Wir waren uns bezüglich der Neuausrichtung absolut einig, und sein Ausscheiden hatte auch nichts damit zu tun, dass er Zürcher ist und ich Basler, wie manche spekulierten. Wir haben heute noch ein sehr gutes Einvernehmen.
Umso mysteriöser sein Weggang.
Cler hat einen eigenen Verwaltungsrat, der unabhängig von der Konzernleitung der Basler Kantonalbank entscheidet. Letztlich müssten sie bei der Bank Cler nach den Gründen fragen.
Die neu lancierte Bank Cler verfolgt dezidiert eine gesamtschweizerische Strategie. Ihr Amtskollege Blaise Goetschin von der Genfer Kantonalbank hat Cler kürzlich als trojanisches Pferd Ihres Instituts bezeichnet. Hat er recht?
Das trojanische Pferd ist ja nicht unbedingt positiv besetzt: Fürchte die Danaer, auch wenn sie Geschenke machen, lernte ich einst im Lateinunterricht.
«Im Netz stösst die Marke BKB an emotionale Grenzen»
Ich bestätige aber jederzeit, dass es sich bei der Bank Cler um jenen Teil des Konzerns handelt, der den Auftrag hat, als digitale Bank und mit Filialen in den Städten schweizweit zu wachsen. Klar falsch ist – und das höre ich ab und zu – dass…
Was denn?
…dass wir dort Geschäfte tätigen, die wir im Mutterhaus nicht machen würden. Dagegen wehre ich mich entschieden. Die Compliance-Vorschriften bei der Bank Cler und der Basler Kantonalbank sind identisch.
Nochmals zurück zu den Schweizer Ambitionen: So explizit wie die Basler Kantonalbank hat diese noch nie ein Staatsinstitut formuliert. Das Grasen in anderen Kantonen gilt als unfein.
Wir sind anders als die durchschnittliche Kantonalbank. Wir haben ein verhältnismässig sehr grosses Firmenkundengeschäft, aber nur 200'000 potenzielle Privatkunden auf dem Kantonsgebiet. Das ist zu wenig, um das Retailgeschäft zu skalieren. Dies und die Risikodiversifikation sind der Grund, warum wir die Bank Cler haben.
Ist das die Zukunft: Dass einige grosse Staatsbanken die Schweiz unter sich aufteilen?
Das ginge nicht so einfach. Eine Kantonalbank stösst sehr wohl an Grenzen. Nicht nur geographisch, sondern interessanterweise auch im Netz. Dort stösst die Marke BKB an emotionale Grenzen. Wenn jemand im Bündnerland eine Online-Hypothek bei einem Staatsinstitut kaufen will, geht er im Normalfall zur Graubündner Kantonalbank und im Kanton Basel-Stadt zur Basler Kantonalbank. Die neutrale Marke Bank Cler kennt dieses Hindernis nicht.
«Wir spüren, dass die US-Behörden angehalten wurden, das Verfahren zu Ende zu bringen»
Und was die Ausbreitung betrifft: Ich verstehe die anderen Kantonalbanken als Schwesterinstitute. Unter Schwestern nimmt man sich nichts weg.
Wenn wir schon dabei sind: Wie steht es eigentlich mit einer internationalen Strategie? Oder kommt das nie mehr in Frage, seit sich die Bank im Steuerstreit mit dem Ausland die Finger verbrannt hat?
Niederlassungen im Ausland sind nicht in unserem Fokus. Wir geschäften jedoch weiterhin mit ausländischen Privatkunden, beschränken uns aber auf gewisse Länder und nehmen nur versteuertes Geld entgegen. Unsere Bücher sind sauber. Das lässt mich abends sehr gut schlafen.
Noch immer ausstehend ist das Verdikt der US-Justiz, welche die Basler Kantonalbank als so genannte Kategorie-1-Bank verfolgt. Wie lange müssen Sie noch darauf warten?
Wir spüren von den amerikanischen Behörden, dass sie angehalten worden sind, das Verfahren zu einem Ende zu bringen. Das ist ein positives Signal. Ich kann mir deshalb fast nicht vorstellen, dass wir noch bis 2019 auf den Abschluss warten müssen. Drängeln kann und will ich aber nicht.