Die Börsenaufsichtsbehörde SEC hat den ehmaligen FTX-CEO Sam Bankman-Fried wegen Betrugs angeklagt. Dies sind die ersten Schritte in einer erwarteten Flut von straf- und zivilrechtlichen Anklagen nach der Festnahme des Krypto-Stars auf den Bahamas.
Viele geprellte Krypto-Anleger nahmen die Meldung wohl mit einer gewissen Genugtuung auf: Der ehemalige CEO der kollabierten Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried (SBF), ist am späten Montag auf den Bahamas verhaftet worden, wie auch finews.ch berichtete. Die Verhaftung erfolgte gut einen Monat nach dem Zusammenbruch von FTX und dem Schwesterunternehmen Alameda Research.
Am Dienstagmorgen amerikanischer Zeit gab die US-Wertpapieraufsichtsbehörde SEC bekannt, dass sie SBF wegen Betrugs an den Anlegern anklagen wird. «Wir behaupten, dass Sam Bankman-Fried ein Kartenhaus auf einem Fundament der Täuschung gebaut hat, während er den Anlegern erzählte, dass es eines der sichersten Gebäude in der Kryptowelt war», erklärte SEC-Chef Gary Gensler.
SEC nicht der einzige Kläger
In Wirklichkeit, so die Aufsichtsbehörden, habe SBF «einen jahrelangen Betrug inszeniert», um die «Umleitung von FTX-Kundengeldern an Alameda Research» zu verschleiern. «Der mutmassliche Betrug, den Bankman-Fried begangen hat, ist ein klarer Aufruf an die Krypto-Plattformen, dass sie sich an unsere Gesetze halten müssen», sagte Gensler weiter. Die SEC erklärte, dass ihre Ermittlungen gegen FTX noch andauern. Die Aufsichtsbehörden selbst waren im Zuge des FTX-Fiaskos selbst in Kritik geraten, zumal die US-Krypto-Regulierung im Vergleich zu Europa deutlich zurückbleibt.
Parallel zur SEC haben die US-Staatsanwaltschaft für den südlichen Bezirk von New York und die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) heute ebenfalls Anklage gegen Bankman-Fried erhoben. Zu Wochenbeginn hatte die Generalstaatsanwalt auf Twitter mitgeteilt, dass die Verhaftung auf ihr Ersuchen hin erfolgte. Die US-Börsenaufsicht hatte ihre Anklage unabhängig von den Fällen eingereicht, die zur Verhaftung von SBF auf den Bahamas geführt haben.
Wann erfolgt die Überstellung?
Dies sind die ersten Schritte in einer erwarteten Flut von straf- und zivilrechtlichen Anklagen nach der Festnahme von SBF auf den Bahamas. Risikokapitalgeber und andere Aktienanleger haben seit Mai 2019 rund 1,8 Milliarden Dollar in die in Nassau ansässige FTX gepumpt. Neben prominenten Finanzhäusern und Risikokapitalgesellschaften waren auch zahlreiche Stars aus dem Sport- und Film-Business in FTX involviert. Nach SEC-Angaben stammen rund 1,1 Milliarden Dollar an Investitionsgeldern von etwa 90 in den USA ansässigen Personen.
SBF wird heute vor dem Magistratsgericht in Nassau erscheinen, wie die Polizei der Bahamas schon am Montag mitteilte. Trotz seiner Verhaftung werden sich Anleger aber wohl noch gedulden müssen, bis SBF in die USA überführt wird. Die Bahamas haben zwar ein Auslieferungsabkommen mit den Vereinigten Staaten, aber es ist selten ein schnelles Verfahren.
US-Arm von FTX keine Ausnahme
Während SBF aufgrund seiner Verhaftung nicht an der heutigen Anhörung des Ausschusses für Finanzdienstleistungen im US-Repräsentantenhaus teilnehmen wird, wird der neue FTX-CEO John Ray wie geplant aussagen. Eine Abschrift seiner vorbereiteten Rede wiederholt frühere Aussagen über das komplette Fehlen von Kontrollen bei der FTX-Gruppe. SBF hatte zuletzt auch in Medieninterviews wiederholt in Frage gestellt, ob FTX US in den Konkurs hätte einbezogen werden sollen. Ray stellte klar, dass das Amerika-Geschäft nicht unabhängig vom Rest der Gruppe geführt wurde.