Die UBS will im Verlauf der nächsten zwei Jahre eine international einheitliche Kundenplattform einführen. Das Pilotprojekt in Deutschland wurde kürzlich lanciert, wie Recherchen von finews.ch ergaben.
Aktuell betreibt die UBS allein in Europa an zwölf verschiedenen Standorten neun Buchungsplattformen mit sechs unterschiedlichen Software-Installationen. Dass dies sehr teuer und auch vom Unterhalt her enorm aufwändig ist, versteht sich von selbst. Darum soll sich das ändern.
Vor diesem Hintergrund hat die UBS im Verlauf der vergangenen zwei Jahre unter dem internen Namen CETUS ein Projekt aufgeleist, das mittelfristig zu einer international einheitlichen Kundenplattform führen soll. Der Pilot dafür wurde vor wenigen Wochen in Deutschland gestartet, wo die Schweizer Grossbank rund 1'200 Personen beschäftigt und schätzungsweise rund 30 Milliarden Franken an Kundengeldern verwaltet.
Nukleus für weitere Innovationen
Wie die UBS Informationen von finews.ch bestätigte, waren an dem Projekt mehr als 1'200 Beschäftigte in unterschiedlichen Funktionen involviert. «Die Plattform, die nun in Deutschland aufgeschaltet wurde, soll als Nukleus für weitere digitale Innovationen bei der UBS dienen», sagte Andreas Przewloka (Bild), Hauptverantwortlicher für das Projekt innerhalb der Bank, gegenüber finews.ch.
Das Projekt einer paneuropäischen Kundenplattform, in das gemäss weiteren Recherchen bislang etwa 100 Millionen Franken investiert wurden, entspricht auch der regulatorischen Vereinheitlichung im Finanzbereich innerhalb des EU-Raums. Es dürfte letztlich auf eine Art «Eurobank für das Wealth Management» hinauslaufen; eine Bank, wie sie mittelfristig nicht nur von der UBS, sondern auch von anderen Schweizer Finanzinstituten etabliert werden dürfte, wie finews.ch auch schon berichtete.
Auf Schweizer System beruhend
Konkret bringt die neue Kundenplattform sowohl der Klientel als auch den Beschäftigten markante Neuerungen. Da die Plattform im Kern auf dem Schweizer System beruht, vergrössert sich das Produkte- und Service-Angebot für die Kundschaft im Ausland massgeblich und bietet online (E-Banking) den modernsten Standard; für die Kundenberater werden zahlreiche Funktionalitäten und Abwicklungsprozesse vereinfacht oder erweitert – und so auch kostengünstiger, wie Przewloka weiter ausführte.
Die UBS ist im Ausland nicht im Retailbanking tätig, sondern nur im traditionellen Vermögensverwaltungsgeschäft, das mit dem Affluent-Segment startet (Geschäft ab 500'000 Euro Vermögen)
Grossbritannien, Italien und dann Asien
In einem nächsten Schritt soll die Plattform in den Wealth-Management-Märkten in Grossbritannien und in Italien eingeführt werden. Parallel dazu wird aber auch bereits daran gearbeitet, das System in Asien zu lancieren, wobei der Fokus zunächst auf den beiden zentralen Standorten Singapur und Hongkong liegt.
Möglich wird eine solche paneuropäische Plattform auf Grund verschiedener Entwicklungen, wie Przewloka weiter erklärte. So könne der Betrieb von grossen Kernbankensystemen heute wesentlich kosteneffizienter betrieben werden, teilweise ganz nach jeweiligem Bedarf (Capacity on Demand). Ausserdem würde die weltweite Harmonisierung in der Regulation zusätzlich dazu beitragen, eine grenzüberschreitende Plattform zum Funktionieren zu bringen.