Die Replik der UBS-Führung auf die Eigenmittelforderung des Bundesrats ist mit Spannung erwartet worden. Bankchef Sergio Ermotti hat dabei Bedenkliches öffentlich gemacht.
Bund und Bank, die einst mit bei der Notfall-Übernahme der Credit Suisse (CS) Hand in Hand arbeiteten, sind inzwischen auseinander gedriftet: Diesen Eindruck unterstrich der Auftritt von UBS-Chef Sergio Ermotti an einer Analysten-Präsentation zu den Quartalszahlen vom Dienstag.
Denn wie der CEO dort eröffnete, hatten die Experten, die den im vergangenen April veröffentlichten Bericht des Bundesrats zur künftigen Grossbanken-Regulation erstellten, die UBS dazu nicht kontaktiert. «Wir wurden für die Evaluation nicht konsultiert», gab Ermotti zur Protokoll.
Ansage der Bundesrätin
Wie auch finews.ch berichtete, empfiehlt der Report nicht weniger als 22 Massnahmen, wie die vier verbleibenden Grossbanken der Schweiz künftig zu regulieren sind. Als oberstes Ziel gilt dabei der Finanzministerin Karin Keller-Sutter zufolge, die Steuerzahler schadlos zu halten. Zu den Massnahmen zählt auch die Empfehlung an die UBS, mehr Eigenmittel anzusammeln.
Der Bericht nennt keine Zahlen, Keller-Sutter sprach aber zuletzt von einem Bedarf von bis zu 25 Milliarden Franken bei der grössten Schweizer Bank. Dies droht das operative Geschäft für die UBS zu verteuern und sorgte bereits zu einem zweitweiligen Rücksetzer von deren Aktienkurs von fast 10 Prozent.
Ermotti fordert Fakten
Die UBS-Führung hat dem bundesrätlichen Ansinnen seither vehement widersprochen. Anlässlich der Quartalszahlen der UBS war deshalb erwartet worden, dass die Bank nochmals ein Scheit nachlegt. Ermotti mochte sich am Dienstag jedoch nicht auf die Äste rauslassen: Er wolle den zukünftig zu erwartenden Eigenmittel-Bedarf nicht quantifizieren, erklärte der Tessiner. Denn dies wäre im jetzigen Stadium der Debatte pure Spekulation.
Stattdessen spielte der Vollblut-Banker den Ball an den Bund zurück. Dieser, forderte er, müsse jetzt Fakten liefern, inwiefern mangelndes Eigenkapital zum Untergang der CS geführt habe. Folgt man Ermotti, ist das nicht so einfach. «Expertengruppen stimmen mit uns überein, das fehlendes Eigenkapital nicht die Ursache für die spezifische Lage der CS gewesen sind.»
Schon jetzt ohne Staatshilfe stabilisierbar?
Was hingegen die UBS angehe, verfolge diese seit mehr als zehn Jahren eine Strategie, die sowohl auf ein robustes Geschäftsmodell wie auch eine solide Kapitalbasis setze, so Ermotti. Schon heute würde die Eigner der UBS mit mehr als 200 Milliarden Dollar an Verlust-absorbierenden Kapital dafür sorgen, dass die Risiken einer Bankenkrise vom Schweizer Steuerzahler ferngehalten würden.
Jene Aussagen betreffen dabei die Konzernebene; der bundesrätliche Bericht wies aber insbesondere auf einen Kapitalbedarf eine Stufe tiefer bei den Stammhäusern (Parent bank) hin. Dies, nachdem sich das CS-Stammhaus hatte sich bei der Krisenbank als schwächstes Glied erwiesen hatte.
Milliarden für das Stammhaus
Folgt man Ermotti weiter, ist bei der UBS aber bereits vorgesorgt. Geplant sei, die dort von den der CS übernommenen Risiken in der Bilanz mit zusätzlichen 9 Milliarden Dollar zu stützen; Ende Mai werden die beiden Stammhäuser UBS und Credit Suisse AG gemäss dem Integrations-Fahrplan zusammengeführt. Weitere 10 Milliarden Dollar seien erforderlich, um den Anforderungen der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (Finma) bezühlich der gesteigerten Grösse genüge zu tun.
Insgesamt, so Ermotti, mobilisiere die Bank heute schon fast 20 Milliarden Dollar an zusätlichen Eigenmitteln. Damit steht Keller-Sutters 25 Milliarden Franken nun doch eine Zahl gegenüber – es wird interessant zu sehen sein, wie der Bund diese würdigt.
Verhängnisvolles Katz-und-Maus-Spiel
So oder so wäre aber eine Abkehr vom derzeitigen Konfrontationskurs zwischen der Regierung und der grössten Bank des Landes dringend geboten. Dies, wenn es ernsthaft darum geht, die UBS aus Sicht der Schweiz sicherer zu machen. Gerade bei der CS zeigte sich, wie folgenschwer es ist, wenn Regulator und Regulierte sich feindlich gegenüber stehen. So hatte die CS die Finma wiederholt ins Leere laufen lassen, als es darum ging, dass Stammhaus der Grossbank stärker zu kapitalisieren. Ein Katz-und-Maus-Spiel, dass sich im März 2023 definitiv rächte.
Mit der zu Mega-Bank angewachsenen «neuen» UBS ist der Einsatz für die Schweiz nun nochmals viel grösser geworden. Bankchef Ermotti hatte schon recht, als er am Dienstag erklärte: «Diese Diskussion ist sehr wichtig für das Land.»