Eigentlich wäre in der kommenden Woche der letzte Prozesstag im Wirecard-Verfahren in München gewesen. Doch die Verhandlungen werden länger dauern – viel länger.
Das Münchner Gericht hat die Laufzeit des Wirecard-Prozesses fast verdoppelt. Statt nach zwölf Monaten wird nun der Abschluss erst innerhalb von zwei Jahren erwartet. Die Strafkammer hat 86 zusätzliche Prozesstage bis zum 19. Dezember 2024 angesetzt, wie verschiedene Medien unter Berufung auf die Agentur «DPA» berichten.
Ursprünglich waren 100 Verhandlungstage angesetzt gewesen, deren letzter in der kommenden Woche am 10. Januar angesetzt wäre. Eine Verlängerung war jedoch bereits absehbar und wurde vom Gericht eingeplant. Für die Zeit nach dem 10. Januar waren jeweils Mittwoch und Donnerstag als Prozesstage vorgesehen, ohne dass in der Ursprungsverfügung konkrete Termine genannt wurden.
Ausmass immer noch unklar
Dem früheren CEO Markus Braun beim Pleite gegangenen deutschen Fintech, dem als Kronzeugen auftretenden Oliver Bellenhaus und den ehemaligen Chefbuchhalter werden Untreue und Betrug vorgeworfen.
Bei dem 2020 kollabierten Dax-Konzern waren 1,9 Milliarden Euro verschwunden. Im Verfahren konnte bislang immer noch nicht geklärt werden, ob es sich dabei um fiktive Scheingeschäfte handelte, und wieviel tatsächlich veruntreut wurde.
Hauptverdächtiger in Russland
Verzögerungen haben sich auch dadurch ergeben, dass einige der geladenen Zeugen, vor allem aus dem Ausland, nicht erschienen sind. Die betrügerischen Geschäfte liefen über Wirecard-Töchter und andere Firmen in Dubai, Singapur und den Philippinen.
Der Hauptverdächtige im Wirecard-Skandal, der frühere Manager Jan Marsalek, ist weiterhin flüchtig. Laut Medienberichten soll er sich in Russland aufhalten.