Die Integration der Privatbank Coutts werde glatt über die Bühne gehen, verspricht der Private-Banking-Chef der UBP. Ist so viel Optimismus gerechtfertigt?
Gleich nach Verkündigung der Übernahme der Privatbank Coutts Ende letzten März hatte die Union Bancaire Privée (UBP) mit einigen Rücksetzern zu kämpfen.
So lief nicht nur der Chef der Genfer Niederlassung von Coutts zur Konkurrentin Barclays (Suisse) über. Auch die beiden Chefs des wichtigen Russland-Desks des übernommenen Instituts sprangen ab – und auch bei Coutts in Asien kam es zu einem Abgang.
Indes, die Rückschläge gleich zum Beginn der Coutts-Integration können Michel Longhini (Bild links) nicht schrecken. Im Gegenteil: Der Leiter Private Banking bei der Genfer UBP, der bereits 2011 die Eingliederung des Schweizer Privatbank-Geschäfts der niederländischen ABN Amro und 2013 die Integration des Private Banking der britischen Lloyds verantwortete, strotzt derzeit vor Zuversicht.
So zeigte er sich kürzlich gegenüber dem Branchen-Portal «Wealth Briefing» überzeugt, dass die Übernahme der RBS-Tochter überaus «glatt» verlaufen werde.
Wachstumssprung in Asien
Gerade in Asien, wo UBP in der Vergangenheit nur zögerlich vom Fleck kam, will Longhini soviel von Coutts übernehmen wie möglich – und rechnet dort höchstens mit einem «limitierten Schwund» an Beratern und Kunden. Für den UBP-Private-Banking-Chef ist klar: Die rund 10 Milliarden Dollar an Kundengeldern von Coutts in der Region werden das Geschäft von UBP in Asien auf ein «wichtiges Niveau» katapultieren.
Auch am Coutts-Hauptquartier in Zürich gebe es wenig Doppelspurigkeiten mit dem bestehenden Geschäft von UBP. Die bestehenden Coutts-Teams für den Schweizer Markt und Osteuropa seien eine ideale Ergänzung für UBP, zerstreut der Manager aus Genf allfällige Befürchtungen seiner neuen Zürcher Untergebenen.
140 Gerspräche in 14 Tagen
Tatsächlich habe er, Longhini, in den ersten zwei Wochen nach der Übernahme praktisch sämtliche 140 Coutts-Kundenberater persönlich getroffen. Die Unterstützung der Berater sei entscheidend, um die Kunden zu halten, erklärt der Private-Banking-Chef. Übernahmen seien schon gescheitert, weil zu viele Berater abgesprungen seien. UBP habe bei der Integration von Teams anderer Banken allerdings einen guten «track record», so Longhini.
Die Abgänge der ersten Wochen nach der Übernahme trüben dieses Bild allerdings. Dies umso mehr, als sich in der eng vernetzten Private-Banking-Szenen herumgesprochen hat, dass Berater-Teams der 2011 übernommenen ABN Amro Schweiz die UBP schon nach wenigen Monaten wieder verlassen hatten.
Bei ABN Amro wurden zudem grosse Teile des Back Office abgebaut – ein Muster, dass sich 2013 bei der Lloyds-Übernahme wiederholen sollte. Auch dort plante die UBP gleich nach dem Takeover, rund 300 Stellen zu streichen, wie damals in den Medien berichtet wurde.
Keine Leichen im Keller?
Reichlich optimistisch erscheint auch die Annahme von Longhini, dass sich der Aufwand für den Transfer von Kundengeldern zur UBP und die Neueröffnung von Konten in engen Grenzen halten werde.
«Wir konnten das bisher immer sehr unkompliziert bewältigen», so Longhini. Dass sich auch grosse Player wie Julius Bär bei ihren Übernahmen für die Bewältigung des Kundentransfers viel Zeit nehmen mussten, scheint den UBP-Mann nicht zu schrecken.
Grosses Vertrauen bringt Longhini schliesslich der eigenen Risiko-Prüfungen bei der übernommenen Bank entgegen. Da Coutts die Regularisierung unversteuerter Vermögen und sonstige Aufräumarbeiten bereits forciert habe, rechne er nicht mit «unangenehmen Überraschungen», sagte Longhini gegenüber «Wealth Briefing».
Zur Erinnerung: Coutts droht im Steuerstreit mit den USA weiterhin eine Busse. Zudem ermitteln deutsche Steuerbehörden gegen die Bank.
Nicht zu stoppen
In den Augen von Longhini kann das alles die erfolgreiche Integration von Coutts in die UBP nicht stoppen. Mehr noch: Sein Vertrauen in das von der Familie de Picciotto geführte Institut scheint unverrückbar, auch für die Zukunft: «Schweizer Banken mit langfristiger Ausrichtung und klarer Kundenbeziehung haben definitiv noch eine Rolle zu spielen», so Longhini.