Der Personalbedarf in der Schweizer Finanzbranche ist seit Anfang 2014 deutlich gestiegen. Erstmals seit drei Jahren gibt es bei Banken, Versicherungen und anderen Finanzfirmen mehr als 4'000 freie Jobs.
Ende Juni 2014 waren online 4'116 Jobs ausgeschrieben. Anfang Jahr waren es erst 3'601 gewesen. Dies entspricht einem Plus von 14,3 Prozent. Gesucht werden vor allem Spezialisten in den Rechtsabteilungen, im Risiko-Management sowie im Geschäft mit institutionellen Anlegern wie Pensionskassen und Versicherungen.
Dies geht aus dem neusten Finews-JobDirectory-Index hervor. Er wird alle drei Monate mit den Daten des Internet-Portals JobDirectory.ch veröffentlicht.
Die Banken hatten per Ende Juni 2014 insgesamt 1'441 Stellen ausgeschrieben; seit Anfang Jahr entspricht dies einem Plus von 19,4 Prozent, bei den Versicherungen waren 1'231 Positionen (+6,9 Prozent) offen sowie 1'443 Arbeitsstellen (+16,2 Prozent) bei den übrigen Finanzfirmen. Damit ist nicht nur im 1. Halbjahr 2014, sondern seit Ende 2012, also seit genau 18 Monaten, ein klarer Trend nach oben erkennbar (vgl. Grafik 1).
Vor allem die Kantonal-, Regional- und Raiffeisenbanken sowie die Privat- und die Auslandsbanken haben ihre Kapazitäten in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres massiv ausgebaut. Demgegenüber scheint der Personalbedarf der beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse (CS) vorerst gestillt zu sein.
Grossbanken suchen weniger Personal
Die UBS hatte Ende Juni 2014 insgesamt 375 offene Positionen gegenüber 403 Jobs Anfang Jahr (-6,9 Prozent). Das grösste Wachstum war in den Bereichen Legal, Compliance, Audit & Risk Management, Product Management sowie im Geschäft mit institutionellen Kunden zu beobachten.
Stagnierend war die Nachfrage im Reporting, Controlling, Accounting sowie in der Kundenberatung und bei Führungsfunktionen. Hier scheinen sich die Grossbanken mit genügend Personal eingedeckt zu haben, um den Wandel in der Branche zu bewältigen.
Die Credit Suisse wies Ende Juni 2014 total 254 offene Stellen aus, gegenüber 261 Jobs zu Jahresbeginn (-2,7 Prozent). Gesucht werden auch hier Angestellte in den «unproduktiven» Bereichen (Buchhaltung, Revision, Rechtsabteilung, etc.), während der Bedarf an Frontleuten (Kundenberatern) stagniert.
Neue Geschäftsmodelle
Ganz anders präsentiert sich die Entwicklung bei den übrigen Banken: Hatten sie Anfang 2014 total 543 Stellen offen, so waren es Ende Juni 2014 sage und schreibe 811 Jobs. Das ist eine Zunahme von fast 50 Prozent.
Erstmals suchen die übrigen Banken zusammen mehr Personal als die beiden Grossbanken. Diese neue Entwicklung lässt darauf schliessen, dass die übrigen Banken ihre Geschäftsmodelle an die neuen Verhältnisse in der Branche angepasst haben und nun die verbliebenen Vakanzen füllen (vgl. Grafik 2).
Personalbedarf in der Vermögensverwaltung
Ein Blick auf die einzelnen Bankengruppen zeigt eine interessante Entwicklung: Am meisten Personal suchen aktuell die Regional- und Raiffeisenbanken mit 216 offenen Jobs (+66 Prozent seit Anfang 2014) sowie die Auslandsbanken mit 215 ausgeschriebenen Stellen (+70 Prozent). Steil nach oben zeigt die Entwicklung auch bei den anderen Instituten.
Die Kantonalbanken hatten Mitte Jahr 191 ausgeschriebene Stellen gegenüber 149 Positionen Anfang 2014 (+28,1 Prozent). Bei den Privatbanken stieg die Zahl der zu besetzenden Stellen von 91 per Anfang 2014 auf 142 Jobs Ende Juni. Dies entspricht einem Plus von 56 Prozent (vgl. Grafik 3).
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass mit den Privat- und den Auslandsbanken zwei Gruppen deutlich mehr Personal suchen, die in der klassischen Vermögensverwaltung tätig sind – ein Geschäftsbereich, der in den vergangenen Jahren unter Beschuss geraten ist.
Offenbar richten diese Banken nun aber ihre personellen Ressourcen neu aus und suchen Kundenberater, die frisches Geld akquirieren. Damit verbunden ist natürlich der hohe Bedarf an Experten in den «juristischen» Bereichen Legal & Compliance. Sie müssen sicherstellen, dass das Neugeld deklariert ist.
Neue Normalität
Mit anderen Worten: Es lässt sich feststellen, dass der Übergang zur «neuen Normalität» im Swiss Banking nun vollzogen wird. Es wird zwar weitere Anpassungen bei gewissen Instituten geben.
Doch die Zahl der offenen Stellen im klassischen Vermögensverwaltungsgeschäft (Wealth Management/Private Banking) dürfte sich bei den mittelgrossen Finanzhäusern auf diesem durchaus guten Niveau einpendeln.
Entwicklung im 2. Quartal 2014
Die seit 18 Monaten deutlich steigende Mitarbeiter-Nachfrage hat sich im 2. Quartal 2014 noch akzentuiert: In den vergangenen drei Monaten (April, Mai und Juni) nahm die Zahl der offenen Stellen in der gesamten Bankbranche um 7,7 Prozent zu.
Bei den Versicherungen betrug das Plus 2,8 Prozent, während die übrigen Finanzfirmen (Wirtschaftsprüfung, Informatik, Unternehmensberatung, etc.) eine Zunahme der offenen Stellen von 7,3 Prozent auswiesen.
Mehr als 4'000 offene Stellen
Hatte die gesamte Schweizer Finanzbranche (Banken, Versicherungen und übrige Finanzfirmen) Ende März 3'880 offene Stellen, so waren es Ende Juni bereits 4'116. Damit sind aktuell erstmals seit Juni 2011, also seit drei Jahren, mehr als 4'000 Jobs ausgeschrieben.
Detaillierte Informationen zu einzelnen Finanzinstituten, Berufen oder Regionen sind auf Anfrage lieferbar.
Der Finanzjob-Index
Der Finews-JobDirectory-Index zeigt die Entwicklung aller online ausgeschriebenen Arbeitsstellen in der Finanzbranche der Schweiz und Liechtenstein.
Dafür werden die Angebote von 1'400 Firmen ausgewertet. Der Index wird alle drei Monate vom Schweizer Finanzportal finews.ch mit Daten des Portals JobDirectory.ch der Fenom AG veröffentlicht.
- Nächste Publikation: 6. Oktober 2014