Die Integration der traditionsreichen Credit Suisse läuft wie ein gut geöltes Räderwerk, beobachtet finews.ch. Nichts scheint die von UBS-Chef Sergio Ermotti in Gang gesetzte Maschinerie noch aufhalten zu können.
Gesagt, getan: Auf diese Kurzformel liesse sich Sergio Ermottis gesamtes Vorgehen bei der Integration der Credit Suisse (CS) reduzieren.
Ermotti sagte, das Tempo der Übernahme sei so hoch, dass er sich auf ein eingespieltes Team verlassen müsse. In der Folge sitzen in der Geschäftsleitung der kombinierten Grossbank praktisch nur Manager, die schon bei der UBS waren. Ermotti sagte, die Integration der CS Schweiz sei sein Basiszenario. Wie am Donnerstag bekannt wurde, wird die CS samt Brand bis im Jahr 2025 verschwunden sein.
Und Ermotti erklärte, der Personalabbau seie der härteste Part der Übernahme. Nun wird klar, dass es allein in der Schweiz zu 3’000 Entlassungen kommen wird.
Noch schneller, noch härter
Wie ein gut geöltes Räderwerk verleibt sich die UBS die im vergangenen März zwangsweise übernommene CS ein. Wegmarken werden mit hoher Präzision abgespult und das Tempo gar noch erhöht: Statt Einsparungen von 8 Milliarden Dollar bis 2027 will die UBS nun Kostensenkungen von 10 Milliarden Dollar bis 2026 erreichen. Da das Personal den wichtigsten Aufwandposten bei Banken darstellt, werden die nun angekündigten Entlassungen wohl nicht die einzigen bleiben.
Ermotti erklärte am Donnerstag vor Medienvertretern, es bleibe keine Zeit für Nostalgie. Dass da eine Bank mit 167 Jahren Geschichte untergeht, erscheint in den Plänen der UBS nur noch eine Fussnote zu sein. Während ein Schweizer ehemaliger CS-Manager unlängst erklärte, er habe bei der CS-Übernahme Tränen in den Augen gehabt, blicken die Manager um Ermotti bereits in die Zukunft.
Auf dem Weg zu 5 Billionen Dollar
Mit 3,7 Billionen Dollar an Kundengeldern ist die UBS jetzt schon die zweitgrösste Privatbank der Welt. Nach der Integration soll sie zu einem 5-Billionen-Dollar-Giganten anschwellen. Aus Sicht von Ermotti ist das gerade gross genug. Seiner Meinung nach sollte man sich bei Grossbanken nicht so sehr auf «Too big to fail» konzentrieren, sondern auf «Big enough to survive». Der Tessiner glaubt, ohne deutlich grössere Geldhäuser werde der Schweizer Bankenplatz in der Bedeutungslosigkeit verschwinden.
Nicht wenige in der Schweiz dürften das anders sehen, zumal im Parlament in Bern. Doch während die Gesetzesmühle noch nicht einmal in Gang geraten ist, hat die UBS die Fesseln des Staates bereits abgeworfen: Die Staatsgarantie hat die Bank zurückgegeben, die Liquiditätstützen braucht sie nicht mehr. Über eine allfällig Marktkonzentration in der Schweiz entscheidet bei der Bank derweil nicht die zuständige Wettbewerbskommission, sondern die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma).
Das ist dieselbe Behörde, die der UBS ein Eigenmittel-Moratorium bis 2029 eingeräumt hat.
Aktienkurs spricht Bände
Entsprechend steht die Politik auf ziemlich verlorenen Posten, wenn sie den Sturmlauf der UBS-Banker noch aufzuhalten versucht. An der Börse, dem unparteiischen Gradmesser für das Potenzial von Unternehmen, haben die Investoren das bereits einkalkuliert. Seit Anfang Jahr kletterte der Aktienkurs der grössten Schweizer Bank um fast einen Drittel und liess langjährige Höchstwerte hinter sich. Am Donnerstag legte die Aktie zeitweilig nochmals um 5 Prozent zu.
Nichts scheint Ermottis Maschinerie mehr stoppen zu können. Ausser, es gerät ein Sandkorn ins Getriebe.