Die Credit Suisse hat die Mannschaft ihrer hiesigen Unternehmerbank massiv ausgebaut – und zieht damit nun in die Schlacht um die Schweizer Entrepreneure. Leichtes Spiel wird die Grossbank dabei aber nicht haben.
Thomas Gottsteins (Bild unten) Phalanx steht. Vor gut einem Jahr hatte der Chef der Schweizer Universalbank der Credit Suisse (CS) angekündigt, hierzulande die «Bank für Unternehmer» auf die Beine zu stellen. Das Versprechen ging mit einem massiven Ausbau einher. Die Standorte mit spezialisierten Unternehmer-Beratern sollten von elf auf 20, die Anzahl Spezialisten von 60 auf rund 100 erhöht werden, wie es damals hiess.
Mit dem Einstand von Matthias Primus als Desk Head im Entrepreneurs & Executives Team (E&E-Geschäft) in Zürich, über den finews.ch exklusiv berichtete, kann die Schweizer Universalbank «mission accomplished» vermelden. Die Standorte stehen, und die Mannschaft ist vollzählig. Jetzt kann CS-Schweiz-Chef Gottstein in die Schlacht ziehen, an der sich die Zukunft der CS hierzulande wesentlich entscheiden wird.
Dabei könnte der Bank genauso ein Überraschungssieg wie jener der alten Eidgenossen bei Morgarten oder aber eine fatale Niederlage wie in Marignano ins Haus stehen.
Auf Alfred Eschers Spuren
Als Unternehmerbank, die Entrepreneuren Investmentbanking und Vermögensverwaltung aus einer Hand anbietet, will die CS die Schweizer Konkurrenz hinter sich lassen. Von Anfang an wurde bezüglich dieser Vision nicht mit Superlativen gegeizt. Zum «Juwel des Unternehmens» soll das Geschäft avancieren und an die Tradition der Schweizerischen Kreditanstalt (SKA) anknüpfen – der weiland von Alfred Escher gegründeten Vorgängerbank.
CS-Manager geben sich im vertraulichen Gespräch auch heute siegesgewiss. Die Konkurrenz, sagt ein Veteran und meint damit die Erzrivalin UBS, habe schlicht nichts Vergleichbares zu bieten.
Schlüsselpositionen von der UBS
Das Votum mutet ironisch an, bedenkt man, dass ein Grossteil der Verstärkung von der UBS kommt. Andreas Arni (Bild unten), der schweizweite Verantwortliche des Bereichs E&E, stammt von dort. Desgleichen Yusuf Savmaz, der als Leiter E&E der Region Zürich eine weitere Schlüsselposition in der Unternehmerbank einnimmt.
Die beiden Banker haben es verstanden, eine ganze Reihe von UBS-Kollegen «herüberzuholen», auch in der Westschweiz, wo der Genfer Leiter des KMU-Geschäfts Guillaume Jacquemoud in Genf mitsamt Team zur CS wechselte.
Flamboyante Chefin
Damit wurde der UBS einigen Schaden zugefügt, sind doch Entrepreneur-Berater rar am Bankenplatz. Vorzugsweise kommen sie nämlich aus dem Investmentbanking, um das breite Spektrum der Kundenwünsche abzudecken.
Zu meinen, dass die Erzrivalin nun ohne Besatzung vor sich hindümpelt, wäre jedoch verfrüht. In ihren zehn Schweizer Regionen bietet die UBS das Firmenkundengeschäft integral an, sekundiert von den Spezialisten von Christine Novakovic, der flamboyanten Chefin der hiesigen Investmentbank und des Firmenkundengeschäfts.
«OneBank» hob nie ganz ab
Ebenfalls muss die CS erst noch beweisen, dass sie mit der Unternehmerbank mehr zustande bringt als mit der 2005 noch von Oswald J. Grübel lancierten «OneBank». Beteuerungen der Bankoberen zum Trotz hatte jene Strategie in der Schweiz nie ganz verfangen – anders als in Asien, wo sich der Erfolg der Kombination von Investment- und Privatbank relativ rasch und signifikant einstellte.
Eine Schlappe mit der Schweizer Unternehmerbank kann sich die CS keinesfalls leisten. Nicht allein wegen des Prestiges, das da auf dem Spiel steht. Vielmehr geht es um die Zukunft des Instituts, das laut CEO Gottstein zur «besten Bank der Schweiz» avancieren will.
Schlacht um Entrepreneure
Denn anders als die Vermögensverwaltung gilt die Betreuung von Unternehmern und Top-Managern, die man via Firmenkundengeschäft als vermögende Kunden fürs Private Banking gewinnt, als eines der letzten Wachstumsfelder im Schweizer Bankwesen. Gottstein als ehemaliger Investmentbanker weiss, worauf es da ankommt: Besteht im Firmenkundengeschäft eine erfolgreiche Geschäftsbeziehung, ist ein Unternehmer oder CEO durchaus bereit, auch privat sein zumeist nicht ganz geringes Vermögen dieser Bank anzuvertrauen.
Unter diesen Prämissen verfolgen bereits mehrere Banken in der Schweiz eine solche Strategie, wobei die CS mit ihrer Unternehmerbank zurzeit am meisten Energie freisetzt. Ob diese ausreicht, um die Schlacht für sich zu entscheiden, wird sich vermutlich schon bald weisen.