Die UBS-Investmentbank ist die Überfliegerin im ersten Quartal 2018. Das wirft ein Schlaglicht auf die höheren Ambitionen von Spartenchef Andrea Orcel
Eigentlich hätte bei der Präsentation der Quartalszahlen die neue Superdivision der UBS im Rampenlicht stehen sollen. Denn das Global Wealth Management hat seine Arbeit Anfang Jahr aufgenommen und vereinigt auf sich die geballte Kraft der weltweiten Vermögensverwaltungs-Maschinerie der grössten Schweizer Bank.
Doch am Montag hat ihr nun eine andere Sparte im Konzern die Schau gestohlen: das Investmentbanking.
Gegenüber dem Vorjahresquartal steigerte diese Division ihren Vorsteuergewinn um 23 Prozent. Dies dank einem florierenden Handel mit Aktien sowie einem einträglichen Firmenberatungs-Business. Damit hat die Investmentbank, die bei der UBS im Wesentlichen als Zuliefererin für das Private Banking fungiert, das Global Wealth Management mit 20 Prozent Gewinnsteigerung sowie alle anderen Sparten deutlich überrundet (siehe Grafik unten).
Klasse statt Masse
Im Glanz des ersten Quartals 2018 darf sich ein Mann sonnen, der in den vergangenen Monaten von anderen UBS-Managern überschattet wurde: Andrea Orcel, der oberste Investmentbanker des Schweizer Geldhauses. Das gute Ergebnis in den vergangenen drei Monaten ist für ihn mehr als nur ein Achtungserfolg.
Seit sechs Jahren arbeitet der energische Italiener, dessen Werdegang ihn eng mit Konzernchef Sergio Ermotti verbindet, unermüdlich an seiner Vision der UBS-Investmentbank. Stets schwebte ihm ein starkes Beratungsgeschäft nach klassischem Wall-Street-Muster vor. Dieses soll der Bank erlesenes und einträgliches Geschäft einbringen – Orcels Ziel ist Profit, nicht Volumen. Dafür nimmt der Banker sogar in Kauf, bei den im Metier wie ein goldenes Kalb umtanzten «League Tables» der grössten Dealmacher zurückzufallen.
Jetzt erst recht aufs Gas drücken
Um diese Weisheit auch Nichtbankern zu vermitteln, vergleicht der 54-Jährige seine Division gerne mit der Luxusgüter-Branche: mit Damenhandtaschen etwa und zuletzt mit dem italienischen Sportwagenbauer Ferrari, wie auch finews.ch berichtete.
Bei der Umsetzung dieser Vision setzt Orcel bei seiner Mannschaft gerne auf eine Mischung von Zuckerbrot und Peitsche. Der jetzige Quartalsausweis könnte nun über die Saisonalität hinaus ein Indiz dafür sein, dass die Methode allmählich zu greifen beginnt.
Für Orcel Grund genug, das Gaspedal seines Ferraris durchzudrücken. Anfang Monat kündigte er an, den Pool von Spezialisten für Fusionen und Übwernahmen (M&A) binnen drei bis fünf Jahren zu verdoppeln. Dabei möchte der Italiener nach eigenen Worten nur die Crème de la Crème der Branche zur Bank holen.
Nicht unter den Kronfavoriten
Solche Regenmacher sind entsprechend teuer – dies, während die anderen UBS-Divisionen nur noch vereinzelt Personal einstellen dürfen. Doch Orcel sitzt offenbar fest genug im Sattel, um einen solchen Ausbau bei der Konzernspitze durchzudrücken.
Und die Frage stellt sich: Was will Orcel als Nächstes? Im Karussell um die Ermotti-Nachfolge blieb es um seine Person schon fast verdächtig still. Tom Naratil und Martin Blessing, die Co-Chefs des UBS Wealth Management, gelten stattdessen als die Kronfavoriten. Das Abschneiden der Investmentbank im jüngsten Quartal zeigt jedoch: Orcel ist alles andere als eine «lame duck».
Mit Ermotti-Nachfolge kokettiert
Umso mehr, als er in der Vergangenheit bereits mit der Führung der Grossbank kokettierte. Als Mittfünfziger hat er dabei jedoch dasselbe Problem wie Blessing und Naratil: Im Jahr 2022, wenn die Nachfolge bei der Bank konkret werden dürfte, ist er für den Topjob wohl schon zu alt.
Bis dahin lässt es sich bei der gut geölten UBS-Investmentbank aber auch ohne höhere Ambitionen aushalten. Wie die Bank berichtete, hat die starke Performance zum Jahresauftakt auch zu höherem Personalaufwand geführt – sprich höheren Boni für die Investmentbanker.