Noch keinen Monat ist es her, dass die EZB der Banque Havilland den Stecker zog. Glück im Unglück hat die Tochtergesellschaft in Monaco: Sie wird an die Andbank aus Andorra verkauft. Für die Liechtensteiner Tochter sieht es weniger rosig aus.

Am 2. August wurde der Banque Havilland in Luxemburg, die jeweils eine Tochterbank mit eigener Banklizenz in Monaco und in Liechtenstein (samt Zweigniederlassung in der Schweiz) besass, durch die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) die Banklizenz entzogen, wie finews.ch zuerst vermeldete.

In Antizipierung des Schrittes hatte das Unternehmen nur wenige Tage zuvor mitgeteilt, die Banklizenz in Liechtenstein im Rahmen einer freiwilligen Liquidation aufzugeben und für das Haus in Monaco einen Käufer zu suchen. Auch darüber schrieb finews.ch.

Andbank unterzeichnet «Letter of Intent»

Es machten dann Gerüchte die Runde, wonach der Schweizer Private-Banking-Riese Julius Bär am Kauf interessiert sein könnte.

Das hat sich nicht bewahrheitet. Wie gestern das monegassische Nachrichtenportal news.mc enthüllte, handelt es sich beim Käufer um die Andbank aus Andorra. Das Unternehmen bestätigt, dass es einen entsprechenden «Letter of Intent» unterzeichnet habe.

Unterschiedlicher Risikoappetit der Aufsichtsbehörden?

Ein solcher Ausweg scheint in Liechtenstein versperrt, seit die Bank die freiwillige Rückgabe der Lizenz und die Liquidation beschlossen hat. In Frage käme allenfalls, hört man aus dem Vaduzer Umfeld, ein sogenannter Asset-Deal, also der Herauskauf der Kundenbeziehungen aus der in Liquidation begriffenen Banque Havilland.

Das wirft die Frage auf, warum in den südlichen Fürstentümern eine andere Marschrichtung eingeschlagen wurde als im Fürstentum Liechtenstein. Die wahrscheinlichste Antwort lautet, dass die Aufsichtsbehörden in Monaco und Andorra einerseits und die FMA in Vaduz andererseits mit unterschiedlichem Risikoappetit auf die ähnliche Ausgangslage reagierten.

Grösste Privatbank Andorras

Bei der Andbank handelt es sich um die grösse Privatbank in Andorra mit Assets under Management von 38,2 Milliarden Euro. Sie befindet sich im Privatbesitz der Familien Cerqueda und Ribas.

In der monegassischen Tochtergesellschaft der Andbank ist seit 2021 auch Jean Claude Molina als «Directeur Administratif et Financier» aktiv. Er war zuvor zehn Jahre lang als COO für Julius Bär in Monaco tätig gewesen.