Der britische Premier Keir Starner und seine Labour-Regierung haben gerade ihre ersten 100 Tage im Amt hinter sich. Am Montag sind Gespräche zwischen Vertretern der Schweiz und Grossbritanniens über das Freihandelsabkommen in London geplant. Dabei dürfte es auch um Themen gehen, die für Finanzinstitute zentral sind.

Der Start der Labour-Regierung unter Keir Starner war holprig und innenpolitisch vor allem von den Diskussionen um persönliche Vergünstigungen für ihn und seine Ehefrau überschattet.

Beim aussenpolitischen Kurs haben vor allem die Signale für eine Verbesserung der Beziehungen zur Europäischen Union die vergangenen Wochen geprägt. Mit Besuchen in Berlin, Paris und zuletzt Anfang Oktober bei Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel bemüht sich Starner um Nachbesserungen bei den Handels- und Kooperationsabkommen mit der EU.

«Reset Brexit»

Sein Versprechen des «Reset Brexit» aus dem Wahlkampf soll der lahmenden Wirtschaft des Landes wieder Auftrieb geben, ohne jedoch dabei wieder eine Mitgliedschaft anzustreben.

Auch das Freihandelsabkommen (Free Trade Agreement, FTA) mit der Schweiz bedarf einer Weiterentwicklung. Darüber sind sich beide Länder einig. Nun werden sich am Montag in London die Schweizer Vertreter erstmals mit den Mitarbeitern des neuen Ministers für Business and Trade Jonathan Reynolds treffen. Die Verhandlungen waren bereits im Frühjahr 2023 noch unter der Regierung der Konservativen begonnen worden.

Dienstleistungen - Daten - Arbeit

Zentrale Themen bei den Gesprächen dürften einen besserer Zugang zu den Finanzdienstleistungsmärkten sein. Zudem wollen die britischen Unterhändler Hindernisse für den Handel abbauen, wie die Nachrichtenagentur «Bloomberg» unter Berufung auf Kreise berichtet.

Dabei soll etwa auch das Thema Datenverkehr auf der Agenda stehen. Damit könnten Hürden in Standortfragen abgebaut werden und etwa Rechtssicherheit bei Investitionen in Rechenzentren geschaffen werden. Auch Fragen zu Arbeitsmarkt und Personenfreizügigkeit dürften auf der Tagesordnung stehen. Schweizer Banken sind stark in London präsent und auch viele britische Institute sind in der Schweiz aktiv. Entsprechende Vereinbarungen zu Visa- und Arbeitserlaubnis-Regeln könnte die Entsendung von Mitarbeitenden vereinfachen.

Konkrete Ergebnisse werden bei diesem Treffen noch nicht erwartet, wie es weiter heisst.

Wichtige Handelspartner

Die Schweiz ist mit einem Volumen von 51 Milliarden Pfund der zehntgrösste Handelspartner Grossbritanniens und der siebtgrösste Exportmarkt. Laut der Schweizer Handelsstatistik betrug das Warenvolumen mit Grossbritannien 2022 20 Milliarden Franken und Dienstleistungshandel rund 24 Milliarden.

Ein aktualisiertes Abkommen mit der Schweiz werde dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und Arbeitsplätze und Wohlstand in ganz Grossbritannien zu fördern, heisst es in einer Erklärung von Reynolds.

FTA-Gespräche mit weiteren Ländern

Handelsminister Reynolds hat betont, dass die Idee des «Global Britain mit bilateralen Freihandelsabkommen vorangetrieben werden soll. Er plant auch die Gespräche mit dem Golf-Kooperationsrat, Indien, Israel, Südkorea und der Türkei fortzusetzen.

Im Dezember 2023 hatten die Schweiz und GB in das sogenannte «Berne Financial Services Agreement» über die gegenseitige Anerkennung im Bereich der Finanzdienstleistungen unterzeichnet.