Der Banker mit langer Karriere bei der UBS will die Schweiz als wichtigsten europäischen Hub für die Blockchain-Technologie etablieren. Dazu setzt er auf unkonventionelle Ideen, wie er gegenüber finews.ch ausführte.
Bei der grössten Schweizer Bank drang Daniel Gasteiger in die höchsten Sphären vor. Bei der UBS hatte er zuletzt das Büro von Präsident Axel Weber aufgebaut und war verantwortlich für die reibungslosen Abläufe beim obersten Strategen der Grossbank.
Ende letzten Jahres wagte er den Absprung. Gasteiger kündigte bei der UBS und brachte sein Vermögen in das Zürcher Start-up Nexussquared ein, das er letzten September mit dem Immobilien-Spezialisten Daniel Grassinger (Bild unten) gegründet hatte.
Greater Zurich Blockchain Area
Nexussquared will nichts weniger, als die Schweiz als führenden Hub für Blockchain-Initiativen aus ganz Europa zu etablieren. Das Land, sind Gasteiger und Grassinger überzeugt, könne zur «center stage», also zur Hauptbühne für Blockchain-Entwicklungen auf dem Kontinent werden. Die Blockchain-Technologie schätzen diverse Beobachter mittlerweile als so revolutionär ein wie das Internet.
Dem Finanzplatz Zürich behält die Gasteiger-Grassingersche Vision dabei die Rolle des Zentrums vor, der «Greater Zurich Blockchain Area».
Was hochtrabend klingen mag, versuchen die beiden Unternehmer mit Methode auf den Boden zu bringen. Und sie gehen dabei auf eine Weise vor, wie es hierzulande vor ihnen kaum einer unternommen hat.
Vorstoss aus dem Banking
«Im Unterschied zu vielen Initiativen, die von der Technologie-Seite her kommen, bringen wir mit Nexussquared das Banken-Know-how in die Fintech-Szene ein», sagen Gasteiger und Grassinger im Gespräch mit finews.ch. «Wir können dabei unser breites Beziehungsnetz bei Schweizer Banken ins Spiel bringen.»
Im Falle von Gasteiger reicht dieses Netz über die beiden Schweizer Grossbanken hinweg. Er begann seine Karriere als Devisen-Händler bei Credit Suisse (CS). Danach stiess er zur UBS Investment Bank, wo er in enger Zusammenarbeit mit der IT die Schnittstellen zwischen der UBS zu Hedge-Fonds und Drittbanken vorantrieb.
Nexussquared selber zählt gerade mal drei Mitarbeitende, stützt sich aber auf fest eingebundene Berater und Netzwerk-Partner wie Startupbootcamp abstützen.
Virtuelles Förderprogramm
Einen eigenen Weg schlägt das Nexussquared beim Aufbau eines eigenen Blockchain-Inkubators ein. Im Gegensatz zu den Fintech-Start-up-Beschleunigern Fusion in Genf und F10 oder Impact Hub in Zürich funktioniert das «Förderprogramm» von Nexussquared fast ausschliesslich virtuell.
Nur zu ausgewählten «HQ-Treffen» in europäischen Grossstädten sitzen sich Tutoren und Blockchain-Unternehmer von Angesicht zu Angesicht gegenüber (siehe Grafik unten).
Architekt des Programms ist Grassinger. Er kennt die Augabenstellung: Als Externer setzte er bei der UBS den «workplace of the future» um. Das Konzept, das unter anderem auf feste Büroplätze und stete Präsenz verzichtet, soll dereinst bei 20'000 UBS-Arbeitsplätzen zur Anwendung kommen. Als Pilot dienten etwa die UBS-Büros in Altstetten.
«Das Start-up Förderungsprogramm funktioniert weitgehend virtuell über eine Online-Plattform, was viele Vorteile bietet», findet Grassinger. So liessen sich von der Schweiz aus Blockchain-Start-ups in ganz Europa betreuen, ohne dass diese hier vor Ort sein müssen.
Reifeprüfung in Zürich
Zum Abschluss des Programms kommen die Start-ups für einen Monat nach Zürich, wo sie mit Investoren und Netzwerkpartnern zusammenbracht werden sollen. «Dies immer mit dem Ziel, die Jungfirmen in die Schweiz zu holen», sagt Grassinger.
Kommenden März soll das erste Förderprogramm starten. «Bis jetzt haben sich zehn vielversprechende Start-ups angemeldet», sagt Gasteiger. Zeit verliert der Ex-UBS-Banker bis dahin keine – so weibelt er etwa am TED-Talk in Lausanne für seine Vision.
Denn, wie er sagt: «Der Zeitpunkt ist reif, und wir müssen umgehend durchstarten. In drei Jahren wird es für den Schweizer Standort diesbezüglich zu spät sein.»