Zuerst waren es zwei, jetzt sind es sechs: Die Bezahl-App Paymit etabliert sich unter den Schweizer Banken in rasantem Tempo. Mit dieser Applikation wird es für die übrigen Disruptoren in diesem Geschäft schwieriger.
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Sechs Banken, das ist in der überaus reichen Schweizer Bankenlandschaft noch nicht viel. Aber mit der UBS, Raiffeisen, Zürcher Kantonalbank, Waadtländer Kantonalbank (BCV), der Genfer und Luzerner Kantonalbank sind es immerhin Powerhäuser und Lokalmatadoren in ländlichen wie städtischen Regionen, die inzwischen auf die von der Schweizer Börsenbetreiberin SIX entwickelte Paymit-App setzen.
Damit ist diese Bezahl-Applikation, sie ermöglicht einfache und kostenlose Geldüberweisungen von Person zu Person, auf dem besten Weg, zu einer Standardlösung der Banken zu werden – und damit wohl auch für Schweizer Bankkunden.
Ein mehrfacher Erfolg
Die SIX kann mit Paymit einen mehrfachen Erfolg verbuchen: Erstens profiliert sich der bislang eher als schwerfällig geltende Finanzdienstleister als Innovator. Unter der Leitung von Innovations-Manager Andreas Iten beweist die SIX, dass sie sinnvolle Anwendungen entwickeln kann, und zwar nicht nur für IT-Spezialisten respektive für grosse Finanz- und Datentransaktionen, sondern auch für Personen mit einem Smartphone und einem Bankkonto. Auch für den Handel wird die App bald zur Anwendung kommen.
Zweitens hat sie eine App entwickelt, die auch einer echten Nachfrage entspricht. Im App-Store erscheint die Applikation derzeit unter den Top-Downloads.
Drittens hat sich die SIX mit Paymit als wichtige Fintech-Entwicklerin in der Schweiz hervorgetan.
Nützt der ganzen Bankenlandschaft
Paymit ist erst der Anfang. Denn die SIX hat in diesen Tagen auch ihren Inkubator in Betrieb genommen. Damit will die Börsenbetreiberin Zürich zum Fintech-Hub aufbauen. Viertens hat die SIX mit Paymit eine Anwendung mit einem offenen System auf den Markt gebracht, so dass alle Banken sie verwenden oder in ihre E-Banking-Lösungen einbinden können.
Fünftens, der grösste Erfolg, ist zwar noch ausstehend, aber er ist absehbar: Die Mehrheit der Schweizer Banken dürfte die Paymit-App auch ihren Kunden anbieten.
So würde offensichtlich, dass die SIX mit Paymit ein strategisches Glanzstück vollbracht hat, das der gesamten Schweizer Bankbranche nützt. Oder mit anderen Worten: Die SIX, die zu 96 Prozent im Besitz der Schweizer und in der Schweiz ansässigen Banken ist, hat ihnen eine Fintech-Anwendung zur Verfügung gestellt, die für so genannte Peer-to-Peer-Bezahllösungen – kurz P2P genannt – zum Standard wird.
«Disruptoren» ausgeschaltet
Mit Paymit können die Banken die Kontrolle über ihre Kunden behalten und gleichzeitig die «Disruptoren» ausschalten. Denn das P2P-Geschäft im Banking ist ein Gebiet, mit dem viele aufstrebende Fintech-Startups liebäugeln und mit ihren Entwicklungen die Wertschöpfungskette der Banken aufbrechen.
Für P2P-Geldtransfers gibt es denn auch enorme Wachstumsprojektionen: Die Wirtschaftsplattform «Business Insider» hat in einer kürzlichen Studie das Potenzial von solchen mobilen Geldtransfers auf mehr als eine Billion Dollar geschätzt.
Nicht nur Fintech-Startups wollen sich ein Stück dieses, bislang von den Banken kontrollierten Kuchens, holen. Auch Google bietet mit ihrem «Wallet» bereits P2P-Lösungen an, und Facebook soll ähnliche Absichten haben.
Der entscheidende Vorsprung
Doch Paymit hat einen entscheidenden Vorsprung: Mit der UBS, Raiffeisen, der ZKB und den weiteren Instituten kann die SIX auf einen Multiplikator-Effekt beim Vertrieb rechnen. Denn andere P2P-Apps, sei es von Internetkonzernen oder Smartphone-Anbietern wie Apple und Samsung, müssen höhere Hürden nehmen, weil sie die Bankkunden auf eine andere Plattform lotsen müssen.
Ausserdem fehlt ihnen in Bezug auf Sicherheit und Datenschutz der Vertrauensvorschuss, den Banken noch immer geniessen. Entscheiden sich bald weitere Schweizer Banken für Paymit, wovon auszugehen ist, dürfte für die «Disruptoren» vom hiesigen P2P-Kuchen nicht mehr viel übrig bleiben.