Die Schweizerische Nationalbank hat am Donnerstag die Zinszügel weiter angezogen. Mit einer Leitzinserhöhung um 75 Basispukte beendet sie die Zeit der Negativzinsen – eine historische Wende.
An ihrer Juni-Sitzung hatte die Schweizerische Nationalbank (SNB) die Märkte noch mit einer stärker als erwarteten Zinserhöhung um 50 Basispunkte die Märkte überrascht. Am Donnerstag hat die SNB die Konsenserwartungen nun erfüllt und ihren Leitzins um 75 Basispunkte auf 0,5 Prozent angehoben. Mit dieser Zinsanhebung beendet sie die Zeit der Negativzinsen, wie finews.ch schon im Vorfeld der geldpolitischen Lagebeurteilung berichtet hatte.
Weiterhin Inflationsdruck
Kraft des Zinsschritts will die SNB den Inflationsdruck eindämmen und verhindern, dass die Teuerung auf bislang weniger betroffene Waren und Dienstleistungen übergreift, wie die Währungshüter um SNB-Präsident Thomas Jordan in der Medienmitteilung kommunizieren. Weitere Zinsschritte schliesst sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht aus. Um für angemessene monetäre Bedingungen zu sorgen, sei die Nationalbank zudem bei Bedarf bereit, am Devisenmarkt aktiv zu sein, heisst es weiter.
Die Inflation stieg im August auf 3,5 Prozent und dürfte vorerst auf erhöhtem Niveau bleiben. Der jüngste Inflationsanstieg sei vor allem auf höhere Preise für Waren, insbesondere Energie und Nahrungsmittel, zurückzuführen, hiess es am Donnerstag.
Schwache Konjunkturentwicklung
In ihrem Basisszenario sieht die SNB für die Weltwirtschaft eine nur schwache Wirtschaftsentwicklung. Insbesondere die Energiesituation in Europa, die teuerungsbedingten Kaufkraftverluste sowie die strafferen Finanzierungsbedingungen wirken bremsend auf die Konjunkturentwicklung. Die Inflation werde vorerst erhöht bleiben. Vorübergehende Faktoren wie Lieferkettenprobleme dürften aber mittelfristig nachlassen.
Auch die weltweit straffere Geldpolitik sollte dazu führen, dass die Teuerung allmählich wieder auf moderatere Niveaus zurückkehrt. Am Mittwoch die US-Notenbank zum dritten Mal in Folge ihren Leitzins um 75 Basispunkte angezogen.
Tiefere Wachstumsprognose für die Schweiz
Für die Schweiz rechnet die SNB für dieses Jahr mit einem BIP-Wachstum von rund 2 Prozent. Im Vergleich zur letzten Lagebeurteilung liegt diese Prognose etwa um einen halben Prozentpunkt tiefer. Die Prognoseunsicherheit sei weiterhin hoch. Der globale Konjunkturabschwung, eine Zuspitzung der Gasknappheit in Europa sowie eine Strommangellage in der Schweiz stellen die grössten Risiken dar. Auch könne ein erneutes Aufflackern der Corona-Pandemie nicht ausgeschlossen werden.