Der grösste Staatsfonds der Welt will künftig an Generalversammlungen öfter mal «Nein» sagen. Neben Themen wie Netto-Null-Emissionszielen oder Diversität im Management dürften dabei auch überrissene Gehälter von CEOs ins Visier graten.
Nicolai Tangen, der Geschäftsführer des 1,3 Milliarden Dollar schweren staatlichen Ölfonds Norges Bank Investment Management (NBIM) hat an einer Konferenz in London eine klare Richtung vorgegeben.
Der Fonds will bei Umwelt-, Sozial- und Governance-Themen (ESG) aggressiver vorgehen und sich als kritischer und langfristiger Investor profilieren, sagte er an der «Global Boardroom»-Konferenz der «Financial Times».
«Ja, wir können lauter werden, und ich denke, das werden wir auch. Wir können öfter gegen Beschlüsse stimmen, wenn wir andere Erwartungen an das Verhalten haben», sagte Tangen. Seine Aussagen dürften bei Managern weltweit als Warnung aufgenommen werden, denn der Ölfonds besitzt im Durchschnitt 1,5 Prozent jedes börsenkotierten Unternehmens.
Aktiver Aktionär
Der staatliche Pensionsfonds, der sich aus den Öl- und Gaseinnahmen des Landes finanziert und dessen Grösse sich seit der Finanzkrise 2008 versechsfacht hat, ist in den vergangenen Jahren als Aktionär aktiver geworden. In der Regel veröffentlicht der Fonds seine Abstimmungsabsichten jeweils fünf Tage vor den Generalversammlungen.
Der ehemalige Hedgefonds-Manager Tangen warnte insbesondere die Manager von Unternehmen, die bisher noch kein Ziel für Netto-Null-Emissionen gesetzt haben. Der Fonds werde auf jeden Fall gegen sie stimmen.
«Nur 10 Prozent der Unternehmen haben bereits ein klares Ziel für Netto-Null-Emissionen», sagte Tangen. Diese würden aber etwa ein Drittel der Emissionen der 9’000 Unternehmen ausmachen, an denen der Fonds beteiligt ist.
Gier hat ungesundes Niveau erreicht
In Bezug auf die Vergütung von Führungskräften warnte er davor, dass in den USA die durchschnittliche Vergütung eines Spitzenmanagers bei fast 15 Millionen Dollar liegt, und das in einer Krise der Lebenshaltungskosten. «Die Managergehälter und die Gier der Unternehmen haben ein Niveau erreicht, das wirklich ungesund ist», sagte Tangen.
US-Investoren seien oft nicht gewillt, die Unternehmen zur Rechenschaft zu ziehen, da ihre eigenen Top-Bosse ebenfalls so gut bezahlt würden. «Wenn man an der Spitze eines Vermögensverwalters steht, und selbst ein Vermögen verdient, wird man die anderen CEOs nicht kritisieren», betonte Tangen. Die Vergütung von Führungskräften sollte langfristiger sein und sich an den Interessen der Aktionäre orientieren.