Der Spar- und Regulierungsdruck nimmt auch die unabhängigen Vermögensverwalter in die Mangel. Deutliches Anzeichen dafür: Sie werfen Restposten aus liquidierten Kundenportfolios auf den Markt.
Seit mit der Finanzkrise der Strukturwandel die Schweizer Bankenlandschaft erfasst hat, werden auch den unabhängigen Vermögensverwaltern schwierige Zeiten vorausgesagt. Im Prinzip sind ihre Herausforderungen dieselben wie für die Privatbanken: Das Ende des «Schwarzgeld»-Modelles, der Wegfall der Retrozessionen, strengere Auflagen für ausländische Vermögen, tiefere Margen.
Vergangenes Jahr mussten Vermögensverwalter, die Produkte zur gemeinschaftlichen Kapitalanlage anbieten, eine Finma-Lizenz beantragen und sechs in der Funktion getrennte Personen beschäftigen. Diese Anforderung war für die Branche ein harter Schlag.
Illiquide und problembehaftete Anlagen
Denn im Schnitt beschäftigen unabhängige Vermögensverwalter 3,7 Personen – es sind eigentliche «Mikro-Betriebe», die dank schlanker Strukturen und geringen Auflagen auch gut leben konnten, wenn sie keine hohen dreistelligen Millionenbeträge ihrer Kunden verwalteten.
Entsprechend hat die Bereinigung in der Branche begonnen. Die direkten Auswirkungen spürt das Zürcher Unternehmen Multiplicity Partners (MP). Dieses unterstützt Investoren bei der Liquidation von illiquiden oder problembehafteten Anlagen von Hedge Fonds, Immobilienfonds, strukturierten Produkten von Lehman Brothers oder von Madoff-Fonds.
Verdoppelung der Anfragen
War das 2010 gegründete, aus Rainer-Marc Freys Horizon21 hervorgegangen Unternehmen, in den ersten Jahren vor allem eine Anlaufstelle von Privatbanken gewesen, die ihre Kundenportfolios bereinigen mussten, hat sich 2015 eine Verlagerung gezeigt.
Die Anfragen von unabhängigen Vermögensverwaltern bezüglich Veräusserungen von illiquiden Anlagepositionen haben sie innert einem Jahr verdoppelt, wie MP-Mitgründer Andres Hefti zu finews.ch sagte. Neben Hefti wird das Unternehmen von zwei weiteren Partnern geführt, Roger Rüegg und Thomas Ritter.
Ein Milliardenmarkt
Diese «Restposten» bilden einen riesigen Markt. «Gemäss unseren Schätzungen sind schweizweit noch mindestens 7 Milliarden Franken solcher problembehafteter Anlagen in Kundenportfolios bei Schweizer Depotbanken blockiert», so Hefti. Rund 50 Anfragen von Vermögensverwaltern seien 2015 bearbeitet worden.
Die Banken selber sind oftmals der Haupttreiber, dass diese Positionen nun aufgelöst werden. Denn die Depotbanken stehen selber unter Rationalisierungsdruck und geben diesen an die externen Vermögensverwalter weiter.
Aber oft sehr kleine Nominalbeträge
MP vermittelt solche Anlagen an Privatmarkt-Spezialisten und Sekundärmarktkäufer. Während in einzelnen Auktionen auch schon Positionen von über 300 Millionen Dollar verkauft wurden, müssen Multiplicity Partners meistens mit «Peanuts» handeln – Anlagen von einzelnen Kunden im Nominalwert von wenigen Tausend Franken, wie Hefti sagt. Und diese seien über die ganze Schweizer Bankenlandschaft verteilt.
Um den Aufwand der Abwicklung zahlloser kleiner Verkaufsaufträge meistern zu können, haben MP ein Konzept «bankinterner Sekundär-Transaktionen» entwickelt.
Bankinterne Handwechsel
Dazu unterhält das MP-Netzwerk von spezialisierten Investoren nun Depots bei einem guten Dutzend Schweizer Banken. So können Transferprozesse und Verkäufe, die sonst monatelang dauern können und entsprechend teuer sind, innert weniger Tagen vollzogen werden.
Der Hintergrund: Wertschriften bei Schweizer Banken werden jeweils im Namen der Bank als Nominee gezeichnet und nicht direkt im Namen des Kunden. Dank des MP-Konzeptes entfällt die langwierige und aufwendige Neuregistrierung, wenn eine Position innerhalb der Bank die Hand wechselt.