Die Sika-Erbenfamilie Burkard hat sich auf ihren Verwaltungsrat Daniel Sauter eingeschossen. Längst geht es nicht mehr nur um Sika, sondern um seinen Job als Verwaltungsratspräsident der Privatbank Julius Bär.
Am kommenden Freitag geht es an der ausserordentlichen Generalversammlung von Sika vor allem um einen: Daniel Sauter (Bild), Verwaltungsrat (VR) des Bauchemiekonzerns, einer der Rädelsführer in der Organisation des Widerstands gegen die Verkaufspläne an Saint-Gobain und Verwaltungsratspräsident der ehrwürdigen Privatbank Julius Bär. Die Sika-Erbenfamilie Burkard will Sauter weghaben, seine Abwahl steht auf der Traktandenliste.
Im Vorfeld des «Showdowns» wird erneut Stimmung gemacht. Diesmal äussert sich Urs Burkard, Sprecher der Erbenfamilie, im «Tages-Anzeiger». Aus seinen Äusserungen wird ersichtlich, wie tief das Zerwürfnis zwischen den Burkards und Sauter inzwischen ist.
Angriff auf den Bankpräsident
Und es lässt sich aus Burkards Anwürfen auch herauslesen, dass die Familie Sauter nicht nur aus dem Sika-VR werfen möchte. Sie will ihn auch als Julius-Bär-Präsident untragbar erscheinen lassen.
So wiederholt Burkard nochmals, dass nach seinem Dafürhalten Sauter sich in einem «eklatanten Interessenkonflikt» befinde. «Er organisiert tatkräftig den Widerstand, nutzt seine Kontakte als Bankpräsident zu Investoren».
Bereits im Mai hatte die Familie moniert, Sauter verstosse gegen seine Gewährspflicht als Präsident einer Bank. Die Schenker-Winkler Holding, welche die Familienaktionäre vertritt, zeigte ihn bei der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) wegen Verletzungen der Ad-hoc-Publizitätsregeln und Kursmanipulation an.
Würden diese Vorwürfe erhärtet, wäre Sauter als Bankpräsidenten untragbar, da er nicht mehr Gewähr für eine einwandfreie Geschäftstätigkeit böte.
Schroff und unanständig
Die zunächst noch mit juristischen Argumenten geführte Schlammschlacht ist nun ins Persönliche abgeglitten. Burkard richtet direkte Vorwürfe an Sauter und garniert diese noch mit Aussagen des Bär-Präsidenten, die ihn als schroff und unanständig darstellen.
Die Vorwürfe Burkards kulminieren schliesslich in der Darstellung Sauters als undankbaren und illoyalen Menschen. Er und Monika Ribar, die frühere Panalpina-Chefin, seien nur mit der Unterstützung der Familie Burkard in den VR gekommen «und haben sich dann von uns abgewandt.»
Eine VR-Karriere dank den Burkards
Interessant sei dies im Fall von Sauter, erzählt Burkard weiter. «Er war bei Glencore-Xstrata tätig, als ich vorschlug, ihn in den Sika-VR zu holen. Dies war sein erstes prominentes VR-Mandat. Mit meiner Anfrage habe ich ihm diese Karriere erst ermöglicht.»
Mit anderen Worten: Ohne die Burkards wäre Sauter auch nicht Präsident von Julius Bär geworden. Es ist offenbar dieses Amt, welches die Sika-Erben mit dem Streit direkt in Verbindung bringen. «Anfangs stand er (Sauter) noch loyal zur Familie», so Burkard weiter. «Doch als er Verwaltungsratspräsident der Bank Julius Bär wurde, machte er eine Wandlung durch.»
Mund halten
Sauter hat wohl seine andere Seite gezeigt, seine «schroffe Art», mit der er schon im Sulzer-VR für die eine oder andere Verstimmung gesorgt hatte. So hat Sauter laut Urs Burkard in einer Sitzung ausgeführt: «Schickt uns Fritz Burkard, dem machen wir die Knöpfe dann schon rein.» Die Familie wollte vor rund zwei Jahren Fritz Burkard in den VR bringen, wogegen sich das Gremium aber sträubte.
Bei einer anderen Gelegenheit sagte Sauter – wiederum gemäss Burkard: «Das Beste, was die Familie in den letzten 20 Jahren gemacht hat, war den Mund zu halten und sich nicht ins operative Geschäft einzumischen.» Als er Sauter angegangen sei, er könne sich nicht so unanständig über die Gründerfamilie äusser, sei dieser «rot angelaufen» und habe sich entschuldigt.
Sauter wird sich noch halten können
Dass Sauter am Freitag als Sika-VR seinen Hut nehmen muss, ist allerdings unwahrscheinlich. Denn Burkards werden kaum eine Stimmenmehrheit zustande kriegen, nachdem an einer ersten ausserordentlichen Generalversammlung im April die Vinkulierungsbestimmungen abgeschafft worden waren und die Burkards mit ihren 52 Prozent der Stimmrechte die Geschicke des Konzerns nicht mehr bestimmen können.
Ausschlaggebend sind die Anteile am Kapital: Burkards halten 16 Prozent. Gegen diesen Entscheid hat die Familie Burkard Klage eingereicht.
Eingefädelt hatte die Aufhebung der Stimmrechtsbeschränkung der Aktionäre Daniel Sauter und damit die Schlammschlacht erst richtig in Gang gebracht.