Wie ein Dampfer pflügt die UBS durch die schwere See lahmer Wirtschaft und verunsicherter Kunden. Der Bank fällt wenig ein, ausser Kosten einzusparen. Die Punkte dazu.
1. Wann kommen die besseren Zeiten?
Als weltweit grösster Vermögensverwalter hat die UBS ein immenses Exposure gegenüber den anhaltend schlechten Marktbedingungen: Ihre Kunden sind passiv, was sich auf die Ertragslage ernüchternd auswirkt. Im Wealth Management sind die Einnahmen im ersten Semester im Jahresvergleich um über 500 Millionen Franken gesunken. In der Investmentbank fielen sie gar um über 1,1 Milliarden Franken.
Die Bank wäre aufgrund ihres breit abgestützten Geschäftsmodells hervorragend aufgestellt, von einem sich verbessernden Umfeld überproportional zu profitieren. Allein: Auch die UBS glaubt nicht, dass sich die Bedingungen in naher Zukunft ändern. Sie muss weiter abwarten.
2. Die wenigen Wachstumsideen greifen nicht
Die UBS sieht sich als kundenfokussierte Bank, insofern ist ihre Strategie darauf ausgerichtet, durch ein höheres Kundenengagement die Abhängigkeit von Marktschwankungen zu verringern. Doch funktioniert das nicht.
Am Beispiel der Vermögensverwaltungsmandate, zeigt sich dies deutlich. Im zweiten Quartal gelang es der UBS gerade mal, den Anteil der Mandate um 0,1 Prozent auf 27,1 Prozent zu erhöhen. Andere Wachstumsideen und -initiativen scheinen derzeit zu fehlen.
3. Der Fokus richtet sich noch stärker auf die Kosten
Schrumpft das Geschäft und bestehen keine Aussichten auf Wachstum, müssen die Kosten runter. Die UBS exerziert dies vor – wenn auch mit gewisser Vorsicht, um ihre Chancen bei einer einsetzenden Erholung nicht zu beeinträchtigen.
Die Notwendigkeit wird noch durch die ständig steigenden «versteckten» Regulierungskosten erhöht. Von einem neuen Sparprogramm ist bei der UBS zwar nicht die Rede, vor allem im Wealth Management durchkämt die Grossbank aber bereits seit einigen Monaten alle Bereiche, um Kosten einzusparen.
Auffällig ist auch der anhaltende Sparkurs im Schweizer Geschäft, wo die UBS das Kosten-Ertrags-Verhältnis nun auf 53 Prozent gedrückt hat. Bis Ende 2017 sollen nach den bereits eingesparten 1,4 Milliarden nochmals 700 Millionen Franken dazukommen.
4. Europa ganz schwach im Wealth Management
In Europa hat die UBS erneut Kundengelder verloren. In diesem Quartal waren es zwar «bloss» 500 Millionen Franken. Ernüchternd ist der Abfluss aber dennoch. Der Credit Suisse gelang es, in ihrem internationalen Wealth Management im zweiten Quartal immerhin 5,4 Milliarden Franken Neugelder zu akquirieren. Folge für die UBS ist: Die Marge im Europa-Geschäft erodiert stetig und ist nun auf 71 Basispunkte gesunken.
5. Das Asset Management kommt nicht auf Touren
Als Ulrich Körner antrat, um das lange Zeit vernachlässigte Asset Management wieder zum wichtigen Standpfeiler der UBS zu formen, kündigte er als Ziel einen Vorsteuergewinn von 1 Milliarde Franken an. Davon ist Körner weiter entfernt denn je.
148 Millionen Franken Vorsteuergewinn erzielte die Division im zweiten Quartal, nur wenig mehr als im Vorquartal. Zu denken geben müssen aber die anhaltenden Geldabflüsse – im zweiten Quartal waren es 8,8 Milliarden Franken. Es ist das vierte Quartal hintereinander, dass das Asset Management Kundengelder verliert, das fünfte Quartal insgesamt, seit Körner die Einheit 2014 übernommen hat. Die Gründe dafür klingen immer gleich: Investoren würden ihre Allokation ändern und benötigten Liquidität.
6. Zum Glück war da noch der Brexit
Es ist dem britischen Referendums-Entscheid zum Brexit zu verdanken, dass sich die Erträge aus dem Handel mit Devisen, Zinsen und Krediten im zweiten Halbjahr im Vergleich zum Vorjahr von 413 auf 461 Millionen Franken erhöhten. Das war zwar weniger als noch im ersten Quartal 2016, aber ohne den intensiven Handel, der nach dem Brexit-Entscheid folgte, wäre es noch weniger gewesen.
Denn losgelöst von solchen Sonderereignissen hält die Mehrheit der Kunden ihr Cash trocken und wartet an der Seitenlinie, bis sich eine klarere Sicht auf die Entwicklung der Finanzmärkte ergibt.
7. Mini-Fortschritte bei der Kapitalisierung
Das harte Kernkapital (CET1) stieg per Ende Juni nur leicht auf gut 30 Milliarden Franken an und die risikogewichteten Aktiven stagnierten. Deshalb nahm die Kernkapitalquote nur minim auf 14,2 Prozent zu. Die ungewichtete Kapitalquote (Leverage Ratio) verbesserte sich um 10 Basispunkte auf 3,4 Prozent.
Im Vergleich zur Credit Suisse mit einer Kernkapitalquote von 11,8 Prozent ist die UBS deutlich besser kapitalisiert. Bei der Leverage Ratio befinden sich beide Schweizer Grossbanken auf Augenhöhe. Um die Too-big-to-fail-Anfoderungen zu erfüllen, müssen beide Finanzinstitute ihre Eigenmittelausstattung weiter erhöhen.