Mit ihrem Netzwerk spielen die Banken eine wichtige Rolle, damit Startups einfacher Fuss fassen können: Das sagt Peter Luginbühl, Vorstandsmitglied des Zürcher Bankenverbands.


Herr Luginbühl, heute beschäftigt die Bankbranche in der Region Zürich rund 55'000 Personen. Befürchten Sie einen Stellenrückgang, angesichts der fortschreitenden Digitalisierung und weiteren Veränderungen in der Branche?

Die Banken bleiben auch in Zukunft ein wichtiger Arbeitgeber der Region Zürich und werden entsprechend einen bedeutenden Teil der Wirtschaftsleistung weiterhin erarbeiten.

Mit Blick auf die Digitalisierung und Industrialisierung, aber auch mit Blick auf die Konsolidierung der Branche, dürfte zwar die Anzahl der Bankmitarbeiter eher zurückgehen. Aber dafür entstehen neue Stellen bei Fintech-Unternehmen und Sourcing-Partnern.

Zürich gilt als Banken-Hochburg. Hat deren Bedeutung angesichts neuer Branchen in letzter Zeit abgenommen?

Nein, die Banken bleiben von zentraler Bedeutung. Nicht nur für neue Branchen, für die gesamte Volkswirtschaft sind starke Banken wichtig.

Warum?

Ohne das Know-how und vor allem dem Netzwerk von potenziellen Investoren, über das Banken verfügen, wäre es beispielsweise für Startups deutlich schwieriger, Fuss zu fassen.

Welche Vorkehrungen müssten getroffen werden, um neue Bankgeschäfte in Zürich anzusiedeln?

Ein entscheidender Punkt ist der Marktzutritt zur EU und zu weiteren relevanten Ländern, auch für eine inlandorientierte Bank wie die Zürcher Kantonalbank (ZKB). Auch die Bedürfnisse unserer Kunden sind grenzüberschreitend. So hat mehr als die Hälfte der Zürcher KMU einen Bezug zum Ausland.

«Die Banken sind Teil dieser Dynamik»

Eine neue Chance für den Finanzplatz sind Fintechs. Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, kann Zürich ein Startup-Hub mit internationaler Ausstrahlung werden. Die Banken sind Teil dieser Dynamik. In der Digitalisierung liegt die grosse Chance, besser und individueller auf die Bedürfnisse der Kunden einzugehen.

Welche Erwartungen knüpfen Sie damit an die Politik?

Ganz einfach: Gute Rahmenbedingungen im Wirtschaftsraum Zürich sind auch gute Rahmenbedingungen für den Finanzplatz. Und damit meine ich nicht nur ein attraktives steuerliches Umfeld, sondern auch erstklassige Infrastruktur, etwa in der Bildung oder im öffentlichem Verkehr.

«Wir brauchen einen guten Zugang zu ausländischen Spezialisten und Fachkräften»

Ein entscheidender Standortvorteil der Schweiz ist zudem die Rechtssicherheit. Wenn jahrelang um die Umsetzung einer Volksinitiative gestritten wird, wie die Masseneinwanderungsinitiative, ist dies nicht gut für unser Land und unseren Kanton. Wir brauchen die Integration ins europäische Umfeld, und wir brauchen einen möglichst guten Zugang zu ausländischen Spezialisten und Fachkräften.

Das Bankwesen verändert sich. Welche Eigenschaften sollte ein Bankmitarbeiter heute besitzen?

Neben dem fachlichen Know-how ist angesichts der aktuellen Umwälzungen in der Branche viel Flexibilität und Offenheit gegenüber Neuem gefordert.

«Es ist wichtig, dass wir die Bedürfnisse der Kunden nie aus den Augen verlieren»

Wichtig ist zudem, dass wir als Banker nie die Bedürfnisse der Kunden aus den Augen verlieren. Dazu müssen wir künftig noch stärker die Rolle eines «Finanzcoachs» übernehmen.


Peter Luginbühl ist Mitglied der Direktion der Zürcher Kantonalbank (ZKB) und Marktgebietsleiter im Private Banking der Region Zürichsee. Ausserdem ist er Vorstandsmitglied des Zürcher Bankenverbands (ZBV).