Die dänische Bank Saxo kommt in der Schweiz nicht zur Ruhe. Nachdem der erst vor anderthalb Jahren berufene Chef bereits wieder weg ist, übernimmt nun ein Mann aus der Zentrale in Kopenhagen die Zügel. Zeichnet sich damit wieder eine neue Strategie ab?
Bei der Saxo Bank Schweiz soll es nun ein Führungsduo richten. Wie das Institut am Mittwoch mitteilte, ist Stanislav Kostyukhin (Bild unten) zum neuen CEO der hiesigen Niederlassung ernannt worden. Er tritt seine neue Funktion bei der der dänischen Online-Bank per sofort an und komplettiert die Geschäftleitung um Oliver Buomberger, der als operationeller Leiter (COO) den hiesigen Chefposten interimistisch ausgefüllt hatte.
Dies, nachdem der bisherige Schweiz-Chef George Falkner bereits im Juli das Unternehmen abrupt verlassen hatte. Der einstige UBS-Banker war erst Ende 2021 zu Saxo Bank gestossen und hatte dort Renato Santi ersetzt, als dritter CEO innert drei Jahren.
(Bild: Saxo Bank)
Neuer Mann kennt das Angebot in- und auswendig
Wie es in der Mitteilung vom Mittwoch weiter heisst, habe Falkner das Institut aus «persönlichen Gründen» verlassen. Auf Anfrage von finews.ch wollte sich ein Sprecher der Bank dazu nicht weiter äussern. Nach einer so kurzen Amtsdauer ist aber davon auszugehen, das die eine oder die andere Seiten ihre Erwartungen nicht erfüllt sah.
Kostyukhin ist seit 2014 in verschiedenen Führungspositionen für die Saxo Bank tätig und wirkte zuletzt im Hauptquartier der Gruppe in Kopenhagen. Wie es heiss, kennt er die Prozesse, Produkte und Kunden der Online-Bank in- und auswendig; hingegen verfügt er über keine längere Erfahrung am Schweizer Markt. Deshalb vertraut man beim Institut nun darauf, dass er und COO Buomberger eng zusammenarbeiten und das Unternehmen so voranbringen.
Was geschah im ersten Halbjahr?
Wie es derzeit um dieses steht, ist ebenfalls unklar. Zahlen zum ersten Halbjahr 2023 hat das Institut bis anhin keine vermeldet; auf Anfrage hält es sich auch dazu bedeckt. Saxo Bank verdient weiterhin vorab an der Handelstätigkeit von Kundinnen und Kunden. Möglicherweise hat es die Erfolgsrechnung gespürt, dass sich viele Anleger angesichts der Börsenlage an der Seitenlinie halten.
Man darf nun darauf gespannt sein, welche Strategie der vom Hauptquartier eingeflogene Manager einschlägt.
3,4 Millionen Franken an Zinsen gezahlt
Bei Saxo Bank heisst es dazu, das Unternehmen bekenne sich felsenfest zum Schweizer Geschäft. «Unser oberstes Ziel ist und war es schon immer, ein breites Produktangebot auf unseren Plattformen zu bieten, die wir kontinuierlich weiterentwickeln, um die Bedürfnisse unserer Kunden optimal zu erfüllen.» Die Ernennung von Kostyukhin sei der Beweis für dieses Engagement.
Veränderungen in der Führung bedeuteten zudem keine grossen Veränderungen in der Strategie, sondern verbesserten die Art und Weise, wie diese Strategie umgesetzt werde. So konzentriere man sich darauf, Mehrwert für die Kunden zu schaffen – Saxo Bank Schweiz habe dazu etwa die Depotgebühren gesenkt und Kunden in diesem Jahr bereits mehr als 3,4 Millionen Franken an Zinsen gezahlt.
Investment-Strategie eingeschlagen
Hatte Saxo Bank in der Schweiz unter dem einstigen CEO Patrick Hunger eine Fintech-Strategie verfolgt und grosse Summen in die Erneuerung der Handelsplattform investiert, versuchte die Niederlassung unter Santi, neben Tradern auch längerfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger sowie Profiinvestoren anzusprechen und diesen Finanzprodukte und Portfolios zu verkaufen. Der Private Banker Falkner schien der richtige Mann, um diese Stossrichtung fortzuführen.
Der neuernannte Chef Kostyukhin ist nun wieder eher ein Produkte- und Handelsexperte. Vor seiner Berufung nach Dänemark leitete er den Bereich Sales Trading am Standort Prag. Über den Geschehnissen thront mit Niederlassungs-Präsident Andreas Amschwand ein früherer Handelschef der UBS, der sein Metier versteht.