Die universelle Verbriefung aller Anlagestrategien sowie liquider und illiquider Vermögenswerte: Das ist die Mission des Zürcher Start-ups GenTwo. An einem Grossanlass im Zürcher Kaufleuten macht das Unternehmen deutlich, wie ernst es ihm damit ist. Neue Schützenhilfe kommt von Swissquote. finews.ch hat mit  zentralen Akteuren gesprochen.

Philippe A. Naegeli würde in einem anderen Leben gut als Profi-Fussballer oder Motivations-Coach durchgehen. Der Auftritt des GenTwo-CEOs ist energiegeladen und strahlt Ambition aus.

Ob im kleinen Rahmen oder auf der grossen Bühne des «Asset Rush», einer von GenTwo kürzlich zum achten Mal ausgerichteten Fintech-Roadshow im Zürcher Kaufleuten: Naegelis grosses Thema, seine Mission, ist die sogenannte Assetisierung, oder zu Englisch «Assetization».

AMCs als Mittel der Wahl

Sie ist der Grundgedanke von GenTwo, dem Fintech, das Naegeli vor sechs Jahren gemeinsam mit dem früheren Vontobel-Struki-Veteran Patrick Loepfe gegründet hat. «Make all assets bankable, investable, and manageable», prangt als Lebensmotto auf Loepfes LinkedIn-Profil.

Der Satz ist die kondensierte Kurzform des Credos, auf dem GenTwo aufgebaut ist. Auf der Plattform des Unternehmens haben Kunden in den letzten sechs Jahren total 1450 Wertpapiere im Gesamtwert von über 5 Milliarden Dollar lanciert. Bei den meisten davon handelt es sich um «Actively Managed Certificates» (AMC), einer Art Zwitter aus aktiv gemanagtem Fonds und strukturiertem Produkt, frei handelbar und mit schweizerischer ISIN-Nummer von der SIX.

Kunstwerke und Schiffsflotten

Einem AMC können sämtliche liquiden und illiquiden Vermögenswerte hinterlegt werden, zeitlich begrenzt oder unbegrenzt. Zu den Kunden von GenTwo gehört das Kunst-Fintech Partasio, das gemeinsam mit GenTwo Kunstwerke als AMC verbrieft. Oder das Fracht-Unternehmen Briese Schiffahrt, das seine Flotte investierbar gemacht hat.

Nebst klassischen Finanzunternehmen, die Assets wie Anleihen-Körbe oder Hedgefonds-Strategien hinterlegen, gibt es auch zahlreiche Krypto-Unternehmen, die ihre Produkte und Strategien via GenTwo als AMC oder als Token konfektionieren.

Fünfminütige Pitches

Zurück zum Anlass im Kaufleuten: Der achte AssetRush war mit rund 600 Teilnehmerinnen und Teilnehmer die bislang grösste solche Veranstaltung. Eine Art Finanzmesse, aber für die Fintech-Community.

Aufgezogen ist der Event, ganz in Silicon-Valley-Manier, als «Mischung zwischen LinkedIn und Nachtclub», wie es der Moderator ausdrückte. In drei Sessionen stellten sich insgesamt dreissig Firmen und Projekte in jeweils fünfminütigen Pitches vor.

Whitelabeling für Banken

Bedeutendes anzukündigen hatte auch der Organisator GenTwo: Seit kurzem stellt die Firma ihre Plattform als Whitelabeling-Lösung, genannt «GenTwo Pro for Banks», anderen Finanzinstituten zur Verfügung.

Als erster Kunde für dieses Offering konnte mit Swissquote die erste Digital-Bank der Schweiz gewonnen werden, wie finews.ch letzte Woche zuerst vermeldete. Der Zürcher Swissquote-Chef Simon Morgenthaler sagte, es sei Swissquote gewesen, welche «den Finanzplatz mit Technologie verschmolzen hat».

De Schepper als treibende Kraft

Am Rande des Anlasses hat finews.ch mit Morgenthaler sowie mit GenTwo-Chef Philippe A. Naegeli gesprochen. Bei Swissquote waren Simon Morgenthaler, Robin Lemann, Head Institutional Sales & Partners Business, und Jan De Schepper, Chief Sales & Marketing Officer, zentrale Architekten der Kooperation. 

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80 Billionen Dollar im Visier: GenTwo-CEO und Mitgründer Philippe A. Naegeli (Bild zVg).

Philippe A. Naegeli erzählt, dass Swissquote bereits seit rund zwei Jahren mit GenTwo zusammenarbeite. «Bislang war dies allerdings auf die Zusammenarbeit bei einzelnen Anlageprodukten beschränkt, neu machen wir es basierend auf unserer weiterentwickelten Technologie-Plattform.» Konkret wird Swissquote anderen Finanzunternehmen die GenTwo-Technologie anbieten und bei der Lancierung neuer Produkte, beispielsweise AMCs, als Broker und Custodian fungieren.

«Meilenstein in der Skalierung»

«Für Swissquote ist es essentiell, neue Produkte an den Markt bringen zu können.» Und dies gewährleiste die «neue GenTwo-Pro-Technologie-Plattorm mit ein paar Klicks und zu besseren Konditionen, als bislang.»

GenTwo sei stolz darauf, mit Swissquote einen einen international tätigen und in der Schweiz führenden Broker als Partner gewonnen zu haben. «Es ist ein wichtiger Meilenstein in der Skalierung unseres Geschäfts». Die Partnerschaft unterstütze Swissquote dabei, das Schweizer Anlageuniversum zu diversifizieren und zu multiplizieren.

Unabhängige Vermögensverwalter im Visier

Swissquote-Mann Morgenthaler ergänzt: «Bei Swissquote haben wir über 500 unabhängige Vermögensverwalter als Geschäftskunden.» Ihnen erschliesse man mit «GenTwo Pro for Banks» neue Möglichkeiten, um ihre Investment-Strategien zu konsolidieren.

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AMCs in Minutenschnelle: Simon Morgenthaler, Zürcher Swissquote-Chef. (Bild zVg)

Wir sehen AMC als Gegen-Setup zu Fonds: «Sie werden zwar ebenfalls in einem regulierten Setting herausgegeben, aber deutlich günstiger und schneller als Fonds.» Ein AMC könne man via GenTwo innerhalb von 30 Minuten scharfstellen.

«Substantiell neues Business»

Die beiden Manager berichten, dass sie kunden- und fallspezifisch schon lange zusammengearbeitet hätten. Mit der Integration der Plattform für sämtliche Geschäftskunden werde diese Zusammenarbeit jetzt erweitert und formalisiert. «Wir versprechen uns davon substantiell neues Business», so Swissquote-Vertreter Morgenthaler.

Konkrete quantitative Ziele für Anzahl und Volumen wollen beide Firmen nicht nennen.

Nicht erschlossene Assets von 80 Billionen Dollar

Klar ist: Auf der Mission von GenTwo, die weltweit schätzungsweise 80 Billionen Dollar an Vermögensanlagen investierbar zu machen, die derzeit noch illiquide oder nicht handelbar sind, ist die Kooperation mit Swissquote nur ein – allerdings wichtiger – Schritt.

Nach dem «Asset Rush» strahlt Philippe A. Naegeli: «Zur Weiterentwicklung unserer Technologie-Plattform haben wir tolle Reaktionen aus dem Markt erhalten und konnten bereits Meetings mit verschiedenen Banken in die Wege leiten.»