Die bekannte Kolumnistin Hildegard Schwaninger schreibt für finews.ch. Sie berichtet jeden Montag, heute über Pereira, Homoki und de Pury.
Es gibt Dinge, die kann man so nicht stehen lassen. Wenn das Opernhaus die Saison mit einem Defizit von 5 Millionen Franken abschliesst und Direktor Alexander Pereira (Bild unten) der Baustelle vor dem Opernhaus dafür die Schuld gibt. Er sagt: «Niemand geht gern im Abendkleid bei Eis und Dreck und Schnee in die Oper.»
Man muss – mit Verlaub – feststellen, dass er da einen «Quatsch verzapft», wie man in seiner Heimatstadt Wien sagen würde.
Im Abendkleid durch Eis, Dreck und Schnee
Wer dort an den Opernball geht, muss – es ist Faschingszeit und Winter – im Abendkleid durch Eis, Dreck und Schnee. Wer zu den Salzburger Festspielen geht, kennt den Schnürlregen und den Schmutz, durch den er – nicht nur zu Ostern, sondern auch im Sommer – sich zum Festspielhaus quält. Und erst die Scala in Mailand: Nässe, Kälte, Dreck und meistens noch fliegende Tomaten, die von Pelzgegnern und Sozialkritikern den Musenfreunden entgegenfliegen.
Seit zwei Jahren ist bekannt, dass Pereira Chef der Salzburger Festspiele wird, und er ist immer noch bis Sommer 2012 da. Erst dann kommt Andreas Homoki. Klassischer Lame-Duck-Effekt! Wer kann es Pereira verargen, dass er, der mit Salzburg die Krönung seiner Karriere anstrebt, viel Interesse der Zukunft schenkt?
Wo bleibt Pereiras Strahlkraft?
Warum sieht man immer mehr leere Plätze im Opernhaus? Wo bleibt die Strahlkraft von Pereira, dem es gelang, das Opernhaus zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der Stadt zu machen und Leute in die Oper zu locken, die gar keine Freude an Musik haben?
Warum muss er plötzlich mit ganzseitigen Inseraten für seine Abonnements werben, die sich bisher wie warme Semmeln verkauften? Der Pereira-Charme hat an Glanz verloren.
Turtelnd mit Erotikmodel
Plötzlich nimmt man ihm das übel, was, solange es gut geht, grossmütig übersehen wird: dass er von den Sponsorengeldern 10 Prozent als Provision in die eigene Tasche steckt. Als er mit einem 40 Jahre jüngeren Erotikmodel turtelte, wurde aus Pereira, der bis dahin die Gloriole des Unverwundbaren trug, schlagartig ein gewöhnlicher Mann.
Nicht nur moralinsaure Philister waren irritiert. Wenn ein Endfünfziger, der mit seiner gleichaltrigen Frau im Parkett sitzt, mit Blick aufs Girl vom Amazonas in der Intendantenloge meint «Das möchte ich auch einmal», kann man verstehen, warum manch besorgte Ehefrau schnellstmöglich das Abonnement kündigt.
Künstler in Turnschuhen
Künstlerisch bietet Pereira 2011/12 einiges: Neuinszenierungen von Verdis «Otello» und «Don Carlos», Mozarts «Entführung aus dem Serail», «Fürst Igor» von Borodin und in Winterthur die Rossini-Trouvaille «La Scala di Seta».
Übrigens, als ich Andreas Homoki (Bild) für ein Interview in Berlin besuchte, traf ich einen ganz anderen Typ als Pereira: einen Künstler in Turnschuhen und mit offenem Hemd (Pereira trägt wahrscheinlich sogar beim Kochen Krawatte).
Er freut sich auf Zürich und sucht ein Haus zur Miete. Sein Sohn wird hier zur Schule gehen, seine Frau ist Mezzosopranistin, und von den Sponsorengeldern wird er keine Provision kassieren. Mit Homoki kommt auch Edita Gruberova wieder, die sich mit Pereira zerstritten hat.
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Freude bei Auktionator Simon de Pury und seiner Frau Michaela de Pury-Neumeister. Sie haben am 1.1.11 ein Neujahrsbaby bekommen.
Tochter Diane Delphine. «Mother and Child are doing great!», mailt de Pury samt Foto, auf dem der frischgebackene Vater strahlt.
Der 5-Tage-Bart, den der sonst so elegant-gepflegte de Pury trägt, lässt allerdings auf Geburtsstress schliessen. Dabei hat er Erfahrung: vier erwachsene Kinder aus erster Ehe.
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