Die früheren Geschäfte der Bank Sarasin mit heiklen Steuervehikeln in Deutschland werden nun als Betrugsfall behandelt. Die Schweiz leistet Rechtshilfe und führte Hausdurchsuchungen durch.
In einer gross angelegten Aktion haben Schweizer Untersuchungsbehörden am Donnerstag bei der Bank J. Safra Sarasin sowie an weiteren rund 20 Örtlichkeiten in sieben Kantonen Hausdurchsuchungen durchgeführt. Dies berichteten am Freitag der «Tages Anzeiger» sowie die «Süddeutsche Zeitung».
Gesucht wurde dabei nach Unterlagen im Zusammenhang mit den sogenannten Cum-Ex-Deals – damit sind Aktiengeschäfte gemeint, die zum Dividendenstichtag einzig zum Zweck der Rückforderung der Verrechnungssteuer getätigt wurden. Die Bank Sarasin hatte diesen Steuertrick in Fonds-Vehikeln seiner Kundschaft in Deutschland angeboten. Nach 2012 war in Deutschland diese Steuerlücke geschlossen worden.
Über 460 Millionen Euro
Aus den Medienberichten geht hervor, dass Banker und Rechtsanwälte im Fokus der Razzia standen. Es geht den Angaben zufolge um ein Betrugs- und Steuerhinterziehungsverfahren um Gesamtumfang von 462 Millionen Euro.
Sarasin hatte diese Vehikel der superreichen Kundschaft angeboten, darunter AWD-Mitgründer Carsten Maschmeyer sowie dem Drogerikettenbesitzer Erwin Müller. Sie investierten zig Millionen in die Fonds und erlitten nach anfänglichen Gewinnen einen Totalverlust. Sie klagen gegen Sarasin, weil die Bank sie über die Risiken ungenügend aufgeklärt habe.
Rund 30 Personen im Visier
Geleitet wird die Untersuchung gemäss den Berichten von der Kölner Staatsanwaltschaft, die in Deutschland gegen rund 30 Personen ermitteln soll. In der Schweiz gingen die Behörden nun in den Kantonen Zürich, Zug, die beiden Basel, St. Gallen, Schwyz und Graubünden vor. Es sollen Büros und Wohnungen durchsucht worden sein.