Keine Bank ist bei ihren Boni so experimentierfreudig und innovativ wie die Credit Suisse. Nirgends sind die Programme auch so erklärungsbedürftig.
In ihrem Geschäftsbericht schreibt die Credit Suisse, dass sie leitenden Angestellten im ersten Quartal 2012 einen Teil ihrer aufgeschobenen variablen Vergütung für 2011 in Form von PAF2-Ansprüchen zugeteilt hat.
Die CS erklärt diesen Plan vor dem Hintergrund der strengeren Eigenmittelanforderungen nach der Bankenregulation gemäss Basel III. So transferiert sie damit einen Teil ihres Kreditrisikos an ihre Mitarbeiter.
So funktioniert PAF2
Als Gegenleistung verzinst sie den Bonusanspruch ihrer Mitarbeiter mit jährlich 5 Prozent bei auf Franken lautenden Ansprüchen respektive mit 6,5 Prozent bei auf Dollar lautenden Ansprüchen.
Die 5'500 Mitarbeiter auf Stufe Managing Director und Director sowie die Mitglieder der Geschäftsleitung, welche PAF2-Ansprüche zugeteilt erhielten, müssen vier oder neun Jahre auf die Auszahlung ihrer Ansprüche warten. Wie lange es sein wird, entscheidet die Bankführung nach drei Jahren.
PAF2 kann nicht an Wert zulegen
Während die Bank ihrem PAF1-Programm Aktien-Charakter zuschreibt, sind die PAF2-Einheiten laut Geschäftsbericht 2011 «festverzinsliche strukturierte Schuldverschreibungen».
PAF steht für «Partner Asset Facility». Die PAF2-Papiere sind laut CS mit einem Pool aus Vermögenswerten verbunden, «die ein Portfolio aus Positionen darstellen, in denen die Gruppe gegenüber Gegenparteien ein Kreditengagement in Bezug auf Swaps und andere Derivate hat».
Kürzung der Ansprüche bei Verlusten im Bankportfolio
Während der Laufzeit des Programms kürzt die Bank den Wert der Ansprüche inklusive aufgelaufener Zinsen bei bestimmten Verlusten im Bank-Portfolio.
Die ersten Portfolioverluste bis zu einer Höhe von 500 Millionen Dollar trägt die Bankgruppe allerdings selber. Zudem kann der Verlust für die Mitarbeiter den Betrag der heute aufgeschobenen Vergütungsansprüche nicht übersteigen.
Goldene Fessel
Wer in den nächsten drei Jahren kündigt, verliert alle Ansprüche aus dem PAF2-Programm.
Bei Fälligkeit von PAF2-Ansprüchen erhalten die Inhaber entweder eine Bargeldauszahlung oder Aktien der Gruppe in Höhe des ursprünglichen Werts der Ansprüche, abzüglich allfälliger Verluste.
Keine PAF2 für Brady Dougan
Von den 13 Mitgliedern der Geschäftsleitung erhielten 9 PAF2-Ansprüche. CEO Brady W. Dougan und die Geschäftsleitungsmitglieder Tobias Guldimann, David R. Mathers und Pamela Thomas-Graham erhielten keine Ansprüche.
Damit trägt die Bank der engen Einbindung dieser Personen in die Festlegung der endgültigen Struktur und der Bedingungen des PAF2-Programms Rechnung.