Die Enthüllungen eines Recherche-Netzwerks über die britische Privatbank in Genf sind nicht nur Gift für deren Ruf. Nun beginnen sich auch Behörden für die HSBC Private Bank zu interessieren.
Der Schweizer Chef der HSBC Privatbank in Genf, Franco Morra, ist wahrlich nicht zu beneiden. Nicht genug, dass sich das von ihm geführte Institut im Mittelpunkt der «Swiss Leaks»-Affäre befindet. Die Enthüllungen des weltweiten Journalisten-Netzwerks «Consortium of Investigative Journalists» (ICIJ) machen nun auch Behörden weltweit auf die Bank aufmerksam.
Wie die britische «Financial Times» berichtet (Artikel bezahlpflichtig), droht dem Institut in Grossbritannien nämlich eine Strafuntersuchung aufgrund der von «Swiss Leaks» veröffentlichten Daten. Diese legen offenbar nahe, dass das Institut in der Vergangenheit seinen Kunden beim Steuerbetrug und gar der Geldwäsche zur Hand ging.
Deal mit den USA in Gefahr?
Gegenüber dem Blatt erklärten die britische Steuerbehörden, dass sie aufgrund der neuen Situation dazu übergehen könnten, HSBC-Kundendaten «maximal ausnutzen».
Die Briten erhielten schon 2010 Daten über Kunden der Bank aus Frankreich geliefert. Diese stammten aus den berüchtigten «Falciani-Listen», welche der IT-Spezialist Hervé Falciani 2007 bei der HSBC Privatbank in Genf entwendet und den französischen Behörden zugespielt hatten. Teile derselben Liste alimentieren nun auch die «Swiss Leaks».
Laut «Financial Times» könnten indessen nicht nur die britischen, sondern auch die amerikanischen Behörden hellhörig werden.
Insbesondere das US-Justizministerium (Departement of Justice DoJ) könnte seinen Deal mit der HSBC von 2012 überdenken, mutmasst das Blatt. Damals gestand die Bank ein, dass sie Ländern wie Iran bei der Geldwäsche behilflich war und zahlte rund 2 Milliarden Dollar Busse. Dafür erhielt das Institut Schutz vor einer Strafverfolgung.
HSBC verwarf gegenüber der «Financial Times» jegliche Vermutung, dass die US-Behörden diesen Schutz allenfalls aufheben könnten.
Mehrfache Ermittlungen
Dennoch: Die HSBC ist in den USA gleich mehrfach Gegenstand von Ermittlungen. So gehört ihre Genfer Privatbanken-Tochter zu jenen rund zehn Schweizer Banken, denen eine US-Anklage wegen Beihilfe zu Steuerdelikten droht. Separat untersuchen die Amerikaner die Rolle des Mutterhauses im Skandal um Devisen-Manipulationen.
Bekanntermassen drohen «Wiederholungstätern» in den USA drakonische Strafen.
Wohl weniger zu fürchten sind die belgischen Staatsanwälte, die aufgrund von «Swiss Leaks» ebenfalls ihre Ermittlungen gegen die Genfer HSBC-Privatbankentochter verstärken wollen. So oder so haben aber die «Swiss Leaks» die Privatbank definitiv in Teufels Küche gebracht.