Die Credit Suisse und weitere vier Banken sollen mitverantwortlich sein für die Ermordung von Soldaten und Zivilisten im Irak. Das steht in einer Klage eines US-Anwaltes. Die Institute haben angeblich Geschäfte mit dem Iran gemacht, der offenbar Terroristen finanzierte.
Jemand muss bezahlen. Dieser Meinung ist der US-Anwalt Gary Osen (Bild). Hunderte von britischen und amerikanischen Soldaten und Zivilisten sind im Irakkrieg getötet worden. Nicht im Gefecht. Sie wurden ermordet, von islamistischen Extremisten, die vom Iran gesteuert und finanziert worden sind, so der Anwalt.
Und jemand soll dafür büssen. Weil die Täter nicht vor Gericht gezerrt werden können, zielt Osen auf die Banken, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» berichtete: Die Credit Suisse, Barclays, HSBC, Standard Chartered und die Royal Bank of Scotland.
Kausaler Zusammenhang
«Die Beschuldigten haben Handlungen des internationalen Terrorismus begangen», heisst es in der Klage, die in Brooklyn, New York, eingereicht worden ist. 230 Kläger weiss Osen hinter sich. Die Forderungen sind noch nicht genau beziffert, doch könnten sie sich auf mehrere hundert Millionen Dollar belaufen.
Dass eine Grossbank wie die Credit Suisse mitverantwortlich für die Finanzierung und Ausbildung von Terroristen ist, welche im Irak hunderte von Morden begangen haben, scheint weit hergeholt. Aber Osen stellt einen kausalen Zusammenhang her.
Die fünf Banken hätten – so der amerikanische Anwalt – zig Tausende von Transaktionen mit iranischen Finanzhäusern vollzogen und vertuscht. Dabei seien Hunderte von Milliarden Dollar umgesetzt worden, und die Banken hätten damit Millionen von Dollar an Honoraren erzielt.
Mit iranischen Terrorfinanciers geschäftet
Die iranischen Finanzinstitute wiederum haben Gelder des Islamic Revolutionary Guard Corps (IRCG) verschoben, einer paramilitärischen iranischen Organisation. Gleiches gilt für die Hisbollah, die bekanntermassen vom Iran mitfinanziert wird.
Diese Organisationen haben Mitglieder der Shia-Bewegung im Irak trainiert und bewaffnet. Das alles ist durch Informationen von Geheimdiensten und Militärs belegt.
Belegt ist auch, dass es die staatlich kontrollierten, iranischen Banken Saderat und Melli die Financiers dieser Terrorgruppen waren. Das US-Finanzministerium bezifferte 2007 auch den Betrag, der via Saderat und Melli an IRCG und Hisbollah ging: Insgesamt 150 Millionen Dollar.
US-Anwalt Osen wiederum hält in seiner Klage fest, dass die Credit Suisse und die anderen vier Banken Geschäftsbeziehungen mit Saderat oder Melli oder beiden Instituten unterhalten haben. Die Credit Suisse führte gemäss früheren Medienberichten mit beiden Banken Geschäftsbeziehungen.
Bussen zählen nicht
Die Credit Suisse bezahlte 2009 eine Busse von 536 Millionen Dollar, weil sie gegen US-Sanktionen gegen den Iran verstossen hatte. Die anderen Banken wurden auch gebüsst, HSBC bezahlte sogar 1,9 Milliarden Dollar.
Osen und die Kläger sind der Meinung, dass die US-Regierung keine Verbindung hergestellt hat zwischen den europäischen Banken, welche mit den iranischen Banken Geschäfte gemacht hätten und eben jenen Banken, welche die Terrorgruppen finanziert hätten. «Wir stellen diese Verbindung nun her», sagte Osen.
Tödliche Konsequenzen ausgeblendet
Dabei müsse er keine Beweise vorlegen, dass die beschuldigten Banken effektiv in Verbindung zu den Terrorgruppen gestanden haben. «Es genügt zu zeigen, dass die Beschuldigten an einer Verschwörung teilgenommen haben, welche die Terrorfinanzierung erst ermöglichte.» Ausserdem hätten die Banken die tödlichen Konsequenzen ihres Tuns bewusst ausgeblendet.
Weder die Credit Suisse noch die anderen Banken wollten die Klage kommentieren. Doch gemäss «Bloomberg» rüsten sie sich eilig zur Verteidigung. Die Credit Suisse soll sich die renommierte New Yorker Kanzlei Cravath, Swaine & Moore als Beistand genommen haben.
Die Arab Bank muss zahlen
Daran tut sie wohl gut. Denn Osen ist nicht verrückt – im Gegenteil. Mit dieser Strategie hat er bereits einen bahnbrechenden Erfolg erzielt. Die jordanische Arab Bank ist von eben diesem Brooklyner Gericht in erster Instanz verurteilt worden. Sie gilt als Finanziererin von Selbstmordattentaten in Israel und Palästina.
Diesen Sommer wird entschieden, wieviel die Arab Bank zahlen muss. Osen schätzt über 1 Milliarde Dollar. Auch die britische National Westminster Bank und den Crédit Lyonnais in Frankreich hat er wegen Terrorfinanzierung verklagt. Gemäss Prozessbeobachtern sieht Osen auch hier wie der Gewinner aus.