Die Reorganisation der Credit Suisse dürfte weiter gehen als bisher erwartet. Offenbar will CEO Tidjane Thiam die Gunst der Stunde nutzen, um den Aktienkurs zu dynamisieren. Wichtigster Mann in Asien wird jemand, den finews.ch bereits lanciert hatte.
Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam will laut Informationen der Zeitung «Schweiz am Sonntag» die zentralistische Organisation der Grossbank aufbrechen. Stattdessen sollen die Regionen gestärkt werden.
Wie zudem in der Branche zu hören ist, will der CS-CEO mit seiner Strategie-Ankündigung am 21. Oktober das (einmalige) Momentum nutzen, um den Kurs der Credit-Suisse-Aktie auf einen Schlag markant zu steigern.
Immerhin ist Thiam bei der Schweizer Grossbank mit dem Image angetreten, den Aktienkurs seines früheren Arbeitgebers, dem britischen Versicherungskonzern Prudential, über die Zeit verdreichfacht zu haben.
Beförderung in Asien
Bei seiner Präsentation in zwei Wochen wird Thiam offenbar auch einige Personal-Rochaden präsentieren. So soll Helman Sitohang (Bild oben) als derzeitiger Asienchef auch noch in die Konzernleitung aufsteigen.
Von dieser Annahme ging finews.ch bereits im Sommer aus. Der in Südostasien bestens vernetzte Investmentbanker stammt aus Indonesien und geniesst den Ruf eines so genannten Rainmakers. Will heissen, er zieht grosse Kunden und Aufträge an Land, namentlich in seiner Heimat.
Klarer Trend zur Regionalisierung
Zudem läuft bei den meisten Grossbanken in Asien ein Trend hin zur Regionalisierung. Schweizer Chefs werden zu Gunsten von «Lokalen» wegbefördert. Das jüngste Beispiel dafür lieferte Julius Bär, wo der langjährige Asien-Chef Thomas «Tom» Meier durch den Singapurer Banker Jimmy Lee abgelöst wurde. Die UBS hat mit Edmund Koh schon seit einigen Jahren einen bewährten «Lokalen» an der Spitze. Diese Entwicklung setzt sich nun offenbar auch bei der CS weiter durch.
Auch die USA sollen einen neuen Regionenchef bekommen, der ebenfalls ein Investmentbanker ist: Timothy O’Hara gilt als aussichtsreichster Kandidat für diesen Topjob, wie die «Schweiz am Sonntag» schreibt. Absehbar ist zudem, dass der aktuelle Private-Banking-Co-Chef (neben Hans-Ulrich Meister), Robert Shafir, ausscheidet. Er war ein enger Vertrauter des früheren CS-Konzernchefs Brady Dougan.
Meisters Position dürfte umgekehrt eher verstärkt werden. Zudem versteht er sich sehr gut mit CEO Thiam.
Spektakulärer Wechsel in der Personalabteilung?
Zu einem Aufsehen erregenden Stellewechsel soll es offenbar in den Bereichen Marketing und Human Resources kommen, wie die Zeitung weiter berichtet. So wird Pamela Thomas-Graham ihren Posten in der Geschäftsleitung verlieren – auch sie war eine Verbündete Dougans.
Die Managerin soll durch Peter Görke ersetzt werden. Dieser war bei Thiams früherem Arbeitgeber Prudential direkt Thiam unterstellt und kündigte zum gleichen Zeitpunkt. Er hat bereits ein Büro bei der CS bezogen und zieht die Fäden im Personalwesen.
Unternehmerbank weit gediehen
Im Zuge des Umbaus sollen entsprechend auch zentrale Bereiche, die so genannten Shared Services, vom Hauptsitz in Zürich weg in die Regionen im Ausland verschoben werden. Das würde die jeweiligen Ländern massgeblich aufwerten und zu einem Stellenabbau in der Schweiz, namentlich in Zürich führen. Wachsen will die CS vor allem in Asien, wo sie das Konzept der «Unternehmerbank» bereits erfolgreich verfolgt.
Dieses Geschäftsmodell, das auch in der Werbung stark propagiert wird, sieht vor, dass Private Banker und Investmentbanker eng zusammenarbeiten. Man kann über die Erfolgsaussichten dieses Konzepts geteilter Meinung sein. Tatsache ist, dass keine andere Grossbank diese Strategie bereits so weit umgesetzt hat wie die CS.