Selbst wenn sich das Zinsumfeld aufhellen sollte, bleibt der Margendruck bestehen, ist Valiant-Präsident Jürg Bucher überzeugt.
Je länger die tiefen Zinsen anhalten, desto grösser wird das Problem der Banken, die ihre Erträge hauptsächlich aus dem Zinsdifferenz-Geschäft erwirtschaften. Denn Neuhypotheken werden zu deutlich tieferen Zinsmargen abgeschlossen als die auslaufenden Kredite.
Die Valiant Bank ist davon besonders stark betroffen. Rund 80 Prozent des Ergebnisses stammt aus dem Zinsengeschäft. Und die Lage dürfte angespannt bleiben.
«Wir gehen davon aus, dass der Margendruck weiter geht, auch wenn die Zinsen langsam steigen sollten. Da muss man sich keine Illusionen machen», erklärte Jürg Bucher, seit 2013 Verwaltungsratspräsident der Valiant Bank, im Interview mit der «Luzerner Zeitung».
Mehr Konkurrenz...
Der 70-jährige Wirtschaftswissenschaftler begründet seine eher pessimistische Sicht auf das Zinsengeschäft mit dem Eintritt neuer Wettbewerber, konkret Versicherungen und Pensionskassen. Diese könnten «andere Konditionen anbieten als wir», klagt Bucher.
Will heissen: bessere Konditionen. Denn Versicherungen und Pensionskassen unterliegen nicht der Banken-Auflage, bei der Vergabe von Hypotheken für den so genannten antizyklischen Kapitalpuffer 2 Prozent Eigenmittel unterlegen zu müssen. Das verschafft ihnen mehr Flexibilität bei der Festlegung der Konditionen.
... mehr Transparenz
Nebst der zunehmenden Konkurrenz durch bankfremde Institute drückt laut Bucher auch die gestiegene Transparenz die Preise. Weiter kritisierte er den Wettbewerbsvorteil gewisser Banken mit Staatsgarantie und moniert: «Wir haben nicht gleich lange Spiesse». Diese seien nämlich in der Lage, Gelder zu Negativzinsen entgegenzunehmen und damit auch viel Geld zu verdienen – etwas, das die Valiant nicht im gleichen Ausmass unternehmen könne.
Vor diesem Konvolut an Erschwernissen hat die Valiant Bank zum Ziel, die Margen mindestens zu halten, wie er weiter ausführt. Im vergangenen dritten Jahresviertel lag die Zinsmarge der Valiant-Gruppe bei 1,1 Prozent.
Postfinance von Politik zurückgebunden
Neben dem Zinsgeschäft bringt Bucher auch die Situation der Postfinance, deren Chef er von 2003 bis 2011 war, ins Grübeln. «Postfinance ist eine von der Politik behinderte Bank, die nicht vollumfänglich geschäften darf. Es kann doch nicht sein, dass man der Postfinance eine Banklizenz gibt, sie dann aber mit einem Kreditverbot zurückbindet».
Nebst der Politik sind es die Banken selber, welche die Postfinance nicht als konkurrierendes Kreditinstitut sehen möchten. Deshalb schlägt Bucher eine Teilprivatisierung vor, analog des Schweizer Telekomunternehmens Swisscom, bei dem der Bund eine knappe Mehrheit hält. In diesem Kontext gilt es auch die möglichen Einnahmen durch eine Teilprivatisierung zu betrachten, welche Bucher auf gegen 4 Milliarden Franken veranschlagt.
«Mit dem Geld könnte man zum Beispiel Investitionen in einen modernen Service public der Post investieren oder in die Förderung der Digitalisierung in der Schweiz anstossen», so Bucher.