Die Unternehmensberatung McKinsey hat eine Branchenstudie zur Lage der Banken im Privatkundengeschäft vorgelegt. Zwar ist dieses nach dem Ende der Covid-Pandemie und dem Ende der Niedrigzinsphase resilienter geworden, Herausforderungen bleiben aber bestehen.

Laut einer am Donnerstag veröffentlichen McKinsey-Studie hat die Eigenkapitalrendite (ROE) des globalen Bankensektors im Jahr 2023 im Durchschnitt den höchsten Stand seit dem Ausbruch der globalen Finanzkrise 2008 erreicht. Sie betrug demnach 12 Prozent, verglichen mit im Schnitt 10 Prozent im Zeitraum 2013 bis 2020.

Als Grund verweisen die Unternehmensberater auf die bessere Nettozinsmarge ab 2022, da die Zinserträge aus Krediten schneller stiegen als die Verzinsung der Einlagen. Doch mit Blick nach vorn sei nicht zu erwarten, dass das so bleibt.

Unsicherheiten mit Blick auf die Zinssätze, steigender Kostendruck und der scharfe Wettbewerb im Privatkundengeschäft werden die Banken dazu zwingen, an ihren Geschäftsmodellen zu arbeiten.

Wettbewerb mit Fintech-Unternehmen

Zwar habe der Fintech-Sektor in den vergangenen beiden Jahren nicht mehr den hohen Mittelzufluss von Investoren erhalten wie auch schon, Wettbewerber wie Revolut oder Klarna haben sich aber mit starken Kundenzahlen inzwischen etabliert und stehen in direkter Konkurrenz zu vielen Leistungen der etablierten Finanzinstitute.

Im Zeitalter der Digitalisierung und der künstlichen Intelligenz müssten sich die Banken vor allem auf ihre Beziehungen zu den Kundinnen und Kunden fokussieren. Als Hauptziele werden die Intensivierung der Primärbeziehungen und der Schutz der Margen gesehen.

Wert der Beziehungen steigern

Die Erwartungen der Verbraucher seien gestiegen. Der Aufbau tiefer und dauerhafter Beziehungen sei umso wichtiger. Kunden, die enge Beziehung zu ihrer Hausbank unterhalten, halten nicht nur den Grossteil ihrer Einlagen dort, sondern sind auch offen für zusätzliche Produkte und Dienstleistungen, mit denen die Banken ihre Gebühreneinnahmen erhöhen können. «Wenn sich dieser Trend fortsetzt, wird es noch wichtiger, den Wert eines jeden Kunden zu steigern», heisst es in dem Papier.

Die Institute müssten in der Kommunikation mit der Kundschaft klare Konzepte entwickeln. Als möglicher Weg wird dabei eine Kombination aus traditionellen Hebeln – beispielsweise der Verbesserung der Filialeffektivität - und Fähigkeiten der nächsten Generation wie Digitalisierung, KI und generative KI (gen AI) gesehen.

Vertriebskanäle verfeinern

Laut McKinsey verschiebt sich die Vertriebskanallandschaft derzeit in Richtung «Mobile first». Für eine wachsende Mehrheit der Verbraucher in verschiedenen Märkten ist das Mobiltelefon heute das Tor zum täglichen Bankgeschäft.

Bei der Kundenakquise und -beratung spielen Filialen aber nach wie vor eine Rolle. Um die Kundenbeziehungen zu entwickeln und zu vertiefen, können Banken eine Reihe von Anreizen bieten, personalisierte Einzelerlebnisse einführen und ihre Vertriebskanalstrategien verfeinern.

Investitionen müssen sich auszahlen

Die Investitionen in Technologie dürften hoch bleiben. Dabei sei den Banken aber bewusst, dass es nicht einfach sein wird, signifikante Ertrags- oder Kostenvorteile aus Technologieinvestitionen zu erzielen.

«Erfolgreiche Institute werden sich darauf konzentrieren, ihre Margen durch gezielte Investitionen in Digitalisierung und KI, einschliesslich Gen-KI, zu schützen, um die Preisgestaltung zu verbessern, Verluste zu begrenzen, Betriebskosten zu kontrollieren und die Produktivität zu steigern.»