Wegen dem Wirecard-Skandal klagen DWS-Einheiten gegen EY auf Schadenersatz. Doch jetzt will ausgerechnet die Fondstochter der Deutschen Bank das Unternehmen als seine neue Buchprüferin bestellen.

Der zur Deutschen Bank gehörende Vermögensverwalter DWS will EY zu seinem neuen Konzernprüfer ernennen. Der Schritt muss von den Aktionären an der Hauptversammlung des Unternehmens beschlossen werden. Die Abstimmung dürfte eine Formalität sein. Die Deutsche Bank, bei der EY ebenfalls seit Jahren Bilanzprüferin ist, hält fast 80 Prozent an DWS.

Die Tatsache, dass mehrere DWS-Tochtergesellschaften im Namen von Aktienfonds Klagen gegen EY wegen dem Skandal eingereicht haben, wird von dem Vermögensverwalter nicht als Problem gesehen, wie die «Financial Times» berichtet.

Mehrere von DWS verwaltete Fonds hatten Aktien im Wert von Hunderten von Millionen Euro von Wirecard gekauft, kurz bevor das Unternehmen im Jahr 2020 in einem der grössten Bilanzskandale Europas zusammenbrach

Bei Klägern hält sich EY raus

Um Interessenskonflikte zu vermeiden, würden die betreffenden Fonds von einem anderen Prüfer betreut. «Mögliche, wenn auch unwahrscheinliche Interessenkonflikte werden dadurch vermieden, dass diese Tochtergesellschaften nicht von EY Deutschland geprüft werden», heisst es dazu von DWS. Zu laufenden Rechtsstreitigkeiten wollte der Vermögensverwalter keine weiteren Kommentare abgeben, heisst es weiter.

Laut Kreisen soll es sich bei dem anderen Prüfer um die französische Mazars handeln.

Neukundensperre und Busse

Die deutsche Abschlussprüferaufsichtsstelle (APAS) hatte Fehler in der Wirecard-Berichtsprüfung festgestellt und EY für den Zeitraum von zwei Jahren mit einem Verbot zur Annahme neuer Prüfungsmandate von in Deutschland ansässigen börsennotierten Unternehmen belegt. Zudem musste EY eine Busse von 500'000 Euro zahlen. Diese Frist läuft Ende März 2025 ab.

2022 hatte EY bei den DAX-Konzernen einen Marktanteil von rund einem Drittel. Im vergangenen Jahr lag er bei rund 15 Prozent. Seit Anfang Jahr prüft EY neu die Bilanz von Qiagen. Das ist möglich, da das Unternehmen zwar in Deutschland an der Börse ist, aber den Sitz in den Niederlanden hat.

Zwangs-Karussell

In der EU sind grössere gelistete Unternehmen seit 2017 dazu verpflichtet, alle 10 Jahre den Bilanzprüfer zu wechseln. Aufgrund der verpflichteten Rotation musste EY zwei Jahre lang Mandate abgeben, ohne neue annahmen zu können. Marktführer in Deutschland ist PwC, gefolgt von Deloitte.