Ein bislang äusserst unberechenbares Anlagejahr 2016 hat bislang einen sicheren Wert gehabt: Gold. Das Edelmetall glänzt wieder als sicherer Hafen. Doch dieses Mal kommt noch ein besonderer Effekt hinzu.
Von den gefährlichen Gefilden um die 1'000 Dollar hat sich der Unzenpreis für Gold auf eine zunächst sicher scheinende Distanz entfernt. Derzeit handelt das Edelmetall um die 1'240 Dollar – damit ist der Preis allein im laufenden Jahr um 16 Prozent gestiegen.
Ein schöne Performance, die auch schlüssig zu erklären ist. «Die Märkte sorgen sich seit Wochen um Währungszerfall und weitere geldpolitische Massnahmen der Zentralbanken und das war ein perfekter Sturm für Gold», sagte Robin Bhar, Edemetallanalyst von Société Générale, zu «Euromoney».
Auslöser: Negativzinsen
Mit der anhaltenden Marktvolatilität sind die Chancen für einen weiteren Anstieg intakt. Auch Chart-Analysten sehen die Möglichkeit, dass der Goldpreis im Laufe von 2016 in die Region von 1'400 bis 1'450 Dollar vorstossen kann.
Ein Auslöser für diese kleine Goldrally war sicherlich auch der Entscheid der japanischen Notenbank, Negativzinsen auf Bankeinlagen zu erheben.
Opportunitätskosten gegen Null
Und diese Negativzinsen haben gemäss Beobachtern einen besonderen Effekt. Denn sie haben die Opportunitätskosten in physisches Gold zu investieren praktisch gegen Null gedrückt. Adrian Ash, Research-Chef von Bullion Vault, sagte: «Die Kosten der Negativzinsen in der Eurozone und in Japan liegen nun nahe bei den Lagerungkosten für Gold, während in der Schweiz und in Schweden die Kosten für Bankeinlagen sogar die Gebühren für Gold-ETF übersteigen.»
Laut Ash liegen die Lagerkosten für einen Goldbarren bei rund 0,1 Prozent. Die Gebühren für den billigsten Gold-ETF, den iShares Gold Trust liegen bei 0,25 Prozent pro Jahr.
Chancengleichheit
Mit den Negativzinsen verliert ein Argument gegen Gold seine Stichhaltigkeit: Goldinvestments verursachen Kosten, zahlen aber keinen Zins. UBS-Analystin Joni Teves sagte, im Prinzip hätten die Negativzinsen für eine Art Chancengleichheit bei Goldinvestments gesorgt.
Den Analysten ist bewusst, dass die effektiven Auswirkungen dieses Negativzinseffekts noch sehr moderat sind, da Banken ihre Kosten mehrheitlich nicht an die Kunden weitergeben – noch nicht. Hält diese Geldpolitik aber an und wird sie noch verschärft, werden die Banken ihre Kosten auf irgendeine Art und Weise bei ihren Kunden verrechnen. Und dies könnte den Goldpreis weiter steigen lassen.