Dafür spricht einiges. Die Noten der aktuellen (neunten) Serie sind zwar erst zwischen 2016 und 2019 herausgegeben worden. Aber die Zeit, die von der Lancierung bis zum Abschluss des Projekts mit der Emission verstreicht, kann lange sein.
Innenansicht des Drucksiebs für die Banknotenherstellung (Bild: SNB)
Februar 2005: Warum es schon wieder neue Banknoten braucht
Vor fast 20 Jahre, nämlich im Februar 2005 kündigte der seinerzeitige Vizepräsident Niklaus Blattner an einem Mediengespräch das Projekt «Neue Banknoten» an. Er stellte sich damals dieselbe Frage, die, wenn die SNB morgen wirklich neue Banknoten ankündigt, wiederum viele beschäftigen wird. Braucht es tatsächlich schon wieder neue Banknoten? Sind die heutigen nicht mehr sicher genug?
Die Vorgänger der aktuellen Serie waren erst zwischen 1995 und 1998 in Umlauf gesetzt worden. Blattner betonte, die damals gebräuchlichen Banknoten seien immer noch sicher, doch sei die Lebensdauer einer Notenserie aufgrund der Entwicklung der Reproduktionstechnologie im Laufe der Zeit von 40 auf 15 Jahre gesunken. «Die Lebensdauer könnte in Zukunft noch kürzer werden», fügte der Vize bei.
Wie ambitioniert sieht diesmal der Zeitplan aus?
Bei der Umsetzung des Projekts der neunten Banknotenserie kam es in der Folge aus verschiedenen Gründen zu Verzögerungen. Geht man davon aus, dass die daraus gewitzte SNB diesmal etwas weniger lang braucht, bis die Noten publikumsreif sind, könnten die ersten neuen Noten vielleicht 2032/33 herausgegeben werden. Damit wäre dann eher schon der obere Rand der von Blattner seinerzeit genannten Lebensdauer erreicht.
Für die These, dass die Zeit für neue Banknoten reif ist, sprechen zumindest indirekt auch die Ausführungen, welche die SNB auf ihrer Website heute zur Entstehungsgeschichte der aktuellen Notenserie macht: «Mehr als 20 Jahre waren seit der letzten Emission vergangen – in dieser Zeit erfolgte technologisch ein Quantensprung. Es brauchte daher neue Noten, um den hohen Sicherheitsstandard der Banknoten auch weiterhin aufrechtzuerhalten und das Publikum vor Fälschungen zu schützen.»
November 2005: Ideenwettbewerb mit gewöhnungsbedürftiger Gestaltung
Vor bald 19 Jahren, nämlich im November 2005, stellte die SNB ebenfalls in Bern die Entwürfe eines Ideenwettbewerbs für die heute aktuellen Banknoten von einem Dutzend Gestalter vor, wobei die Jury gleich auch drei Gestalter rangierte (ausgewählt wurde von der SNB später die zweitplatzierte Manuela Pfrunder).
Vom Entwurf bis zur endgültigen Gestaltung war dann noch ein langer Weg zurückzulegen, aber zumindest hatte die Bevölkerung einen ersten visuellen Eindruck. Das war wichtig, weil die SNB erstmals auf die traditionelle Abbildung von Persönlichkeiten, Errungenschaften und Institutionen verzichtete, was für das Publikum gewöhnungsbedürftig war.
Spezialmaschine Durasafe, Dreischichtsubstrat (Bild: SNB)
Erneut ein disruptives Gestaltungselement?
Ob die zehnte Banknotenserie erneut ein gestalterisch «disruptives» Element aufweisen wird, könnte sich am Mittwoch klären. Eines dürfte aber schon heute sicher sein: Die SNB wird weniger Zeit als Niklaus Blattner im Februar 2005 darauf verwenden müssen, um zu begründen, weshalb das Projekt sinnvoll sei, obschon bei einem allfälligen Beitritt der Schweiz zur EU eigene Banknoten obsolet würden.
Blattner rechnete damals sogar vor, dass selbst bei einem frühmöglichsten Abschluss von EU-Beitrittsverhandlungen (den er auf 2011 legte) Schweizer Banknoten «mindestens noch bis 2015» im Umlauf blieben – er konnte damals natürlich nicht ahnen, dass die neue Serie effektiv erst noch später in Umlauf gesetzt werden konnte.
Banknotenprojekt: «Kein europapolitisches Statement»
«Deshalb sieht sich die Nationalbank gezwungen, die Entwicklung neuer Banknoten im Sinne einer vorsorglichen Massnahme in Angriff zu nehmen», hielt Blattner etwas lustlos fest und fügte hinzu: «Niemand sollte daher den Entscheid der Nationalbank als europapolitisches Statement missverstehen.»
Auf die Aussage, dass das Banknotenprojekt kein Statement zur Schweizer Europapolitik darstellt, kann die SNB fast 20 Jahre später, ganz ohne Substanzverlust, getrost verzichten.
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