesen, wie viel Geld pro Benutzer in welchem Geschäft ausgegeben werde, und nicht mehr. Immerhin sagt ein Sprecher gegenüber der Zeitung: «Wir hätten eine Zeile in der Anzeige haben sollen, die besagt, dass diese nicht ganz ernst gemeint ist.»
Damit geht das Unternehmen in der Werbung zwar nicht unsauber mit Benutzerdaten um, dafür mit der Wahrheit, und folglich könnte man jetzt über die Lauterkeit der Werbung diskutieren. Und genau das passiert, da die Kampagne vor dem britischen Pendant der «Schweizerischen Lauterkeitskommission» Advertising Standards Authority (ASA) gelandet ist. Diese hat die eingetroffenen Beschwerden an die dortige Finanzmarktaufsicht (FCA) überwiesen, welche bei einer Bank wie Revolut für solche Fälle zuständig ist.
Schon mal da
Ebenfalls brisant: die Werbung, mit welcher sich Revolut gerade unbeliebt macht, stammt wohl nicht aus der Küche des Finanz-Startups. Die Idee hatte vielmehr ein anderes Tech-Unternehmen, und zwar Spotify (Bild unten).
Der globale Musik-Streaming-Dienst gewann Ende 2016 mit einer gross angelegten Werbekampagne viele Fans. Doch dass die Benutzer von Streaming-Diensten um einiges liberaler mit ihren Daten umgehen als Bankkunden, hätte der Neo-Bank eigentlich auffallen müssen.
Der Groll
Mit der Werbung, speziell mit dem Plakat, das den Valentinstag betrifft, hat sich Revolut nicht nur Freunde gemacht. Besonders der britischen Bloggerin und Freelancerin des Jahres, Iona Bain, die den Finanzblog «Young Money» betreibt, stiess die Werbung sauer auf. Sie bringt einen dritten Punkt ins Spiel:
How much does this ad infuriate me? Let me count the ways. Firstly, patronising language & awful single-shaming more redolent of early 2000s Bridget Jones, not a modern and empowered fintech brand (1) pic.twitter.com/rnIg3YXRfq
— Iona Bain (@ionayoungmoney) February 4, 2019
Die britische Guardian-Kolumnistin Christina Patterson ging noch einen Schritt weiter. Sie schrieb in ihrer Kolumne für den «Guardian», weil die Frage «You ok, hun'?» so nie Männern gestellt werde, richte sich die Werbung ausschliesslich an Frauen und zementiere so das Bild, dass Frauen primär über ihre Beziehungen definiert würden.
Revolut antwortete auf die Kritik mit einer Ankündigung, die die ganze Chose auch nicht wirklich besser gemacht hat:
? We’re sad to hear that a small number of people were offended by our tube ad. That's why we'll be hosting a drinks event on Valentine's Day for anyone who doesn't yet have plans. P.S vegan sausage rolls will be served. pic.twitter.com/tXIvx39oZo
— Revolut (@RevolutApp) February 5, 2019