Der IT-Konzern hat ein Patent eingereicht für eine skurrile App: Sie will Menschen in Bankomaten verwandeln. Beim zweiten Hinsehen wird die Sache aber interessant.

Zu den schlafenden Elefanten in der Finanzwelt gehören bekanntlich die IT-, Telecom-, Social-Media- und Internet-Riesen. Es gibt zahllose Theorien, laut denen diese Unternehmen in die Bankbranche eintreten und diese umkrempeln werden (eine empfehlenswerte Studie zum Thema: «The Future of (Mobile) Payments» von der Deutschen Bank). 

Nun hat Apple offenbar ein Patent eingereicht für ein «Ad hoc Cash Dispensing Network», so der Titel. Oder auf Deutsch: Es ist eine App, mit der man nicht mehr lange nach einem Bankomaten suchen muss (hier der Patentantrag).

Das Tool baut einfach ein entsprechendes menschliches Netzwerk auf: Es zeigt an, wer in der Nähe gerade mit genügend Bargeld herumläuft. Jeder, der Geld ausleihen will, kann sich anmelden – und wenn jemand bei ihm abhebt, erhält er eine Gebühr (welche er wiederum mit iTunes von Apple teilt).

Was sucht der Riesenkonzern im Laden an der Ecke?

Tönt absurd? Nicht unbedingt. Denn zum einen geht es wohl nicht primär darum, Menschen auf der Strasse zum Geldabheben zusammenzuführen – sondern die App erlaubt eben auch Geschäften (die üblicherweise immer eine etwas grosse Menge Bargeld in der Kasse haben) ein Nebengeschäft.

Und doch stellen sich einige Fragen: Wird das wirklich ein grosses Business? Ist es so gross, dass der Multimilliardenkonzern Apple dafür selber eine App entwickelt und patentieren lässt? 

Das Projekt wurde Ende Februar vom Blog «Unwiredview» publik gemacht; nun aber ist auf einem anderen Forum eine bemerkenswerte Interpretation aufgetaucht. Denn auf dem renommierten Wirtschaftsblog «Seeking Alpha» weist ein Trader auf ein Detail im Patentantrag hin: Die Summe, so erklärt Apple, wird jeweils auf dem iTunes-Account beider Parteien beglichen. Dem «lebenden Bankomaten» wird sie gutgeschrieben, dem Kunden abgezogen.

So weit, so klar. Nur verwandelt sich iTunes damit in ein Vehikel, über das Drittparteien miteinander Geldzahlungen abwickeln. Ein ganz normales Konto entsteht (das wiederum durch Kreditkarten mit anderen Konten verbunden ist). Der nächste Schritt – so Autor Glenway Fripp — wäre doch nur naheliegend: Dass Apple seinen Nutzern auch ermöglicht, das iTunes-Konto als Hauptkonto zu nutzen. Und schon wäre die iBank eröffnet.

Angesichts der Debatten über Eigenkapitalanforderungen an die Banken sei noch ein Detail erwähnt: Apple hat derzeit über 135 Milliarden Dollar an liquiden Mitteln...

Mehr zum Thema:  «Forget digital wallet. Apple wants to turn YOU into an ATM via ad-hoc cash dispensing network», «Unwiredview.com» / «Apple files patent application for human ATM network», «Financial Post»