Die Zwangsübernahme der Credit Suisse durch die UBS erregt weltweit die Gemüter. Doch von der Grösse her kommt der Grossbanken-Deal in der Schweiz nur knapp auf das Podest.
Der vom Bund verordnete Verkauf der Credit Suisse (CS) an die UBS wartet – neben der wirtschaftspolitischen Bedeutung – mit zahlreichen Superlativen auf. Die Bilanz der kombinierten Grossbank erreicht auf dem Papier eine Umfang von gut 1,6 Billionen Dollar, das Institut will dereinst 5 Billionen Dollar an Kundengeldern verwalten. Und bis Ende Jahr könnten dort weltweit 35’000 Stellen wegfallen.
Glencore gleich doppelt vertreten
Dessen ungeachtet war der Zusammenschluss der beiden grössten Schweizer Banken nicht die grösste Übernahme mit Schweizer Beteiligung, wie ein Rückschau auf die Fusionen und Übernahmen (M&A) im vergangenen Semester aus der Feder von KPMG zeigt.
Laut einer am Dienstag veröffentlichten Analyse der Big-Four-Beratungsfirma führt stattdessen die Übernahme des kanadischen Bergbauunternehmens Teck Resources durch Glencore mit 32 Milliarden Dollar das Ranking an. Der Deal ist noch nicht abgeschlossen. Der Zuger Rohstoffhändler Glencore war zudem auf der Verkäuferseite bei der zweitgrössten Übernahme des niederländischen Agrarunternehmens Viterra durch Bunge für rund 17,3 Milliarden Dollar involviert.
Hohes Volumen
Der Zwangsverkauf der CS an die UBS für rund 3 Milliarden Franken rangiert deshalb erst auf dem dritten Platz. Sinnigerweise war die CS an der Börse zuletzt noch das Zweieinhalbfache des effektiven Kaufpreises wert gewesen. Die Diskrepanz zum Kaufpreis beschäftigt inzwischen auch das Zürcher Handelsgericht.
Abgesehen von solchen Megadeals, die sich im vergangenen Halbjahr als wichtige Treiber für das auch für Banken lukrative M&A-Geschäft erwiesen haben, ging das Aufkommen im Vergleich zum Vorjahr deutlich zurück. Die Zahl der Fusionen und Übernahmen sank von 362 auf 216 Transaktionen, so die Berater von KPMG. Dank der wenigen grossen Deals lag das Transaktionsvolumen der ersten Jahreshälfte mit rund 80,7 Milliarden Dollar dennoch signifikant über dem zehnjährigen Durchschnitt.
Im zweiten Semester erwarten die Studienautoren nun nochmals eine leichte Steigerung der Volumen.
Flaute für Investmentbanker
Wie sich weiter zeigte, fliesst derzeit viel Geld aus Schweizer «Kriegskassen» ins Ausland ab. Die Studie verzeichnet 112 Transaktionen, bei denen Schweizer Unternehmen eine Gesellschaft im Ausland erwarben. Das sind mehr als doppelt so viel wie umgekehrt: lediglich 50 Schweizer Unternehmen wurden im selben Zeitraum von ausländischen Käufern übernommen. Ebenfalls zurückgehalten haben sich Finanzinvestoren (Private Equity), die aber immerhin noch ein knappes Drittel der Transaktionen stemmten.
Für Investmentbanker erweist sich die Marktlage weiterhin als schwierig, was mit Blick auf die CS-Integration nicht unbedingt günstig ist: Die CS war Marktführerin im hiesigen Investmentbanking. Kommt es Anfang September zur Vollintegration der CS Schweiz, was dem Basisszenario der UBS entspricht, würden wohl auch dort manche Banker überzählig.