Das Zürcher Fintech Yova will mit Impact Investing und lukrativen Renditen die Welt verbessern. Für 2020 hat sich das rund 15-köpfige Startup so einiges vorgenommen.

Den ersten Testlauf hat Tillman Lang mit seinen Gründungspartnern im bekannten und – zufälligerweise – gleichnamigen Café Lang am Zürcher Limmatplatz gestartet. Nur unweit der Büroräumlichkeiten von Yova, die damals noch «Inyova» hiess, was für «Invest in Your Values» stand. Damals druckte Lang Broschüren und Flyer, sprach die Gäste im Café an und sammelte E-Mail-Adressen von über 50 potentiell interessierten Kunden.

Inzwischen ist das Unternehmen gewachsen. Lang und seine Gründungspartner, Erik GloerfeldChristoph Birkholz (Bild unten, v.l.n.r. Gloerfeld, Lang, Birkholz) und ein anonymer Hedgefonds-Manager, haben ein Unternehmen auf die Beine gestellt, das 15 Personen beschäftigt, und dem eine gute vierstellige Zahl Kunden Gelder im achtstelligen Bereich anvertrauen.

Yova Founders

Aber wie das? Für Tillmann Lang ist klar, warum die Kunden gerne zu Yova kommen: «Wir füllen Geldanlagen mit Leben und mit Emotionen. Es geht plötzlich um was und hat einen Sinn, weil man mit der Geldanlage nun was bewirken kann.»

«Wir schaffen eine Brücke»

Zum Beispiel gerade für Menschen, die sich eigentlich nicht dafür interessieren, was ein Kurs-Gewinn-Verhältnis ist, die sich von kalten Zahlen und Diagrammen eher abschrecken lasse, biete Yova einen guten Anknüpfungspunkt, damit sich Kunden zum ersten Mal mit dem Thema «Investieren» zu beschäftigen.

«Da schaffen wir es, eine Brücke zu bauen, indem wir sagen, 'Das ist eine Wertanlage, das ist gar nicht so komplex, hier sind die Unternehmen, du wirst Mitbesitzer oder Aktionär dieses Unternehmens, dies und das machen diese Firmen, die haben eine Rolle in der Gesellschaft', und dadurch bekommt es einen emotionalen Wert und einen Bezug zum Leben», so Lang.

Konkret funktioniert das Investieren bei Yova so, dass man als Kunde am Anfang aus 16 Themen wie zum Beispiel «Klimawandel», «Erneuerbare Energie» oder «Zugang zu Bildung» und acht Ausschlusskriterien wie «Alkohol», «Tabak oder «Waffen» auswählt, sich ein Risikoprofil erstellt und dann ein Mix aus 400 Firmen vorgeschlagen erhält, in die Yova für ihn investieren würde aufgrund seiner am Anfang eruierten Haltung. Dann kann der Kunde seinen Firmenmix individualisieren und aus um die 800 zusätzlichen Firmen seine Lieblinge hinzufügen. Generell investiert Yova nur in börsengehandelte Unternehmen, in grosse Mid- und Large-Caps, von Windturbinen-Hersteller über Facebook bis Tesla.

 Aktienstimmrecht leicht gemacht

Schlussendlich kauft Yova dann im Schnitt um die 35 bis 40 verschiedene Aktien pro Kunde. Deshalb musste man bis vor kurzem noch mindestens 5'000 Franken in die Hand nehmen, um das Angebot von Yova nutzen zu können. Doch laut Lang sind es jetzt nur noch 2'000 Franken: «Unser Service ist ja komplett online, wir haben keine Filialen, darum müssen wir uns das Vertrauen der Kunden dadurch erarbeiten, dass sie uns ausprobieren können. Und das geht mit 2'000 Franken einfacher, und wenn sie dann merken, dass der Service professionell und das Reporting gut ist, dann schicken sie 30'000 oder 40'000 Franken. Das sehen wir häufig.» 

Auch für die Zukunft hat Yova laut Lang einiges geplant: «Wir sind noch lange nicht da, wo wir sein möchten.» Zum Beispiel mit der Angabe der Wirkung des Investments, wie viel CO2 tatsächlich gespart wird. Lang: «Da haben wir extrem viele Daten, die sieht der Nutzer aber noch nicht alle, daran arbeiten wir ständig weiter.»

Oder auch beim Governance-Aspekt, dass der Kunde seine durch die Aktien gewährte Stimme nutzen kann: «Woran wir arbeiten, ist, dass die Abstimmungen der Generalversammlungen direkt in einem App angezeigt werden, und der Kunde dann mit einem Wisch entscheiden kann, ob er dafür oder dagegen ist. Das kann auch noch gut aufbereitet werden, so dass wir dem Kunden sagen können, welche Entscheidung er aufgrund seiner Werte am ehesten treffen sollte.» Ausserdem stehen eine mobile App sowie ein Säule-3a-Angebot in der Pipeline.

 Nachhaltigkeit als Mission

Das ganze für zwischen 0,6 und 1,2 Prozent Jahresgebühr, abhängig vom Investitionsvolumen. Dass sein Service relativ viel kostet, sieht Lang selber: «Es gibt am Markt einige wenige, die günstiger sind als wir.» Diese bieten laut Lang allerdings weder Nachhaltigkeitskriterien noch eine vollständige Kostentransparenz an. Zudem sei die Gebühr «All Inclusive», der Kunde bezahle also sonst nichts, keine Produkt-, Transaktions- oder Saldierungskosten. Und weiter erhalte der Kunde für die Gebühr auch so einiges: «Neben dem digitalen Service und der Nachhaltigkeits- und Wirkungsanalyse erhält der Kunde ausserdem ein warmes Gefühl, weil er mit seinem Geld was gutes tut.»

Für das Jahr 2020 hat sich Yova viel vorgenommen, das Unternehmen will kräftig zulegen: Einerseits punkto Nutzer, die dieses Jahr bereits um 45 Prozent gestiegen sind. Die Anzahl Kunden möchte Yova dieses Jahr gar verfünffachen. Die Chancen dafür stehen laut Lang nicht schlecht: «Wir profitieren natürlich vom Zeitgeist, das Thema beschäftigt die Menschen mehr und mehr, und auch viele Menschen, die vielleicht vor zwei Jahren noch gesagt hätten, dass es ihnen nicht so wichtig ist, nehmen es plötzlich sehr ernst.»

Und das soll auch so sein, schaut man die Mission von Yova an: «Wir wollen Nachhaltigkeit in der Geldanlage zum Standard machen», so Lang, «indem wir einfach zeigen, dass es wirklich keinen Grund gibt, Nachhaltigkeitskriterien nicht einzuführen – die Performance wird nicht schlechter, vielleicht sogar besser, und man kriegt auf einmal ein viel besseres Produkt, das auch mit dem eigenen Leben zu tun hat, und das ist viel mehr für die meisten Menschen.»

Partnerschaften der Glaubwürdigkeit wegen 

Wachsen will Yova zudem auch im Einzugsgebiet: Durch Partnerschaften, die noch nicht spruchreif sind und über die Lang deshalb zurzeit noch nicht sprechen kann, will das Unternehmen in der zweiten Jahreshälfte nach Europa expandieren. Yova finde aber «als der Experte für Nachhaltigkeit im Finanzbereich» viele offene Türen, so Lang. Dies besonders bei zwei grossen Retailbanken und sonst Versicherungen, die sich für Nachhaltigkeit interessierten, fügt er an.

Und doch geht es Partnern häufig nicht um die Nachhaltigkeit an sich, «sondern vor allem auch dafür, dass wir in der Lage sind, Kundenbeziehungen zu emotionalisieren, so dass der Kunde nachher wirklich stolz auf sein Produkt ist, das fällt gerade Versicherungen eher schwer, die man normalerweise nur anruft, wenn was schief gelaufen ist.»

Darum hätten besonders Versicherungen Interesse daran, Angebote zu schaffen, die die Kundenbeziehung positiv gestalten und gleichzeitig wollten sich auch diese Unternehmen in der Nachhaltigkeitsdebatte positionieren. Lang: «So bringt der Partner eine grosse Anzahl Kundenbeziehungen, und wir bringen die Nachhaltigkeit und die Glaubwürdigkeit.»


Vor der Gründung von Yova war Tillmann Lang über sechs Jahre bei der Strategieberatung McKinsey & Company. Zusätzlich ist er Gründungsdirektor des Sustainability-in-Business-Labs der ETH Zürich. Er hat an der ETH Zürich doktoriert und an den Universitäten in Heidelberg und Santiago de Chile Mathematik und Informatik studiert.